Stadtbad Tiergarten

West Berlins letzter Zweckbau*

Nun war ich wieder einmal im Stadtbad welches mitten in der Hauptstadt eine sogenannte Filetlage hat, aber das interessiert immer noch niemanden.

In direkter Nähe des Hauptbahnhofes, 10 Minuten zu Fuß, liegt das Hallenbad mit dem wohl idealsten Standort seit aus dem Lehrter Bahnhof der Hauptbahnhof wurde.

Weder Hinweisschilder noch sonst irgendwas weist Touristen den Weg in dieses Hallenbad

Den ersten Hinweis auf das Bad findet man 5 Meter vor dem Eingang.

Vielleicht ist das mittlerweile auch besser so.

Vergangenheit der Zukunft

Die West Berliner Insel, keine unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 1984. Dies sind die Abenteuer des Bausenats, der mit seiner Besatzung seit gut 15 Jahren unterwegs ist, um 1970 Jahre Bäder Ungetüme im Stadtbild fest zu halten.

Viele Lichtjahre von der Moderne entfernt, bleibt es dabei: moderner Neubau in fernen Galaxien- hier nur was der Mensch schon zuvor gesehen hat...


Ok, ein wenig fies, aber wenn man schaut, was in den 1980 er Jahren bereits an moderneren Wegen im Schwimmbadbau möglich war und das Stadtbad Tiergarten sieht, vielleicht auch verständlich. Quadratisch, Beton, eine Farbgestaltung zum davon laufen. Und seither sind mehr als 30 Jahre vergangen, die Verwaltung der Bäder dem Land übertragen, unterschiedliche Bäderchefs gekommen und gegangen. Bisher kam niemand auf die Idee zumindest mit Farbgestaltung etwas zu verbessern.

Es macht mich immer noch traurig und wütend, eines meiner früher favorisierten Bäder in diesem Zustand zu sehen.

Vor 34 Jahren eröffnet, direkt neben dem damals existierenden Freibad in der Seydlitzstrasse 6.

 

Es heißt, ab 2019 soll das Bad saniert werden. Und ein Außenbecken erhalten.

 

 

Zeitmaschine

Und ja, das war schon mal im Gespräch. Sowohl die Sanierung, die längst begonnen haben sollte, wenn Pläne geplant und planmäßig umgesetzt würden, als auch das Außenbecken. Geplant, die Finanzierung geklärt. Gebaut wurde: kein Außenbecken.Das Freibad war 2002 von den Berliner Bäder Betrieben aufgegeben worden. Obwohl es gut 10 Jahre später Fördergelder gab zur Sanierung eines Außenbeckens, bestand daran offensichtlich kein Interesse. Jedes Engagement der Anwohner, von Politikern wurde ignoriert, die Fördergelder verfielen. Mittlerweile steht auf dem Gelände ein Spa, gut besucht. Daneben ein Bolzplatz

 

Nun ist die Rede von einem Lehrschwimmbecken. Im Ernst! Begründet wird das mit "Zuzug junger Familien mit Kindern"- die dort dann schwimmen lernen sollen. Die zugezogenen Erwachsenen und Kindern, die dem Schwimmsport nachgehen planschen dann wo?

Gegenwart

Geht man durch die Tür sieht man links das Kassenhäuschen in einem kleinen Vorraum.

 

Mein vorletzter Besuch:

Im Vorraum gibt es einige Belegungsinformationen. Einen Schaukasten mit Schwimmzubehör.

Zettel: Die Gastronomie ist Samstags und Sonntags geschlossen. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Verständnis von Geschäftstüchtigkeit.

Äh, Moment.Es gibt 'ne Gastronomie?

Im gesamten Umfeld des Stadtbades gibt es kein Café, sollen die Leute doch ihr Geld nebenan in das Spa tragen oder wie?


Die Treppe rechts führt in die ehemalige Brausen und Wannen Abteilung. 

Es klingt heute vielleicht befremdlich, aber auch vor knapp 35 Jahren hatten noch nicht alle Wohnungen Bäder, deshalb wurde auch in diesem letzten Schwimmbad Bau in West Berlin eine solche Abteilung benötigt. Die Wannen sollen noch existieren. Vermutlich werden sie abgerissen, sobald die Berliner Bäder Betriebe die Räumlichkeiten vermieten können. Das wäre Frevel. Hauptbahnhof. Touristen. Tagesgäste, Menschen ohne Obdach. Warum wird die Einzigartigkeit dieser Tatsache keine Idee entwickelt? Ein Café, Massage und weitere Dienstleistungen in dieser Lage lassen sich die Berliner Bäder Betriebe entgehen.


Drehkreuz. Nach rechts gehend betritt man die Gänge zu den Umkleiden.

Vorn die Herren und Jungen, hinten Damen und Mädchen.

