Abenteuer Notfall- I'm stayin' alive

Oder: warum ich froh bin, dass ich nicht zum ersten Mal einen Asthmaanfall habe der den Notruf erforderlich macht.

Von viel Herz  bis herzlos. Von liebenswürdig bis ätzend. Was man so erlebt, wenn man zum Notfall wird.

Mitternacht,  Hustenanfall der zum Asthmaanfall wird. Allein zu Haus.

Notfallsprays, Kortison, reicht nicht, Notruf. Und zur Eingangstür gehen, um sie zu öffnen (Das war mal ein Tipp eines Mitpatienten in einer Reha. Falls man ohnmächtig wird)

Empathie? Fehlanzeige

Es ist nicht das erste Mal in meinem Leben, auch nicht das erste Mal, das ich grade allein bin, als es passiert. Ich kann dieses Mal allerdings fast nicht mehr sprechen, so extrem ist die Luftnot.

Ich flüstere: „Mein Name ist...ich habe einen schweren Asthmaanfall“ Ich buchstabiere meinen Namen. Ich nenne die Adresse, Strasse, Hausnummer, Postleitzahl, Etage und „Tür ist offen“

Alles spult automatisch ab...

Der Mann, der den Anruf bei der 112 entgegen nimmt, blafft:“Wo ist das?“

Ich sage: „Sie waren am 04.04. an der Adresse und..“

Er blafft:„Ich war ganz sicher nicht bei ihnen“

Danke, genau was keiner braucht in so einer Situation.Geh in einem Callcenter arbeiten, wenn du kein Mitgefühl hast mit Menschen in Not

 

Nach recht kurzer Zeit kommen Notarzt und Sanitäter.

Der Notarzt steht vor mir und will die Krankenkassenkarte. Es wird alles sein, was er tut.Vor mir stehen. Er horcht die Lunge nicht ab.Er legt keinen Zugang. Es wird weder Kortison noch ein Blutdrucksenker gegeben. Keine Beruhigungsspritze, kein Antihistaminikum, nix.
Der Arzt fragt was, ich kann gar nichts mehr denken, es ist wie ein Vakuum im Kopf.

Der andere Sanitäter setzt mir dann endlich die Atemmaske auf. Er misst den Blutdruck.

Ich bin völlig fertig.

Notarzt: „Sie haben ihr Spray genommen?“

Ich möchte sagen: Nein, die drei Sprays lege ich immer so gegen Mitternacht dekorativ auf das Bett und ich umkralle das vierte aus Liebe zu ihm.“

Kompetenz? Fehlanzeige

Allerdings kann ich nicht mehr sprechen vor lauter Husten.

Ein Sanitäter misst die Sättigung. 99%. Und sagt: „Illusionierte Dyspnoe“

Ich weiß sehr genau, was er da sagt: eingebilderter Asthamanfall.

Danke Ar***, Leute wie du sind der Grund wenn Menschen in Not ein Trauma davontragen. Und das nur, weil einer der keine Ahnung hat, sich aufspielen will.

Mich verbal wehren kann ich nicht mehr.

Später wird sich herausstellen, es waren nur noch 50% Lungenleistung und ein Blutdruck von 210/ 168.

Dann werde ich in die Klinik gefahren.

Während der Fahrt tippt der Diagnose stellende Sanitäter eine Whats App Nachricht in ein Handy das er in der Hand hält.

In der Klinik, Sanitäter fragt, wo er hin muss. Krankenschwester: „Ihr kennt euch hier nicht aus?“ Er:“Nein, ist aber eine illusionierte Dyspnoe“

Ich versuche den Mann anzustarren, mir möglichst viele Details merken, wie er aussieht.

 

Krankenhausflur, es rauscht in meinem Kopf:
Ah, ha, ha, ha, stayin' alive, stayin' alive
Ah, ha, ha, ha, stayin' alive

Ich höre eine Frauenstimme, aus einem Raum gegenüber des Bettes, die über einen Patienten spricht (sie sagt den Namen des Mannes): „Das kann eine Darminfektion sein“

Frau kommt aus dem Raum zu mir und fragt warum kein Zugang gelegt sei.

Bin ich der Arzt?

Ich lebe noch. Das reicht mir zur Zeit.

Sie telefoniert. Geht weg, an eine Art Wagen. Nimmt was.

