Schwimmhalle Hüttenweg

In Berlin existiert die schönste, abwechslungsreichste Bäder Landschaft die es in Deutschland gibt. Durch die Tatsache der geteilten Stadt gibt es die unterschiedlichsten Bautypen. Kombibäder zum Beispiel  im Westteil, sogenannte Volksschwimmhallen im Ostteil der Stadt. Identischer Bautyp bedeutet noch lange nicht identisches Innenleben. Durch Sanierungen, die mal lieblos unter dem Motto "hau raus die Kohle",  mal durchdacht mit Sinn für Ästhetik erfolgten, unterscheiden sich auch Baugleiche Typen erheblich. Meine Beschreibungen sind natürlich subjektiv. Sie stehen und fallen mit dem, wie ich die Atmosphäre im Bad empfinde. Und die ist für mich in allererster Linie von den Mitarbeitern abhängig. Ich fühle mich unwohl, wenn Menschen unfreundlich sind und bin dann empfänglicher für andere negative Eindrücke. Umgekehrt sehe ich manches negative nicht, wenn ich das Gefühl habe, von freundlichen Menschen umgeben zu sein.  Manche Bäder kenne ich sehr gut, andere besuche ich nur selten. Alle Beschreibungen die vor 2016 entstanden sind habe ich entfernt und werde sie nach und nach erneuern. Die früheren Beschreibungen waren ohne Bilder und teilweise hat sich einiges geändert in den Bädern. Manche sind der Öffentlichkeit nur noch wenig bis gar nicht zugängig. Das jeweilige Datum in Beiträgen wurde so angegeben, dass kein Rückschluss auf den Tag des Besuches möglich ist.

Kasernen, Panzer, Munitionsdepot, the American Way of Life in Berlin,  und mitten drin ein Schwimmhalle.

So war es früher, bis zum Abzug der amerikanischen Alliierten aus Berlin, 1994.

Die Schwimmhalle wurde 1977 aus dem Bäderbauprogramm finanziert, gebaut für die Soldaten und, soweit zu recherchieren war, 1978 eröffnet.

Die Amerikaner hatten, wie alle alliierten Mächte, ihre eigenen Städte in der Stadt. Neben den Kasernen gab es alles, was man braucht. Einkaufszentren, Schulen, Kino, Sport und eben auch die Schwimmhallen.

Those were the days

In unmittelbarer Nähe der ehemaligen Turner Barracks, errichtet neben dem damaligen (und heutigen) Cole Sport Center*, war das Bad nur zu nutzen, wenn man auf einer Gästeliste stand. Heute hat das etwas surreales, wenn ich zurückdenke. Einlass nur gegen Ausweis, bestens bewacht durch die Soldaten. Im Grunewald, wo sich unter anderem Munitionsdepots befanden, konnte es, auch außerhalb von Sperrgebieten, passieren, dass plötzlich Panzer vor einem standen.

 

Auf der Trumanplaza, das heute "Fünf Morgen" heißt, wurde das Deutsch Amerikanische Volksfest jahrzehntelang gefeiert**

Auf der damaligen Trumanplaza, einem gut bewachten Einkaufszentrum der Amerikaner, wurden und werden Häuser errichtet. Nur erreichbar wenn man über geschlossene Tore steigen würde. Alles wie immer....

 

Die Schwimmhalle wurde im März 2011, nach 1,5 Jahren Sanierung, wieder eröffnet.

Für 3,2 Millionen Euro wurden Dach, Fassade, Fenster und die Technik erneuert und, wie ich finde, optisch aufgewertet.

Es lohnt sich, einmal um das Schwimmbad herum zu laufen. Der Blick quasi durch die Schwimmhalle hindurch.

Erhardt Körting, SPD, damaliger Innensenator, meinte zur Eröffnung, dass nun der Öffentlichkeit ein kommunales Hallenbad im Bezirk zur Verfügung stünde. Beschönigende Aussage. Nachdem bereits 9 Jahre vorher das Stadtbad Zehlendorf an der Clayallee aufgegeben wurde von den 1996 gegründeten Berliner Bäder Betrieben, wurde die Schwimmhalle Hüttenweg nach der Sanierug der Bevölkerung nur in sehr begrenztem Umfang zur Verfügung gestellt. Das Bad war zum Frühschwimmen von 6-8 Uhr, an 2 Nachmittagen bis 22 Uhr und Sonntags von 8-15 Uhr geöffnet. Immerhin, mehr als 2017. Entgegen der Aussage im Bäderkonzept 2025, in dem das Bad als sogenanntes Mischbad (Nutzungskonzept 50% Öffentlichkeit und 50% Vereine und Schulen) ausgewiesen ist, wurde die Schwimmhalle Hüttenweg im Herbst 2015 in ein Schul- und Vereinsbad umgewidmet. Das hieß, nur noch zum Frühschwimmen und Sonntags Einlass für Vollzahler. Begründet wurde diese irrsinnige Maßnahme in einem Ortsteil ohne weiteres kommunales Schwimmbad nicht. Seit Herbst 2016 hat die Öffentlichkeit wieder an 2 Nachmittagen, zum Frühschwimmen  und Sonntags Zugang. In dieser Saison allerdings erneut gekürzt. Die Umsetzung des Bäderkonzepts ist auch hier bis heute nicht erfolgt wenn es um Nutzung durch die Öffentlichkeit geht. Das Bad wird unter "Schul- und Vereinsbad" geführt.