Als Zwischenbemerkung: scheint aber die Gäste nicht zu interessieren. Das war 2015 so und bleibt so.

Alte Dame im Herrenbereich, junger Typ im Damenbereich.

Kommt man zum Damenbereich, sind Gänge gesperrt. Schilder mit dem Hinweis: hier wird gereinigt, erklären diese Absperrung. Abgesperrt war immer, egal wann ich da war.

Im Gang findet man Spinde in schicken 1980 Jahre braun und gegenüber ausreichend viele Einzelkabinen. Dunkel. Düster.

Allerdings immer noch einladender als im jüngeren Wellenbad.

Die Kabinen, die ich einsehen konnte waren  sauberer als 2015. Ebenso die Spinde.

 

Zur Dusche kommt man, ebenso wie zum WC, den Gang weiter runter und hier kriegt man spätestens Zustände. 

Es ist wieder nur relativ sauber gewesen. Das Bad war sehr gut besucht, vielleicht braucht man einfach wieder Badewärter? 

Die WC waren einigermaßen sauber.

 

Beschreibung aus 2015

Die Duschräumlichkeiten sehen  abgeranzt aus. Es gibt Haken und jetzt auch Ablagen, wenige, aber immerhin.

Das Bad ist alt, aber solche, was auch immer, Flecken überall? Die Duschen verfügen über Temperaturregler und funktionieren auf Druck. Es gibt Seifenablagen, die aus meiner Sicht sofort ausgetauscht gehören. Egal ob die sauber sind, diese gelben Flecken, dazu die Gilbfugen, schrecken bestimmt viele Nutzer.

Tür führt zum Schwimmbecken- ist ja nun auch nicht überall selbstverständlich in Berlin

 

50 wunderbare Meter, 3 geleinte Bahnen (während öffentlichem Schwimmbetrieb)

 

Nichtschwimmrbecken, getrennt, wie in vielen Bädern dieser Bauart, durch eine große Ablage und Sitzmöglichkeit.

An der Wand gibt es Haken für Handtücher oder Sporttasche, ebenso einige Liegestühle.

Mit Blick auf die Wiese, die bei diesem Wetter zwar nicht einladend aussah, könnte ich einen Wutanfall kriegen ob der Tatsache, wie oft ich den Hinweis bekam, dass die Außenanlage geschlossen blieb im Jahrhundertsommer 2018. Mal hieß es "Bauarbeiten"- die nicht zu sehen waren, ein anderes Mal war die Tür mit einem Besen versperrt.

 

Es war sehr voll. Ich habe mindestens 60 Besucher gezählt, aber eine der abgeleinten Bahnen war gerade etwas leerer. 

Der Abstand zwischen Wasser und Beckenrand ist ideal zum hineingleiten. Die Wände prima für die Rollwende.

Alles Schwimmer*innen, alle Stile, senkrecht, waagerecht, alle Hilfsmittel, privates Training.

 

Aus meiner Beschreibung 2015

Beim rausgehen findet man die Föhne an der Front der Umkleidegänge. Sehr niedrig, es befindet sich ein Klappsitz an der Wand. Der andere Föhn im Gang war defekt. Ein Gang weiter, besetzt.

Jetzt muss ich aufpassen, nicht ausfallend zu werden. Die von mir gesehenen Klappsitze sind verschmutzt, ich würde mich lieber in meinem Rucksack föhnen als dort Platz zu nehmen.

Das kann man ändern, aber...

Das ehemals weiße Plastikding ist uralt.

Ich glaube, hier ist nix mehr zu retten. Dieser 1980 er Jahre Charme in Schmutzoptik gehört sofort ausgetauscht. Irgendwelche billigen Gartenstühle wären besser. Die "Handföhne" sind peinlich. Was ist das? Reiseföhne, die wie Vögel zwitschern sollen? Erstens sind die sehr schwach, zweitens machen sie Geräusche, je nach Haltung schwächer und stärker als wollte die gleich explodieren. Die müssen weg.

 

Beim letzten Besuch war es kaum verändert, aber die Föhne, die ich sah, waren deutlich besser und sauberer. 

 

Fazit

Für Sportschwimmer die sich zu wehren wissen gut geeignet. 

 

Ausstattung

50-m-Becken 27 Grad

geleinte Bahnen

Nichtschwimmerbecken 

Sprungbecken mit 3 Meter Brett und 1 Meter Sprungbrett

Anfahrt

Das Hallenbad findet man, wenn man vom Hauptbahnhof kommend, Ausgang Europaplatz, nach links geht. Man kann dort auch zum Beispiel den 245 er Bus nehmen und eine Station fahren bis Lehrter Straße/ Invalidenstraße. Oder man nimmt den 120 er zur Seydlitzstraße. Zu Fuß sind es aber nur knapp 10 Minuten.

* Das Wellenbad am Spreewaldplatz ist in Berlin (West) das erste Freizeitbad gewesen

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