Schwimmhalle Anton Saefkow Platz

37 Hallenbäder, 18 Sommerbäder die laut Betreiber, Berliner Bäder Betriebe (BBB) größte und, wie ich finde, eindrucksvollste und schönste Bäder Landschaft in Europa befindet sich innerhalb der Berliner Stadtgrenzen. Historisches Ambiente des ausgehenden 19. Jahrhunderts im ältesten, noch erhaltenen Bad, in Berlin in der Krumme Strasse in Charlottenburg . Von der Grande Dame, dem schönsten unter den stilvollen Bädern, Stadtbad Spandau Nord,  über die 1920 er Jahre im Stadtbad Mitte, mit dem einzigen erhaltenen 50 Meter Sportbecken aus dieser Zeit, zu, im Größenwahn gebauten, Schwimmbädern in der Finckensteinallee und am Olympiastadion. Sommerbäder im 1950 er Jahre Charme, zum Beispiel in der Rixdorfer Strasse und am Insulaner, bis hin zu robusten Zweckbauten der 1970 Jahre wie in Gropiusstadt und am Ankogelweg in Mariendorf. Strandbäder in Wannsee und Tegel, Urlaub in der Stadt am Sandstrand. In Berlin gibt es Bäder aus all diesen Epochen, für alle Bedürfnisse rund um das Schwimmen und Baden. Letzter Hallenbad Bau West Berlin war das Stadtbad Tiergarten,. Jetzt dümpelt das Bad vor sich hin trotz exquisiter Lage. 1987, mit Eröffnung des Wellenbades in Kreuzberg, war man auch in West Berlin angekommen in der Spaßgesellschaft.

Im Rahmen der Olympiabewerbung in den Neunzigern ein letztes Mal ein Schwimmbad Bau, die SSE, dieses Mal im vereinten Berlin, der nur eins sollte, dem schwimmen dienen.

Zwischen Hochhäusern im Fennpfuhl liegt die Schwimmhalle. Gut zu erkennen an dem typischen Dach der Volksschwimmhallen Typ C, den stilisierten Wellen. Also wenn man weiß, dass zwischen den Häuserschluchten ein Schwimmbad zu finden ist. Ich habe dieses Mal den Weg über den Anton Saefkow Platz genommen und obwohl das Bad 2015 meine bevorzugte Ausweichhalle war, hätte ich mich fast verlaufen. Statt Google Maps kann man dort allerdings jeden fragen, vom Senior bis zu Jugendlichen, jeder kennt das Bad. 

 

Namensgeber für das Bad ist der Widerstandskämpfer Anton Saefkow der 1944 von den Nazis ermordet wurde.

 

 

Grundsteinlegung für das Wohngebiet war Ende 1972, gut acht Jahre später, am 16.01.1981 wurde die Schwimmhalle eröffnet. In der *DDR* war es völlig normal bei jeder Wohnungsverdichtung gleich die Schwimmhalle für die neuen Bewohner mit zu planen und meistens auch zu bauen. Irgendjemand hat mir mal erzählt, dass der frühere Badleiter den Symbolschlüssel noch in seinem Büro hatte und ich gehe davon aus, dort hängt er immer noch. Das ist das, was ich so sehr schätze an unseren Bademeistern. Die scheinen das getan zu haben, was andernorts leider oft versäumt wurde. Die Geschichte und Geschichten rund um "ihr" Bad bewahren.

Die Wieder Eröffnung im Mai 1994 nach fast einjähriger Sanierung wurde mit einer Art Volksfest gefeiert. Davon kann man heute nur noch träumen und muss zufrieden sein, wenn nach einer Sanierung nicht diskutiert werden muss ob das Bad der Öffentlichkeit erhalten bleibt. Die damalige Sanierung, unter anderem der Wärmerückgewinnungsanlage und die Wasseraufbereitung kostete umgerechnet etwa 3,5 Millionen Euro und war eine sogenannte Mischfinanzierung. Das heißt, die Solarent und der Bezirk teilten sich die Kosten. Ich bin nicht ganz sicher, es gab eine weitere Teilsanierung Anfang der 2000, falls jemand Infos hat, wäre das toll.

