Tagebuch: Schwimmerleben

Sonntag, 50 Meter Freibad, 1 geleinte Bahn

Uhrzeit: 9 Uhr, 15 Besucher, 4 davon auf der geleinten Bahn. Alles SchwimmerInnen. Hurra. Was für ein schöner Wochenabschluss.

1000 ruhige Meter, nur die neue Schwimmbrille nervt. Sie sitzt noch nicht richtig, so dass der Anfang schwer ist. Dafür weiß ich jetzt, wie es im Schwimmbecken wirklich aussieht. Ein Wunder, dass die MitarbeiterInnen das hingekriegt haben.

Auf 1100 will ich in die Rollwende, da platscht es. Zwei junge Männer sind von der Seite reingesprungen ohne jede Rücksicht, dass da geschwommen wird. Eine SchwimmerIn, die sich außerhalb der Bahn befand sagte: "darum schwimm ich im Freibad nie an der Seite. Ist mir zu gefährlich". Ich sage ihr/ ihm, dass man den MitarbeiterIn informieren sollte. Die Person antwortete " Das nützt doch sowieso nichts. Nur blöde Antworten." Ich schilderte, kurz,  was ich Montag erlebt hatte, dass es durchaus anders geht. Ich suchte also die MitrbeiterInnen. KeineR zu sehen. Ich schwamm auf die andere Seite, Brille hoch, stieg aus dem Becken. Im Aufsichtshäuschen saß keiner, am Beckenrand auch nirgends.

Ah, da, 1 MitarbeiterIn kommt hinter dem Rutschenbecken hervor. Der/ die andere Miatarbeiterin bleibt noch ein Weilchen dort hinten stehen. Die zwei waren vermutlich auf einem Kontrollgang den man jetzt zu zweit erledigen muss, auch wenn dann ein Schwimmbecken für mehr als 5 Minuten ohne Aufsicht bleibt.

Ich gehe auf einE MitarbeiterIn zu, wo sie hinschaut, sehe ich nicht, sie trägt eine Sonnenbrille. Ich grüße, keine Antwort. Ich bitte sie: "könnten sie mal schauen auf die Jugendlichen oder jungen Männer, erst von der SEite springen und die trudeln in der Mitte und..." Sie fragt mich: "wen meinen sie? Auf der Schwimmerbahn?" Ich:"Ja, der letzte, mittig rechts und der erste, der jetzt fast am Rand ist" Sie antwortet:"Und? Ich seh da niemanden, der dort nicht hingehört". Ok, denke ich und sage nur:"Gut, sie wissen besser, wer auf eine Schwimmerbahn gehört". Sie: "Na, sie müssen mir schon sagen, wen sie meinen". Äh...

Ich wiederholte: "Ist ok, sie wissen besser, wer schwimmt und auf eine Schwimmerbahn gehört. Ich habe keine Ahnung vom schwimmen und ihnen bereits gesagt, wen ich meine". Die Antwort:" Ganz genau, das weiß ich auch besser".

Na, dann.


Freitag, 50 Meter Freibad, 1 geleinte Bahn

Uhrzeit 8.30 Uhr

15 Besucher, auf der Bahn zwei nebeneinander Bäderbesucher die sich angeregt unterhalten.

Auf der ungeleinten Fläche kraulen 5 der Besucher.

Da läuft gewaltig was schief, aber es kümmert keinen.

Drei Mal 100, einmal 200 und dann nur noch mit Verrenkungen, keine einzige Bahn ohne Ausweichmanöver, aber immerhin, 5 Mal von 30 Bahnen kam ich an die Wand für die Rollwende.

Abgeleinte Bahnen sind offensichtlich magisch anziehend um dort an der Wand ein halbes Stündchen zu plaudern...