Antworten kann ich nicht mehr.

Sie ist die Ärztin, legt einen Zugang. Sie ist freundlich. Wenigstens das.

Ich habe nicht gesehen, wo sie ihre Hände desinfiziert hat. Sie stand am Bett, das stand im Flur. Kortison.

Umgangsformen? Fehlanzeige.

Irgendwann werde ich in einen Raum geschoben. Die Krankenschwester schnauzt mich an: „Machen sie den Oberkörper frei. Sie haben fünf Minuten, wir machen ein EKG.“

Ich mache hier gar nichts mehr. Das Kortison hilft schon. Mein Verstand kommt grade zurück, langsam, aber immerhin.

Richtig Stimme habe ich noch nicht. Die Krankenschwester kommt wieder. „Sie sind ja angezogen“ Ich flüstere:“Ich hatte einen schweren Asthmaanfall, wie reden sie mit mir“

Sie: „Ich muss ein EKG machen“ Ich sage:"Dann tun sie das und helfen mir beim ausziehen"

Sie schnauzt mich erneut an, sie würde nur ihre Arbeit machen.

Danke. Für die fehlende Empathie und besonders dafür, wie sie mir nach dem EKG die Saugnäpfe abgerissen hat. Geh weg, wenn du keine Lust auf den Job hast.

 

Die Ärztin entscheidet eine stationäre Aufnahme. Ein Mann holt mich ab, wir fahren durch eiskalte Gänge. Decke? Fehlanzeige.

Ich komme auf eine Station, die Nachtschwester ist sehr nett, sagt:“Wir füllen nachher die Formulare aus, sie müssen jetzt schlafen“

Das war wirklich lieb.

 

Zoff zwischen den Mitarbeiterinnen

Eine von zwei Mitpatientinnen klingelt, sie hat Durchfall. Das kann passieren. Besonders wenn ich nun weiß, dass ich auf der Gastro gelandet bin. Eine Hilfskraft kommt. Sie sage den Schwestern Bescheid…

Eine Reinigung erfolgt nicht.

Eine Stunde später: drei Personen betreten das Zimmer. Eine stellt Medikamente hin. „Ich muss ihren Blutdruck messen“ Ich frage eine Person, welche Medikamente das sind.

Die andere blafft mich an: „Wenn sie Fragen haben, fragen sie mich.“ Ich frage:“Gibt es einen Grund für ihre Unhöflichkeit?“

Sie: „Ja, ich bin hier die Fachkraft und nicht die“

"Sie müssen vier Mal inhalieren". Ich frage, was ich inhalieren soll. Die Antwort wird mehr gebellt als gesagt. Und geht.

Leute, ernsthaft. Ihr tragt eure Kompetenzstreitigkeiten vor Patientinnen aus? Geht weg.

 

Die andere Patientin macht erneut auf das Problem mit dem WC aufmerksam, patzige Antwort der Fachkraft: „Wir sind keine Putzfrauen“

 

Keime ahoi.

Geputzt wird die Toilette also weiter nicht. Mit Schild gesperrt auch nicht.

Das Frühstück kommt. Wäre wichtig, da ein Medikament nur zum Essen genommen werden soll.

Die Servicedame öffnet die Tür. Lappen in der Hand, wischt über den Tisch, stellt einen Teller auf den Tisch neben meinem Bett. „Weissbrot oder Toast, Marmelade oder Honig, Kaffee oder was“

Nein, kein „Was möchten Sie“.

Ich: „Eine Scheibe Weißbrot und Honig und eine Tasse schwarzen Kaffee, bitte“

Sie geht, ich sehe sie am Servicewagen, sie kommt zurück und hält eine Scheibe Toast in der Hand.

In der Hand mit der sie die Tür geöffnet hat, den Wischlappen genutzt hat und nein, sie hat weder im Zimmer noch draußen eine Desinfektion vorgenommen, ich konnte sie die ganze Zeit sehen. Nein, sie hält es nicht mit einer Zange, nein, es liegt nicht auf einem Teller. Und sie bringt Marmelade. Klatscht beides auf den Teller. Sie geht, kommt wieder und hat eine Tasse in der Hand, sie trägt sie so, dass ihre Finger von oben die Tasse anfassen.