Wenn ich richtig informiert bin, wurde/ wird in dem Bad eine neue Art der Wasseraufbereitung getestet. Die scheint aber eher für kleinere Pools, wie in Hotels, geeignet.

Betritt man das Bad, steht man in einem kleinen Vorraum, durch eine weitere Tür das Foyer. Offen, sauber, mit erstem Blick in die Schwimmhalle, Vorfreude, zwei geleinte Bahnen und nicht zu voll. Sitzgelegenheiten, ein Kaffeeautomat, Snacks, zivile Preise. Ein offener Kassentresen und da waren sie, die Kästen für die Schuhe, kein Chaos, kein Sicherheitsrisiko wie in einem anderen Bad gesehen. Ich weiß gar nicht, warum ich diese Kästen so toll finde, ich nutze sie nicht, aber ich finde die Idee toll. Man muss die Schuhe nicht vor dem Drehkreuz ausziehen, der Barfußbereich beginnt dahinter, aber die meisten tun das hier. Nachdem ich mir die Plastikdinger über die Schuhe gezogen hatte, wollte ich eigentlich so an der Kasse vorbei. Aber das geht irgendwie nicht in diesem Bad. Auch dieses Mal wieder ein sehr netter Mitarbeiter, ein small talk, ich musste ihm einfach sagen, wie schön sauber ich das Foyer finde. Es war draussen matschig, Regen, Dreck und nichts davon zu sehen. Später wurde mir auch klar, warum.

 

Den Gang entlang findet man, wie fast überall, vorn die Herren und hinten die Damen Umkleiden. Geradeaus geht es zur Sauna.

Sonne. Gelbe Spinde, modern, hell und das wichtigste, es war sauber. Mein Pech, dass ich mir unbedingt den Spind mit dem blödesten Band ausgesucht hatte.  Ich nehme sonst immer einen Spind am Ende oder Anfang der Reihen, heute habe ich dort eine Schwimmerin getroffen, die scheinbar auch in jedem Bad zuhause ist. Durch das nette plaudern nebeneinander traf mich dann die 161 und führte von Anfang an ein Eigenleben am Handgelenk.

 

Durch einen Gang geht es etwas verwinkelt in die Duschen und WC. Gut angeordnet finde ich die WC. Die Duschen sind Blitzsauber, WC ebenfalls. Ideal und groß genug sind die Ablagemöglichkeiten für Duschgel& Co. Solche Ablagemöglichkeiten in den Duschen sind selten geworden.

Haken sind ebenfalls vorhanden. Temperaturregler die sehr gut funktionieren an den Duschen, die mit so einer Art Hebel auf Druck funktionieren. Vielleicht ist das albern, aber mir fällt sofort auf, wenn die Armaturen gut gepflegt sind wie am Anton Saefkow Platz. Die getesteten Duschen laufen lange genug, um die Badregel "duschen vor der Benutzung" zu befolgen.  Gefühlt tun das im Osten der Stadt durchschnittlich mehr Damen als im Westen und zwar aus allen Altersgruppen, so auch hier. 

Direkt von den Duschen abgehend. Wieder etwas verwinkelt geht es zum Schwimmbecken.

 

25 Meter Meerblaues Wasser.

Mosaik, irgendwie alles blau, viele Sitzgelegenheiten und Ablageflächen, super sauber und, was mir momentan besonders auffällt, weil ich oft in das Kombibad Gropiusstadt ausweichen muss und die dortigen Fliesen so rutschig sind, dass man sie nur im Pinguingang benutzen sollte, man kann dort normal gehen.

 

Der Abstand zwischen Beckenrand und Wasser ist zwar plan, aber da ist dieses geflieste Huckeldingens. Wofür ist das? Ich kann ja mit einem Auge nicht richtig gucken, da muss man echt aufpassen, nicht mit dem Fuss dagegen zu rammen. Auch das abgleiten und wieder aus dem Becken ziehen ist so eher umständlich.