Donnerstag, 50 Meter Hallenbad, 2 geleinte Bahnen

Uhrzeit: 9.30 Uhr

6 Besucher, davon 3 auf den geleinten Bahnen inklusive nächsteR OlympiasiegerIn auf Bahn 6. Sämtliches vorstellbares Equipement am Rand, inklusive Isodrink. Das Wasser wird mit aller Kraft verprügelt. Hau drauf- ist die neue Disziplin bei Olympia. 2 Personen auf Bahn 5, lasst mich sein die Dritte, ich schwimm auch nicht in der Mitte.

3 Personen, störungsfrei, solang man nicht zu weit rechts schwimmt. Olympia will gelernt sein, noch haut er/ sie über die Leine die Köpfe der anderen. Oder kloppt mit Paddles unter Oberarme auf der anderen Bahn...


Mittwoch, 50 Meter Freibad, bei Ankunft wird 1 Bahn abgeleint.

Uhrzeit: 8.30 Uhr, 12 Besucher

Erst 1, dann 3 und zuletzt 5 Schwimmer in der abgleinten Bahn. Leichter Wellengang durch den Wind. Schwimmrausch.

Keine Behinderungen. Einfach himmlisch. Pause. 2 Besucher sprechen mich vom Beckenrand oben an. "Ist hier Training" Ich sage: "ja, für Sportschwimmer." Nachfrage: "Verein?" Ich sage "nein, für alle, die sportlich schwimmen". 5 Minuten später rudert eine Person auf dem Rücken in der Mitte. Die 2. Person steht an der Wand und reckt beide Beine diagonal in die Bahn, strampelt was das Zeug hält. 2 Schwimmer gehen, 3 wechseln in die ungeleinte Fläche. Dort kreischt eine  Badearmada bestehend aus vier Damen "Ey, da wird man ja nass, müssen sie hier schwimmen"

Wäre es nicht so nervig, könnte ich darüber lachen. Nass, im Schwimmbad....

Dienstag, 50 Meter Hallenbad, 2 geleinte Bahnen

Uhrzeit: 8.30 Uhr, 5 Besucher, davon je 1 in den beiden abgeleinten Bahnen. 1 Person spazierte im flachen Teil von recht nach links bis zur Wand. Ich wählte die Bahn, in der ein Schwimmer sich seinem Sport hingab.

Ohne jede Störung,konnte ich Meter machen. Schwimmerglück.


Montag, 50 Meter Freibad ohne abgeleinte Bahn

Uhrzeit: 8.15 Uhr Besucher gesamt: 10, davon 3 die einzeln schwimmen, der Rest plaudert in Gruppen

Ich kraule neben einem schnellen Schwimmer, der etwa mit 3 Meter Abstand zur Längsseite zwischen Bahn 5 und Bahn 6 schwimmt. Bahn 6 ist meine, 600 wundervolle Meter, ein wenig angetrieben durch die schnelle, schön ausgeführte Technik des Schwimmers. Bis mir plötzlich ein Mann direkt entgegenkommt. Vermutlich sieht er nichts, denn sonst hätte er sich eine andere Bahn gesucht, Platz war da. Im letzten Moment gelang es mir ihm auszweichen durch schnelles abtauchen. Hurra. Honk Alarm. Als der Schnellschwimmer an der Wand ankommt, frage ich ihn, ob er einige Zentimeter nach links rüber geht. Er guckt, sieht was los ist und sagt: gut, dann schwimm ich auf der Markierung. Gesagt, getan, ziemlich dicht beieinander ohne jede Berührung. Der Platzhirsch von Bahn 6 breitete sich immer weiter aus. Ihm geschah, was er selbst tut. Zwei Herrschaften mussten unbedingt sich noch an der Seite breit machen. Rücken. Beidarmig rudernd.

Platz genug? Egal, wir stören lieber wo es nur geht.

Also geh ich zum Aufsichthäuschen.

EinE MitarbeiterIn flieht. Wir hatten bereits zwei Mal das Vergnügen und ich wußte, dass dieseR MitarbeiterIn nur sagt"und, was soll ich tun" Nach dem schwersten Unfall den ich in diesem Bad hatte. Sichtbar der gesamte Oberarm von unten blutunterlaufen. Jedem der mir begegnete war klar, wie das passiert war. Sogar den Knall hatten zwei Bäderbesucher gehört, nur der Unfallverursacher und die/der MitarbeiterIn nicht.