Ich habe Angst was zu essen und lasse es auch. Ich kann aufstehen und das nutze ich, um mir draussen eine Tasse vom Wagen zu nehmen und Kaffee einzufüllen.

Weil niemand das Inhaliergerät eingerichtet hat, klingele ich etwas später. Ein Mann kommt ins Zimmer, gerade als die andere Dame im Zimmer von der Toilette kommt.Sie wusste nicht, dass die Toilette hätte gesperrt sein müssen. Er will nett sein und hält ihr die Tür am Griff auf.

Dann, ohne Desinfektion um die ich ihn bitte, richtet er das Inhaliergerät ein. Ich sage explizit: "Bitte nutzen sie wenigstens Handschuhe." Das tut er nicht, füllt die Lösung ein, fasst oben das Mundstück an.

Ich bin so froh, dass ich noch mein eigenes Notfallspray habe.

Keine der Personen, die ich im Zimmer gesehen habe, hat sich auch nur einmal die Hände desinfiziert.

 

Acht Minuten

Die Reinigungsfrau kam so gegen 10 Uhr, in 8 Minuten war sie fertig mit der kompletten Reinigung des Zimmers, der Toilette, Dusche, etc. Alles mit einem blauen Lappen. Ja, alles.

 

Keine Fachabteilung

Als der Arzt auftaucht, sagt er mir, dass er Kardiologe ist. Er ist der erste und bleibt der einzige, der sich die Hände desinfiziert, beim rein kommen, vor dem raus gehen.

Alle Werte die das Herz betreffen seien ohne Befund. Er ist wirklich sehr nett.

Tja, ich habe einen Asthamanfall gehabt. Klar, mit Bluthochdruck, aber es war ein Asthmaanfall, kein Herzanfall. Lungenfachabteilung gäbe es in der Klinik nicht. Deshalb bitte ich ihn, mich zu entlassen.  Die Praxis meines Lungenfacharztes ist zwei Minuten von der Klinik entfernt.

Er findet das gut und ist einverstanden. Fünf Stunden später bekomme ich den Entlassungsbrief.

 

Kein Termin

Beim Lungenfacharzt an der Rezeption sage ich, dass es zu einem zweiten Notfall binnen weniger Tage kam, in der Klinik kein Facharzt war und ich bitte zum Arzt muss. Die Arzthelferin:" Sie haben keinen Termin".

Und:"Mit einem Notfall müssen sie in eine Klinik.

Ich bleibe hartnäckig, sie geht die Ärztin fragen und sagt dann: "Sie können bleiben. Dauert aber zwei Stunden"
Geht doch einfach woanders arbeiten, wenn ihr null Empathie habt und nicht erfassen könnt, was man euch sagt und schriftlich vorlegt.

Ein Mann stand neben mir, auch ihn wollte man abweisen, auch er hatte sichtbar Papiere aus einer Notfallambulanz vor sich hin gelegt.

Feel the city breakin'

Ich war danach echt völlig schockiert. Obwohl ich schon als Notfall in Kliniken gelandet bin. So was habe ich noch nicht erlebt.

Was macht das mit einem Menschen, der zum ersten Mal einen Erstickungsanfall hat? Angst hat zu sterben, denn die hat man.

Man kann sich nicht wehren, man braucht Hilfe, Empathie und Mut.

 

Selbst ich habe mittlerweile Angst vor einem nächsten Anfall und wie man mit mir umgehen würde...

Genau deshalb habe ich das hier aufgeschrieben und habe meine Krankenkasse um Hilfe gebeten, die Klinikkette um Stellungnahme und ich recherchiere noch, von wo das Team kam, das mich so ätzend behandelt hat.


Der erste Notfall, nur drei Tage vorher, lief zum Glück anders.

Später Abend, nicht in den Griff zu kriegende Atemnot.

Anwesende Person ruft die 112. Stellt auf laut.

 

Ich konnte mithören, dass die Person bei der Feuerwehr sagte „Keine Angst, die Kolleginnen sind unterwegs. Bleiben sie ganz ruhig, wir sind gleich da.“ So und ähnlich wurde das noch mehrfach wiederholt.

Mutmacher

Mehrere Sanitäter und eine Notärztin kamen.

