Umstrukturierung der umstrukturierten Berliner Bäder Betriebe

Es gibt, so war es im Sportausschuss im Juni im Abgeordnetenhaus vom Bäderchef, Andreas Scholz-Fleischmann, zu hören, derzeit eine Umstrukturierung innerhalb der Berliner Bäder Betriebe. Außerdem wird das Bäderkonzept evaluiert (download des derzeitigen von 2014 unten).

Es gibt also eine Umstrukturierung der erst seit 2013 umstrukturierten Bäder Betriebe. Bisher hieß das, die Verwaltung wurde ausgebaut und am Beckenrand fehlt das Personal. Und was das Bäderkonzept betrifft, gilt das offensichtlich nur, wenn es um Ausschluss der Öffentlichkeit geht, nicht aber z.B. bei der Definition "Öffentlichkeitsbad" (ohne Vereine und Schulen, siehe Öffnungszeiten und Angaben z.B. Stadtbad Wilmersdorf I). Laut Bäderkonzept soll zum Beispiel die Kleine Schwimmhalle Wuhlheide ein Schul- Kurs und Vereinsbad werden. Wurde es nicht. Stattdessen werden Vollzahler in sogenannten Mischbäder (50% öffentlicher Schwimmbetrieb- 50% Schulen und Vereine) veräppelt. Kurse gehören zu "öfffentlicher Badebetrieb" und was das heißt am Ende, liest man hier. Wer zahlt hat Pech wenn man schwimmen will.

Wohin gehen die Berliner Bäder Betriebe?

Ich hatte bereits 2015 hier auf dem Blog vor mich hin fantasiert, dass ich damit rechne, dass Bäder 'ausgelagert' werden.

Die Aufteilung ist schon jetzt sichtbar.

 

Sogenannt "beliebte" Bäder,  wie z.B. die SSE, Stadtbad Schöneberg, Wellenbad Spreewaldplatz.

"Sorgenkinder", zum Beispiel Bäder, die wie z.B. das Sommerbad Staaken oder Bäder wie in der Zingster Strasse, in Kaulsdorf, in der Sewanstrasse.

 

Die Kategorien "Beliebtheit" und "Sorgenkinder" haben eine Ursache.

Öffnungszeiten und Zuverlässigkeit! Und keineswegs das, was die Berliner Bäder Betriebe daraus ableiten wollen. Es werden absolute Zahlen in schicken Power Point Präsentationen vorgelegt.

 

Ein Bad, das nicht geöffnet ist, hat keine Besucher.

Wenn Bäder, wie das Somerbad Staaken nur 6 Wochen öffnen, die Vorbereitungszeit aber gleich lang ist, viel Personal erfordert, dann weiß jeder Nicht Kaufmann, das rentiert sich nicht. Wenn Wasserzeiten in den Bädern zwar offiziell für die Öffentlichkeit angegeben werden, in der Realität aber schwimmen, besonders sportliches schwimmen, Glückssache ist, dann ist das eine Mogelpackung.

In den "beliebten" Bädern werden Vorteile geschaffen- in der SSE zum Beispiel ein verlängertes Spätschwimmen. Während in anderen Bädern 65 Minuten für den ermäßigten Tarif zu bekommen sind, sind es in der SSE 90 Minuten.

"beliebte" Bäder wie in Schöneberg oder im Wellenbad werden durchgehend, auch an Feiertagen, Wochenenden lange und zuverlässige Öffnungszeiten eingehalten. 8-22 Uhr, öffentlich, davon kann man an der Sewanstrasse, in Kaulsdorf oder auch in Zehlendorf am Hüttwenweg nur träumen.

Stimmt die Richtung oder ist eine Auflösung der jetzigen Form der Verwaltung das Richtige?

Es darf, das ist meine Meinung, kein Zurück in die Bezirke geben.

Es war nicht alles so, wie es heute vernebelt durch Zeit, erinnert wird. Außerdem müßte in Bezirken erst entsprechendes Personal eingestellt und vor allem mit Bädern vertraut werden. Und bis dahin? Noch mehr Schließungen? Das kann und darf sich Berlin nicht leisten.

Was dann?

Eine mögliche Idee könnte sein, die Berliner Bäder Betriebe einem erfolgreichen Landesunternehmen zu unterstellen. Ich meine, da kämen nur die Wasserbetriebe in Frage.

