Wer brüllt hat Recht?

Oder ist einfach überfordert.

In den letzten Monaten kam es in einigen, genauer in vier, Bädern zu sehr unschönen Szenen zwischen Bäderbesucher*innen und Mitarbeiter*innen.

 

Zuerst war ich in Versuchung, Aggressionen gegen mögliche Veränderungen anzunehmen.

Es kommt in Berliner Bädern- genau wie im Rest der Welt- immer wieder vor, dass Neuerungen oder Kritik abgelehnt werden mit "ham wa nie so jemacht- ick entscheide hier und nich die Herren inne Politik".

Der Sprechende ignoriert dabei nicht nur die Tatsache, dass auch Frauen Politik machen, er ignoriert jede Anweisung und führt sich damit auf wie der Herr über Bäder.

Diesen Satz habe ich selbst mal hören dürfen auf eine eher banale Frage. Ähnliche Äußerungen habe offensichtlich nicht nur ich gehört, wenn ich meine E Mails so lese. Und es sind nicht nur Männer, die sich so äußern.

 

Die Verweigerung gegenüber Neuem ist nicht der alleinige Grund für derartig unhaltbares Benehmen gegenüber Bäderbesucher*innen. Oder?

Das Jahr des Brüllens?

In diesem Jahr gab es mehrere, sehr auffallende Verhaltensweisen in einigen Bädern. Drei davon in einem Bezirk, das andere im Nachbarbezirk.

 

Auf Kritik, ja sogar auf Bitten,  wurde mit Gebrüll und Unsachlichkeit reagiert, so dass umstehende Gäste nicht nur jedes Wort mitbekamen, sondern sich auch in Mails an mich wandten. Ich selbst wurde drei Mal Zeugin von solchen Ausfälligkeiten in den letzten drei, vier Monaten.

Klingt erstmal nicht übermäßig, aber wenn man bedenkt, dass ich nur in jeweils einem Bad, nur ein kleines Zeitfenster, anwesend bin, ist es viel.

Wenn Mitarbeiterinnen oder  Mitarbeiter in Schwimmbädern Gäste anbrüllen, dann hat das möglicherweise auch damit zu tun, dass sie überfordert sind.

Ob mit dem Job ansich, mit Arbeitszeit, Arbeitsort oder Arbeitskolleg*innen, ob mit der Führung,  kann ich natürlich nicht beurteilen.

Was ich beurteilen kann, ist, dass Gäste, die beleidigt werden, Gäste denen unterstellt wird in aller Öffentlichkeit, "schwierige Person" zu sein, nicht wiederkommen.

Schwieriger Gast

-tatsächlich oder der despektierliche Versuch Bäderbesucher*innen abzuwimmeln?

Mir ist am Anfang gar nicht aufgefallen, dass dieses Gebrülle fast gleichauf ist mit der Methode, einem Gast, der sich in irgendeiner Form beschwert, gesagt wird, dass es noch nie (diese) Beschwerde gab. Die "warum" Frage" wird als Gegenfrage genutzt.

Eine Frau beschwerte sich über die Unsauberkeit in der Dusche. Der Satz "das kann ich mir gar nicht vorstellen" fiel seitens der Mitarbeiterin. Und sie blieb sitzen, wo sie saß.

Nur einen Moment später kam die nächste Dame und regte an, die Damenduschen mal zu säubern. Die selbe Mitarbeiterin sagte tatsächlich "warum". Und blieb sitzen, wo sie saß.

Ich war bereits fertig mit Schwimmen und geduscht, chillte noch ein paar Minuten auf einer Bank und war neugierig geworden.

Und tatsächlich. Jemand hatte in die Dusche gekotet...

Eine Frau bat einen Mitarbeiter, eine andere Frau darauf hinzuweisen, dass Schuhe, Hackenporsche und Co nichts in der Dusche verloren haben. Sie hatte selbst, sehr freundlich, die Besucherin gebeten, die Dinge draußen zu lassen. Die Angesprochene wurde sehr unflätig.

Der Mitarbeiter wurde nicht nur sofort laut. Er bezeichnete die Frau, die um Abhilfe gebeten hatte, als "schwierigen Gast"-

Der Mitarbeiter brüllte regelrecht rum. Die Hausordnung schien ihn überhaupt nicht zu interessieren. Mich hat es besonders entsetzt, dass die Frau, die so behandelt wurde, um die 80 Jahre alt ist und der Mitarbeiter überhaupt keinen Respekt hatte.


Beide geschilderten Situationen sind nur Beispiele von sich häufenden Szenen in den erwähnten vier Bädern.

Ich unterstelle in zwei Fällen deutlich Absicht und Arbeitsverweigerung.

In den meisten Situationen glaube ich allerdings, dass es andere Ursachen gibt.

 

Ich kann nachvollziehen, dass man überfordert sein kann. Trotzdem darf es auf keinen Fall zu derartigen Situationen kommen.

Vielleicht sollte tatsächlich mal eine Schulung stattfinden, die Kommunikation in schwierigen Situationen zum Thema hat-

 

Eine Art Sonderfall scheint die sich häufende Situation zu sein, dass laut angesprochene*r Beschäftigten kein*e Vorgesetzt*er anwesend ist oder angesprochene Beschäftigte sich als "Chef" ausgeben. Das ist mir selbst auch schon passiert. Einmal war die Situation so banal, dass man lachen müsste, wäre es nicht so bitter.

Ich wollte etwas wissen über das Bad. Beschäftigte wusste es nicht. Auf die Frage, wer das weiss, "der Chef". Ich fragte also nach dem Chef. Sie: "Das bin ich".

Ja, so hab ich auch geguckt.

In meinem Fall keine wichtige Sache, wenn aber sich jemand beschweren möchte oder eine Frage hat, ist so ein Verhalten hahnebüchen und respektlos.

Warum ich die Bäder nicht nenne?

Weil das keinen Sinn machen würde.

Es ist ein grundsätzliches Problem welches gelöst werden muss.

Der Großteil der Mitarbeiter*innen macht einen tollen Job. Das wird aber zerstört von denen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht im Griff haben

Wer zu dem Thema etwas sagen möchte: info@schwimm-blog-berlin.de

Selbstverständlich behandle ich alle Zuschriften diskret.