Während die Ärztin sich vor mich hinhockte, so dass ich sie ansehen konnte, legte sie einen Zugang, sagte ganz konkret, was sie tut: „Ich lege ihnen einen Zugang. Sie bekommen Kortison, es wird gleich besser.“

Von der anderen Seite kam ein Sanitäter, der mir eine Atemmaske vorbereitete, er sagte:“ ich setze ihnen das jetzt auf das Gesicht, kennen sie das schon“ Er legte die Maske an und strich mir nett über den Kopf:“Gleich wird es besser“.

Ein weiterer Sanitäter fragte mich, ob ich ihm sagen kann, wo meine Krankenkassenkarte ist. Er fragte mich, nicht die gesunde Person. Er lächelte und sagte: „Sie wissen, warum ich sie frage?“ Ich nickte. Er wollte checken, ob es schon besser wird. Ich sagte ihm, wo die Karte ist, er machte einen netten Witz als er sie fand.

Wir kennen uns aber noch gar nicht, oder? Aber das ist nicht der erste Anfall, oder“

Ja.

Die Ärztin fragte mich, in welche Klinik ich will. In die nächste? Ich bejahte. Es ging mir etwas besser, aber noch nicht gut. Sie sagte, sie spritze jetzt noch etwas damit es besser wird.

Sie redete mit mir die ganze Zeit, sogar als sie Dokumente ausfüllen musste.

Auf der Fahrt fragte mich der Sanitäter, ob es schon besser wird.

Empathie

Ja. Er sagte:“Aber zum tanzen reicht es noch nicht, oder?“

Ich musste echt lachen, was einen Hustenanfall auslöste.

Der Sanitäter sagte:“Oh je, also lieber keine Witze“. Ich:“Doch, heulen wäre auch keine Lösung“.

Die beiden Sanitäter wünschten mir gute Besserung als sie mich in der Ambulanz abgeliefert haben.

 

In der Klinik kam gleich eine nette Krankenschwester:“Ach du je, aber es tröstet sie vielleicht, heute sind sie nicht die erste mit Atemnot.“ Sie brachte mich schnell in einen Raum, sie holte eine Decke:“Sie frieren ja“ und strich mir über den Arm, als sie den Blutdruck messen wollte. Dann:“Sehen sie, der Blutdruck sinkt schon ganz gut. Es wird bald noch besser“ und „Ich muss ein EKG bei ihnen machen, darf ich ihnen das Oberteil ausziehen?“

 

Kompetenz

Eine Ärztin kam. Sie war sehr freundlich und sagte: „Heute ist die Pollenhölle los. Ist es denn schon wieder gut oder noch nicht so wirklich?“

Noch nicht wirklich. Sie sagte mir dann das sie noch ein Medikament in den Bauch spritzen lässt, ob das ok sei. Ja.

Sie meinte dann: „Ich mache mal das Licht aus, versuchen sie etwas zu ruhen. Wenn etwas ist, klingeln sie."

Keine stationäre Aufnahme nötig, als die Ärztin morgens gegen 5.30 Uhr noch mal kam. Ich fragte die nette Krankenschwester, ob es einen Kaffeeautomat gäbe. Sie ging weg und kam mit einem Becher Kaffee wieder.

Danke für so viel Empathie, schnelle und Mut machende Hilfe.

Ja, natürlich habe ich mich jeweils bedankt. Bei der Notärztin, bei den Sanitätern, bei der Krankenschwester und der Ärztin in der Klinik.

Aller guten- und auch nicht so guten- Dinge sind drei.

Vor ein paar Tagen dann der dritte Notfall.

Binnen sehr kurzer Zeit entwickelte sich ein Anfall, der die beiden vorherigen noch toppen wollte. Und wieder nachts

Also Anruf 112. Namen, Adresse und dass es das dritte Mal diesen Monat ist.

Freundlich. Kompetent. Zugewandt. Und wirklich liebenswürdig.