Bleibt die Tatsache, dass Bäder ein ganz spezielle Aufgabe sind, weder mit anderen Sporteinrichtungen zu vergleichen noch mit der Wasserversorgung einer Stadt.

Die jetzige Verwaltung beibehalten, nur dass sie dem Landesbetrieb Rechenschaft ablegen muss? Das hieße, weitere Stellen in der Verwaltung.

Schon jetzt wirkt es auf Außenstehende so, als gäbe es weder ein Organigramm mit Aufgaben und Ansprechpartnern wenn man auch nur als privater Kunde eine Bahn / Wasserfläche mieten möchte. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie das für Geschäftskunden aussieht.

Wie soll es dann gehen?

Es hat lange gedauert, bis ich mir eine Meinung gebildet habe und diese in der Tragweite auch für mich begründen kann.

Ich finde nur eine komplette Auflösung wird das Problem beheben können.

Mit einer  Auflösung der jetzigen Verwaltung müsste natürlich auch garantiert werden, dass die Mitarbeiter weiter - gegebenfalls in anderen Landesunternehmen oder auch unter Leitung der Wasserbetriebe-beschäftigt werden.

Man muss sich bei dem ganzen Desaster, das wir erleben, auch bewußt sein, dass eine Auflösung nicht dazu führen darf, dass Menschen arbeitslos werden.

Der jetzige Vorstandsvorsitzende  und Mitarbeiter der Verwaltung sind nicht  Ursache des Chaos. Allerdings scheint sich das Chaos zu verfestigen.

Ich will hier nicht en Detail aufschlüsseln wann was passiert ist.

Es hat nicht erst angefangen unter dem ehemaligen Senator Klaus Böger, unter dessen Führung es zu  massiven Bäder Stilllegungen kam.

Das war auch das Ergebnis der Verwaltung unter Bezirken und der desaströsen Politik der damaligen Zeit.

Sparen, soweit, so nötig. Aber ein einmal eingeschlagener Weg wurde offensichtlich als unabänderlich hingenommen.

By the way, der Landessportbund hat mehr als 2- 6 Jahre alte Dokumente  zu Ansprechpartnern  im Bezug auf Bäder in Berlin auf seiner Internetpräsenz. Das zeigt sehr deutlich, welchen Stellenwert sie zu haben scheinen.

 

Seit Gründung der Berliner Bäder Betriebe 1996 hat das Bädersterben unaufhaltsam seinen Lauf genommen.

Der derzeitige Senat bemüht sich redlich, die Bäderpolitik in den Griff zu kriegen, aber davon kommt leider im Bad, bei uns Kunden,  nichts an. Wenn ich an die Pläne denke, die derzeit das Schulschwimmen betreffen, wird mir, gelinde gesagt, schlecht.

 

Fakt ist doch, das Chaos hat in Berlin System.

Niemand scheint mehr wirklich durchzublicken. Viele engagierte Politiker, aber wer sich nicht quasi rund um die Uhr mit der Bäderpolitik befassen kann, der verfängt sich irgendwann in den vielfältigen Aufgaben.

Wir brauchen einen Staatssekretär Bäder

Seit die Idee aufkam zwei Multifunktionsbäder zu bauen, ist nichts, wirklich gar nichts positives passiert. Die Öffnungszeiten wurden gekürzt, immer wieder. Öffnungszeiten dem Personalstand angeglichen statt  Daseinsvorsorge dergestalt, dass auch Berufstätige Bäder besuchen können, wohnortnah.

Jedes Unternehmen weiß, nur mit Kundenbindung schafft man einen wirtschaftlichen Erfolg. Stattdessen gehen Kunden verloren, zweimalige Preiserhöhungen binnen weniger Monate, unzuverlässige Öffnungszeiten weil statt massiven Personalaufbau und kreativen Ideen immer noch mehr Personal verloren geht (Alterspyramide, Weggang, Kündigungen) als eingestellt wird.

Statt kreativer Wege, fällt in Deutschland gefühlt alles unter die "Schwarze Null".

Ja, es gibt 60 Millionen Euro aus den Siwa Geldern.

Ein Schwimmbad wird gebaut, es geht voran? Nein, wie hier nach zu lesen ist. Mal abgesehen davon, was nützt dem Spandauer, Marzahner, Köpenicker, Lichtenberger ein Multifunktionsbad z.B. in  Mariendorf? Anfahrt, Kosten, das alles ist auch unter dem Aspekt der demografischen Entwicklung kontraproduktiv.

