Die Geschichte dahinter: Ein Mariendorfer Wasserbecken

So manche Schwimmerin läuft jetzt durch ihren Kiez und und kommt dabei auf Ideen.

Der Gedanke, den ich hatte beim Anblick dieses ehemaligen Brunnens, dürfte klar sein.

Ein paar Liter Wasser, Schwimmanzug, Badekappe, Schwimmbrille....

Leider zu klein, selbst mit Schwimmstrippe.

Dabei könnte ich es belassen.

Wäre aber schade, denn das ganze Bild verbirgt eine interessante, kleine Geschichte aus meinem Heimatkiez Mariendorf. Ein Ortsteil in Berlin, der nicht so bekannt wie andere ist, dennoch so viele, noch unerzählte und vergessene Geschichten verbirgt, dass man Zeit braucht, um sie zu erzählen.


Drei Brunnen in der Stadt

 

1960

2020


Der ehemalige Brunnen auf den Fotos befindet sich an der Ecke Bosporusstraße- Goldenes Horn in Mariendorf.

 

Dort befindet sich eine, mit Amerikanischer Hilfe, aufgebaute Siedlung, die heute zu Teilen unter Denkmalschutz steht.

Bauherr war die Gemeinnützigen Heimstätten Aktiengesellschaft (GEHAG), die die Grundstücke 1938 'gekauft' hatte.



Im Wiedergutmachungsamt (WGA)  Berlin lassen sich viele Akten finden mit Anträgen zur Entschädigung von den ehemaligen Eigentümerinnen und Eigentümer von Grundstücken am Dardanellenweg und anderen.

Mit Klick auf die Bilder kommt man zu den Archiven



Architekt der Siedlung war Wils Ebert, Bauhausschüler und  maßgeblich beteiligt am Kollektivplan, zum Wiederaufbau Berlins. Mietskasernen waren zerstört, Ebert und Sharoun (informativer Tagesspiegel Artikel) träumten  von einer neuen, lebenswerteren Stadt. In kleineren Wohneinheiten, mit  Schule, Geschäften, Kindergarten, in unmittelbarer Nachbarschaft, sollten die Bewohnerinnen und Bewohner sich wohl fühlen. (Die späteren Trabantenstädte sind das Gegenteil dieser Idee).

Bezeichnend auch die Namen der Siedlungen: Nachbarschaft Mariendorf, Mariendorf Ost. Zugehörigkeit statt anonyme Mietssiedlung.

So wie in Mariendorf Wohnungen gebaut wurden, wurde in vielen Teilen der zerstörten Stadt gebaut und so kommt es, dass es den Brunnen, mitsamt der Plastik, in exakt derselben Ausführung, drei Mal in der Stadt gab.

Jörg Joachim Blase hat die Bronze Plastik  1959 geschaffen. Sie stellt eine  Brücke  über dem Wasserbecken dar.Das sieht man am besten, wenn man seitlich zur Plastik steht.


In Mariendorf wurde der Brunnen  1960 feierlich eingeweiht. In Spandau, Walldürner Weg  7 und in Neukölln,  im Bruno Taut Ring 9, in den Grünanlagen,  wurden sie 1965 aufgestellt.

Soweit mir bekannt, ist  nur das Wasserbecken in Mariendorf noch sichtbar. In Spandau und Neukölln wurden die Wasserbecken verfüllt und das kleine Brunnenbecken ist nicht mehr zu erkennen.

Es wäre doch schön, wenn der Brunnen instand gesetzt und in Betrieb gehen könnte. Heutige Eigentümer sind meines Wissens nach Deutsche Wohnen...

Sollte das jemand lesen und Fotos  der ehemaligen Brunnen in Spandau oder/ und Neukölln machen, freue ich mich und veröffentliche gern (mit oder ohne Namensnennung, je nach Wunsch)

Danke an Miklas für die Unterstützung bei Recherche