Eine sehr nette Frau sprach auf mich ein. "Wir kriegen das hin" und "Die Kollegen sind unterwegs" und "Können sie zur Tür gehen?" Ich sagte ihr, dass die Tür und der Anruf eins sind. Sie sagte:"Ah, ja, klar, sie kennen das. Setzen sie sich bitte in den Flur oder da hin wo sie sind. Wir sind gleich bei ihnen"

 

Es kamen wieder mehrere unglaublich nette Sanitäter und eine wunderbare Notärztin. Sie hockte sich vor mich hin, ich solle sie bitte ansehen. Sie horchte die Lunge ab, hörte nichts. Alarm. Der Sanitäter legte von der anderen Seite einen Zugang, er redete mit mir und sagte "Legen sie bitte ihre Hand einfach ab. Ich lege ihnen jetzt den Zugang" Die Ärztin sagte, was sie spritzen wird. Kortison und dann Morphin. Ich schüttelte den Kopf. So ein Hammer... Sie erklärte, warum sie das tun will; einverstanden. Es wurden weitere Medikamente gespritzt. Ein weiterer Sanitäter hatte  mir die Atemmaske aufgesetzt:"Sie kennen das bestimmt, gleich wird es besser. Und ihnen wird ganz schummerig, nicht wundern". Die Ärztin strich mir über den Arm und fragte:"Na, merken sie schon eine Besserung? Es wird alles gut." Sie gab sehr freundliche Anweisungen an die Sanitäter. Einer fragte nach der Krankenkassenkarte:" Reden sie noch mit mir, obwohl ich sie stechen musste? Wo haben sie ihre Karte"

Ich weiß, das wird so gemacht, um zu sehen, in welchem Zustand ein Patientin ist.

Das Morphin macht zwar einen Zustand wie Watte im Kopf, aber ich konnte ihm das sagen.

Ignorante Nachbarn- und das Auto

Ein Sanitäter sagte, er ginge runter, den Transportstuhl holen. Als er wieder kam, war er sauer. Zu Recht. Jemand hatte das Tor geschlossen, obwohl zwei Feuerwehrwagen mit Blaulicht dort standen.

Er musste einmal um den Block fahren und fragte mich, ob ich einen Schlüssel habe. Er konnte ja nur einen Wagen umsetzen, der andere, in dem die Notärztin unterwegs ist,  stand noch am nun geschlossenen Tor. Ich sagte ihm, wo der Schlüssel ist.

 

Die Ärztin fragte mich, in welcher Klinik ich die letzten beiden Male war. Ich sagte es ihr, auch, dass dort keine Lungenfachabteilung ist und ich bitte in die XXX Klinik möchte.

Als wir unten waren, konnte ich sehen, wer das Tor geschlossen hatte. Der Fahrer des Wagens, der sein Auto regelmäßig unter dem Schild „Parken verboten“ abstellt.

A***, jetzt reicht es. Sobald ich gesund bin, werde ich mal sehen, was man gegen diese Art Rücksichtslosigkeit tun kann.

 

Die Ärztin entschied, dass es nicht nötig ist, dass sie mitfährt und wünschte mir gute Besserung.

Auf der Fahrt fragte mich der Sanitäter, ob es besser wird. Ja, Ich sagte:“ Sie sind alle sehr nett, das beruhigt.“ Er sagte: „Oder das Morphin“ Ich musste lachen. Und wieder wie verrückt husten. Er meinte dann: „Lachen ist ja gar nicht so gesund grade“

Die Atemlösung war leer, er nahm, sie ab und fragte, ob ich es ohne versuchen will. Ja. Ich sagte: “Das Morphin macht echt Watte im Kopf“ Er antwortete: „Ach sie reden aber noch ganz normal, warten sie mal ab. Sie werden gleich schlafen können“

Die beiden Sanitäter, die mich in der Klinik ablieferten, wünschten mir gute Besserung.

Absurdistan

Ein Pfleger nahm mich in Empfang. Wechsel von Stuhl zu Bett. Er schob das Bett mitten in einem großen Raum. Kam wieder und ich fragte, ob ich bitte eine Atemmaske haben kann. Seine Antwort: „Wozu. Sie haben alles an Medikamenten bekommen, was sie brauchen. Ich habe seit 60 Jahren Asthma und sogar Copd und arbeite hier. Sie kennen die Lippenbremse, also.“

Ging weg.

Das war einfach Kompetenz überschreitend und übergriffig. Asthma ist nie bei auch nur zwei Personen gleich. Hat der die gleichen Allergien und/ oder die gleichen (anderen) Erkrankungen? Ist er in der gleichen Verfassung wie ich, die mit dem nun schwersten und dritten Notfall hier eingeliefert wurde?