Das Wasser hatte dieses Mal, im Gegensatz zu meinen Besuchen 2015 absolut ideale Schwimmtemperatur. 27 Grad schätze ich. 

Im Bad waren ungefähr 25 Gäste. Auf den beiden geleinten Bahnen waren auf der Außenbahn etwa 6-7 Leute, alle schwammen Kopf oben, in der anderen Bahn gleich viele, eher Schwimmer. Nur ein Herr, mit Aqua Handschuhen, die er wohl auch gern zum schlagen versucht zu nutzen, propellerte weit ausholend auf der Bahn rum. Schade, dass es immer wieder einzelne, renitente Leute sind, die das Schwimmvergnügen stören, weil sie glauben, mit dem Eintritt das Recht zu kaufen, ihnen gehöre das jetzt alles. Er versuchte während meines Aufenthalts mehrfach nach mir (und einem etwa gleichaltrigen Herrn, der sehr gut schwamm) zu schlagen. Und nein, das war nicht aus Versehen.

 

Ich kann nicht erklären, warum das so ist, aber in diesem Bad bin ich auch dieses Mal bei der Rollwende zwei Mal regelrecht ausgerutscht. Vor zwei Jahren kam ich darüber mit einer excellenten Schwimmerin ins Gespräch. Ihr erging es genauso. Die meisten Bahnen musste ich aber ohne Rollwende schwimmen, weil der Mann mit den Handschuhen dauernd auf der Mitte hing und am Ende der Bahn an der Wand hin und her wanderte. Nervig. Ich hatte meinen Besuch heute extra so getimt, dass ich im Bad war ohne Parallelbetrieb. Der begann als ich nach dem schwimmen in der Dusche war. Ich dachte, ich kriege einen Herzschlag. Brüllend laute Musik, die später auch noch im Foyer zu hören war. Ich dachte ja, in Mariendorf ist das schon laut, aber das heute war dann wirklich übelst. Ich frage mich, ob man davon nicht einen Hörschaden bekommt auf Dauer.

 

Die Föhne, 5 Cent,  waren wieder blitzsauber, ich konnte mein Zeug überall hinlegen, alles anfassen ohne schmierige Hände zu bekommen. Stühle unter den Föhnen, Spiegel in denen man sich sehen kann. Beim rausgehen war mir auch klar, warum das Foyer so schön sauber ist trotz Matschwetter. Der Mann von der Kasse am Anfang fegte vor dem Aufgang den Dreck und das Laub zusammen. Klasse.

 

Fazit: Wenn man genau guckt, wann kein Parallelbetrieb ist, ein super Bad für Schwimmer. Ich weiß allerdings, dass das Bad sehr gut angenommen wird und oft so voll ist, dass man sich eher wie in einer Sardinenbüchse fühlt.

Für mich steht und fällt ein Bad mit seinen Mitarbeitern. Am Anton Saefkow Platz habe ich bisher nur tolle Erfahrungen gemacht, so auch heute. 

 

 

2015 bin ich von Tempelhof mit der U 6 bis S Bahn Tempelhof, dort in die Ringbahn bis Storkower Strasse.  Man geht an der Station Storkower Straße die Treppe hoch, links durch die Strassenüberführung. Treppe runter und dort links um die Treppe. Die Franz Jakob Strasse sieht man gleich, nach rechts, immer geradeaus, eine kleine Linkskurve irritiert, dort weiter der Straße folgend. Dann am Anton Saefkow Platz nach rechts.

 

Dieses Mal bin ich bis Landsberger Allee gefahren und von dort mit der Tram M 8 Richtung Ahrensfelde, zwei Stationen bis zum Anton Saefkow Platz. Man orientiert sich Richtung Platz, geht links an der kleinen Ladenzeile entlang, rechts und dann erkennt man es schon. Wie immer, die Fahnen der Berliner Bäder Betriebe erst am Bad, Hinweisschilder sucht man auch hier vergeblich.

 

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