Der andere Mitarbeiter verhielt sich vorbildlich. Er hörte zu, wiegelte nicht ab mit "Hab nix gesehen" "Müssen sie unter sich regeln"- Sätze, die fast jeder aus Berliner Bädern kennt. Er nannte das Verhalten das er nun genauer ansah "ärgerlich" und kündigte eine Lösung an: in diesem Bad wird 1 Bahn abgeleint. Mein Einwand "ohne Aufsicht nutzlos" beantworte er mit "wir werden da genauer drauf achten, dass dort geschwommen werden kann.

Ein Highlight trotz blödem Schwimmerlebnis. Und selbstverständlich habe ich der Verwaltung dieses tolle Verhalten mitgeteilt.


Samstag, 50 Meter Freibad in dem es laut Ankündigung eine abgleinte Bahn geben soll

Uhrzeit: 8.30 Uhr, keine geleinte Bahn, 6 BesucherInnen, 5 auf dem Rücken, 1 Schwimmer, der krault.

Heute ist Saisonbeginn in diesem Freibad.

Suche nach den Mitarbeitern, keineR zu sehen. Entdeckung, zwei sitzen hinter den zugezogenen Jalousien im Aufsichtshäuschen. Das Fenster geht auf Kipp, die sehr netten MitarbeiterInnen fragen, ob sie weiterhelfen können. Ich frage nach, ob doch keine Bahn abgeleint wird. Beide wissen nichts davon. Ich sage ihnen, dass mir am Vortag das so angekündigt wurde. Ich sage, dass es ja leer ist und vielleicht nicht nötig.  Das gekippte Fenster schließt sich wieder. Ich ziehe ungestört meine Bahnen und dusche anschließend hinter nicht vorhandenen Türen und kleide mich in einer Umkleide an, in der sich hübsche, bunte Deckel von Getränkeflaschen und ein Spinnen umwobener, nicht identifizierbarer Gegenstand unter den Spinden befindet. 2017 hat Spuren hinterlassen.  Föhn 1 geht nicht, ich fluche und spendiere ihm zwei 5 Cent Stücke um ihn zu bestechen. Keine heiße Luft. Föhn 2 geht und frisst den Rest meiner Münzen.

Freitag,  50 Meter Hallenbad, 1 geleinte Bahn ohne Beschilderung

Uhrzeit: 8.30 Uhr

Besucher gesamt: 12, davon 3 Jugendliche und  Kinder

4 BäderbesucherInnen in der geleinten Bahn, davon 3 die rechts schwimmen, 1 Person rudert in der Mitte auf dem Rücken

Fröhlich springende Jugendliche direkt neben der geleinten Bahn. Juchzend tauchen sie in die Bahn, plötzlich unter dir auf. Das macht Spass, wenn man solche Kollisionen am frühen Morgen erleben darf.

2 der älteren Jugendlichen hängen im 120cm flachen Teil auf der Innenseite an der Leine und strampeln. Yeah, endlich etwas Farbe am Bauch am nächsten Tag durch die kräftigen Tritte mit denen man nicht rechnet. Die Person die in der Mitte auf dem Rücken rudert schafft es die mit wenig Personen belegte Bahn für sich zu erobern. Später ankommende Schwimmer schwimmen lieber gleich  neben der Bahn.

Drei MitarbeiterInnen die am Kopfende auf der Bank sitzen haben nichts gesehen. Die MitarbeiterIn reagiert auf Bitte, auf die Jugendlichen einzuwirken mit den Worten "es sind nur 3 Kinder" und sorgt dann dafür dass die Kinder die Turnerei in der Bahn unterlassen. Fünf Minuten. Als ich wieder losschwamm, hing der jüngste wieder an der Leine, mit den Beinen in die Bahn gestreckt...