 

Mittlerweile waren ein Alkoholiker (3,5 Promille wie ich hören durfte), ein Mann, der mehrfach, komplett nackt aus einem Raum kam und darum bat, zur Toilette zu gehen, eine Frau, die vor Schmerzen laut stöhnte um mich herum. Ärzte kamen und gingen.

 

Dann kam ein sehr netter Arzt zu mir. Er sah müde aus. Er gab sich allerdings wirklich Mühe. Er erklärte, dass er mich so eine Stunde hier behalte um mich unter Beobachtung zu haben und mich stationär aufnimmt. Er erwähnte die anderen Notfälle.

Ich hatte eines nicht bedacht. Diese Klinik gehört zu der Kette zu der auch die Klinik gehört in die ich die ersten beiden Male eingeliefert wurde. Ich hatte bereits daran gedacht, aufzustehen und einfach zu gehen,das hätte ich vermutlich auch getan, wäre er nicht so zugewandt gewesen

 

Im Laufe der dann folgenden drei Stunden mitten in dem Raum, kam es dann zu Vorfällen, die nur sprachlos und wütend machen.

So gegen 3 Uhr, ja, ich war immer noch auf dem Bett, mitten im Raum, hörte ich einen Dialog

Krankenschwester fragte „Seit wann haben sie das?“ Frauenstimme: „Seit zwei Wochen“ Krankenschwester:“ Seit zwei Wochen und dann kommen sie nachts um drei Uhr?“ Frauenstimme: „Ja, man kriegt ja erst in Wochen einen Facharzttermin.“ Krankenschwester: „Dann kommen sie vormittags“

Was daraus wurde, weiß ich nicht. Wie irre manche Leute sind.

 

Zwischenzeitlich hatte der Pfleger sich echauffiert: „Die mit Asthma geht stationär.“ Und dann:“Ich verstehe nicht, warum“.

Muss er auch nicht, er ist nicht Arzt, er ist nicht ich. Läster leise,  mich interessiert nicht, was er nicht versteht

 

So gegen 4 Uhr, immer noch im Raum.

Ein junger Mann, ca. 18, wurde eingeliefert von vier Sanitätern. Lautstarker Streit, der junge Mann mit Handy filmte  die Sanitäter.  Eine Krankenschwester ging hin und bat um die Krankenkassenkarte. Er hatte keine. Die Krankenschwester holte Formulare und bat den jungen Mann diese auszufüllen. Sie erklärte ihm, dass er von seiner Kasse das Geld zurück bekommt, aber die Formulare nötig sein. Sie sagte:"Wir möchten ihnen helfen, aber ich bin verpflichtet, das Formular mit ihnen auszufüllen. Der Mann wurde ausfällig, rannte in den Raum, Handy die ganze Zeit vor sich, filmte. Sowohl die Sanitäter als auch die Krankenschwester forderten den Mann auf, das zu unterlassen. Lange Rede- kurzer Sinn: am Ende waren ca 6-8 Polizist*innen da, die vier Sanitäter.Dieser Vollhonk bindet all diese Menschen.  Wegen so einem stirbt vielleicht jemand, weil Hilfe fehlt.

 

Etwa 4.30 Uhr:ein Mann kam um mich auf die Station zu bringen.

Wir fuhren, es war am anderen Ende der Klinik. Nur auf der Neurologie war ein Bett frei.

Bitte, mir egal. Ich war so unfassbar müde. Kortison, Morphin und noch mehr Zeug im Kopf, schwach durch diesen elendigen Husten, genervt von der Umgebung.

Der echt nette, aber auch sehr überarbeitete Fahrer brachte mich in den Aufenthaltsraum. Der ohne Licht war, lieb, dass er mit gedacht hat und mich nicht im Neonlicht des Flurs abgestellt hat.

Gegen 5.30 Uhr kam eine Krankenschwester.

Ich dachte ja, absurder geht es schon nicht mehr.

Doch.

Skurril

Sie sagte „Ich bin Schwester nennt ihren Namen“ und dann sagte sie meinen Namen und fragte: „Woher kommt denn ihr Name?“ Hä?

Ich sagte also:“Wie bitte?“ Sie: „Den Namen habe ich noch nie gehört. Woher kommt der denn“

Ich: „Hab ich von zu Hause mitgebracht“

Leute, was geht in eurem Kopf ab, wenn ihr so was fragt? Einen Menschen, der gerade einen schweren Asthmaanfall hatte. Und überhaupt.