Betritt man das Bad, ist rechts das geschlossene Kassenhäuschen, links das Drehkreuz. Vorn die Herren und hinten die Damen. Farblich unterschiedlich, Damen rot, Herren blau.  Sammelumkleiden, zwei Einzelkabinen.  Wenig Platz, Bänke mittig, eng, wehe wenn es voll ist. Dann ist kuscheln gratis.  Den Sanitärbereich erreicht man über den Durchgang, Duschen links, WC rechts. Letztere waren blitzsauber, was man von den Duschen bei meinen Besuchen nicht wirklich sagen kann. Haken sind vorhanden, Ablagen vermisse ich. Keine Temperaturregler, aber sie liefen ausreichend lange.

Winkelgang zum Schwimmbecken.

 

25 Meter blaues Wasser im Edelstahlbecken

Inklusive Schweissausbruch. War ich in einem Warmbad gelandet? Die Luft hatte gefühlt 35 Grad.

Abkühlung würde gleich das Wasser schaffen. 26 Grad gibt der Betreiber an.

Das ist ein Witz. Das Wasser hatte beim ersten Mal gefühlte 30 Grad, bei wiederholten Besuchen habe ich 29 und 28 Grad gemessen.

Die Außenbahn am Fenster war jeweils abgeleint. Was dort stattfand, war völlig unterschiedlich. Hatte ich vormittags gesehen, dass "Kurse" aus einem Kind zu bestehen schienen, aber alle Bahnen abgeleint waren- die anderen Kinder hatten sich vermutlich grad in Luft aufgelöst, war an einem der  Nachmittage ganz Zehlendorf im Schwimmbad. Und alle auf der geleinten Bahn. Auch der Vater, der seiner etwa 10 jährigen Tochter Schwimmunterricht gab. Brettchen, Schwimmflügel inklusive. Interessierte keinen.

Bei zwei weiteren Besuchen war es zumindest möglich 50 Meter am Stück, also zwei Bahnen zu schwimmen. Ein Besuch endete fast in einer Prügelei, weil ein Mann meines Alters meinte, mich stoppen zu wollen, als ich in die Rollwende ging. "Was soll das"? fragte er.  Ich war noch in der Phase guten Willens und antwortete ihm, dass ich schwimme. Nach einem Disput, er war der Ansicht, man dürfe keine Rollwende machen, wenn Leute sich an der Wand unterhalten... bin ich neben der abgeleinten Bahn geschwommen. Lustig war das nicht. Würde das heute passieren, würde ich solche Leute dem Personal melden und wenn solchen Besuchern nicht direkt eine klare Ansage gemacht wird, würde ich zum Handy greifen und die Polizei rufen.

An einem Sonntag, gegen 11 Uhr, war schwimmen dann einigermaßen ohne Störung möglich.

10 Cent kostet der Föhn. Haare trocknen in 3 Durchläufen. Das ist schon wirklich unverschämt, Berliner Bäder Betriebe.

 

Fazit: Ein hübsch saniertes Schwimmbad, in dem man sicher auch schwimmen kann. Nur nicht, wenn irgendwelche Honks glauben, ein Schwimmbad ist der Ort an dem man Wände besetzt.

Ausstattung: Nichtschwimmerbecken, 1 er und 3 er Sprungturm.

In der Saison 2017/18 ist die Schwimmhalle Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags von 6.30-8 Uhr, Mittwochs von 14-22 Uhr, Samstags von 14-19 Uhr und Sonntags von 10-17 Uhr der Öffentlichkeit zugängig. Heute allerdings, wieder mal, seit 15.15 Uhr geschlossen, nur Kurse.

Wenn das Bad nicht grad geschlossen hat wegen einer Veranstaltung, Personalmangel oder ohne Angabe des Grundes, erreicht man es am besten mit dem Bus X 83. Ich bin jeweils am Halt Alliiertenmuseum ausgestiegen, etwa 10 Minuten Fußweg, erst auf der Clayallee, in den Hüttenweg. Das Bad liegt zurückversetzt und Hinweise, dass hier ein Schwimmbad ist, finden sich erst am Bad selbst.

*Auf der Seite des Landessportbundes findet man nur die Angabe "Kletterhalle", die  zum Deutschen Alpenverein gehört.

 

** Das Deutsch Amerikanische Volksfest wurde, nach einigem hin- und her, zwischenzeitlich am Hauptbahnhof (der zur Sowjetisch Besetzten Zone gehörte- für das Volksfest ein irrwitziger Ort), zuletzt auf dem Gelände des Marienpark in Mariendorf angesiedelt.

 

 

Ein paar Bilder von früher, leider wie fast alles aus der Zeit, sehr militärlastig.

Es lohnt sich übrigens, einen Abstecher in das Alliiertenmuseum zu machen bevor es an den ehemaligen Flughafen Tempelhof ziehen soll.