Eine der hoch wichtigen Fragen war: „Sind sie Fleischesserin, Vegetarierin oder Veganerin.“

Absurd. Um diese Zeit, in dieser Situation.

Mit ähnlichen Fragen ging es weiter.

Ich kann ja verstehen, dass man so was regeln muss.

Kann man aber auch später machen.

Dann endlich ins Zimmer.

Ich packe meinen Koffer und nehme mit..

Zwei Stunden später: Pflegepersonal betritt das Zimmer. Eine Krankenschwester kommt an mein Bett und sagt:“Haben sie ihre Asthmasprays dabei? Wir haben nicht alles da.“

Ich: „Nein, dafür war keine Zeit, nur das Akutspray konnte ich noch einwerfen, die Sanitäter waren so nett, meine Wohnung abzuschließen und eine Tasche zu schnappen“

Sie, patzig: „Sie müssen immer ihre Sprays dabei haben, in der Klinik können wir nicht immer alles besorgen“

Eine zweite Krankenschwester brabbelt vor sich hin: „Ist ja komisch, mein Sohn hat alles doppelt und immer dabei“

Es ist mir, mit Verlaub völlig sch*** egal, was Söhne so haben. Ich ärgere mich aber über mich. Warum habe ich mich gerechtfertigt. Es war ein Notfall, die Sanitäter können nicht wissen, dass der Turnbeutel nicht alles beinhaltet, was man so die nächsten Monate braucht.

Ich notiere: gepackte Notfalltasche mit Riesenschild "Notfalltasche" versehen.

 

Ich konnte mir später nicht verkneifen, der Krankenschwester zu sagen, dass ich sogar alles zigfach habe. Schwimmtasche, Handtasche, Küche, Bad und alle Zimmer. Nur das XY Spray nicht. Ich habe sie gefragt, wie sie sich das so vorstellt, Dauermedikation, die unbrauchbar wird nach wenigen Monaten, von der Krankenkasse finanziert zu bekommen in doppelter Ausfertigung. „Ich habe es ja nicht böse gemeint“ Na, und was soll das dann?

 

In einer Klinik liegen Menschen, die krank sind. Menschen, die Hilfe brauchen. Diejenigen, die als Notfall eingeliefert werden, sind dankbar für so liebe Sanitäter, die an Tasche, Schuhe und Jacke denken. Sie sind dankbar, dass Sanitäter noch Fenster prüfen, die Wohnung abschliessen und, so wie in der Nacht vorher, fragen, ob sie die (sichtbare) Geldbörse in die Tasche tun sollen.

 

In der Ausnahmesituation eines Erstickungsanfalls kann man nicht daran denken, ein Medikament aus dem Kühlschrank holen zu lassen- man, ich freue mich, dass ich noch lebe.

 

Und zum Schluss: stellt sich heraus, dass es auch in dieser Klinik keine Fachabteilung gibt. Die sehr nette Ärztin ist ehrlich, sagt, dass sie eben keine Fachärztin ist und macht den Vorschlag, sie könne mich verlegen lassen in das XXX Krankenhaus, aber es ist Wochenende, da passiere nicht so wirklich was, weil es mir ja sichtbar viel besser geht. Und sie schlägt alternativ vor, mich zu entlassen und wenn es wieder zum Notfall komme, solle ich darauf bestehen mich in die genannte Klinik fahren zu lassen. Sie sieht es wie die Lungenfachärztin, es sind die Pollen. Alle Blutwerte sind top, keine Entzündung, kein Infekt, kein stattgehabter Infekt.

Klar bin ich einverstanden.

Ich frage sie, was sie meint zu Belastung, eher Vorsicht, halbe Kraft, gar nichts tun oder auch schwimmen.

Ich könnte sie umarmen, als sie sagt: "Sie können sich ja nicht in Watte packen und nur zu Hause sitzen, da wird man ja noch krank. Wenn es ihnen hilft, dann gehen sie schwimmen, wenn sie sich danach fühlen.  Sie machen einen sehr vernünftigen Eindruck und ich bin sicher, sie achten auf sich. Im Hallenbad sind ja auch keine Birken"

Eine Ärztin die Mut macht.

 

Life goin' nowhere,
somebody help me, yeah
I'm stayin' alive