Es ist das  Bad nebenan, was fehlt. Und es werden weitere fehlen in Zukunft, so in der Holzmarktstrasse und Tempelhof. Bäder zum Abriss freigeben wollen in der 15 Jahre Planung und der Neubau (den ich bezweifle) dann nur für Schulen und Vereine und "Reha Zwecke".

 

Man, wer Wellness will, legt 5 Euro drauf und fährt nach Brandenburg oder in private Bäder in denen seit Jahren Wellness, Aqua Fitness und Co stattfinden.

Berlin braucht wohnortnahe Bäder in denen man schwimmen kann.

 

Es gibt Mittel, um z.B. die 2016 vom Parlament in Sonderfinanzierung geförderten 25 neuen Vollzeit Stellen im operativen Bereich, also am Beckenrand zu verstetigen.

Schaut man jetzt auf die Zuschüsse, die immer wieder erhöht wurden, die 1,2 Millionen Euro zusätzlich in 2016 und die Öffnungszeiten, fragt man sich: wo ist das Personal?

Ein typisches Beispiel für Daseinsvorsorge in Berliner Bädern aus September 2017

Laut Berliner Bäder Betriebe wurde die "Sommersaison verlängert".

Das klingt gut, schaut man auf das Wetter, ist das wirtschaftlich ein Desaster.

18 Schwimmhallen von 35 (die der Öffentlichkeit zumindest teilweise zur Verfügung stehen sollen, 37 Schwimmhallen sind es insgesamt) blieben zum Saisonbeginn, der traditionell mit dem Schulbeginn zusammenfällt in Berlin, geschlossen.

Konkretes Beispiel 04.09.2017

In den geöffneten Hallenbädern waren es insgesamt an diesem Tag  79,5 Stunden Betriebszeit.

Geöffnet waren 10 Sommerbäder von 18. Gesamt Betriebsstunden waren hier 121.

In einer 3,5 Millionen Stadt.

Es wurde im Verlauf der ersten Woche dann besser, allerdings nur, um am Wochenende darin zu gipfeln, dass am Samstag in einer Hauptstadt um 19 Uhr kein Bad mehr geöffnet war. Am Sonntag das gleiche Bild.

Genau das ist einer Hauptstadt, einem Betreiber, der sich als "Größter Bäder Betrieb Europas" bezeichnet unwürdig.

Warum waren so wenig Hallen geöffnet?

Berliner Bäder Betriebe werben mit "Saisonverlängerung der Sommerbäder"

Quatsch, wenn man das tatsächliche Wetter im Blick hat.

Was also steckt wirklich hinter der "Saisonverlängerung" trotz mäßiger bis schlechter Wettervoraussetzungen?

Schaut man auf die angegebenen Gründe für geschlossene Hallenbäder, muss man sich fragen, wer da was koordiniert. Da  waren "Wartungen nicht abgeschlossen"- zum Beispiel in der Schwimmhalle Allendeviertel.

Legionellen, die eine längere Schließung notwendig machten.

Beprobung braucht bis zum Ergebnis 14 Tage. Da fragt sich der Steuerzahler, wann war die Beprobung und warum wurde das nicht mitgeteilt?

 

Wie sah es zum Beispiel im Stadtbad Lankwitz aus?

In den Bildern die Kommunikation.


Und zwar genau bis zu dem Tag, an dem ich schriftlich nachgefragt hatte, ob das Bad wirklich am 15.08.17 öffnet oder ob die Wasseraufbereitungsanlage länger "defekt" ist. Gut zwei Stunden nach meiner Mail stand auf der Homepage

Es gab dann noch zwei weitere Angaben zur Wiedereröffnung des Bades. Zuletzt war der 23.09. als Termin angegeben und wurde gehalten. Die Tatsache, dass es Legionellen sind, wurde erst auf die zweite  Nachfrage des Tagesspiegel eingeräumt.

Am 15.09.2017 hatte sich ein Erkrankter beim Tagesspiegel  gemeldet

Es gibt ein interessantes Urteil des BGH zur Auskunftspflicht von Behörden und wer als Behörde gilt. Fakt ist, Mitte Juli teilte das bezirkliche Gesundheitsamt dem Betreiber mit, dass es eine Legionellenerkrankung gibt. Das heißt, seit Mitte Juli verkasperte der Betreiber seine Kunden?

 

Hier der Ausschnitt aus dem Newsletter Steglitz Zehlendorf vom 07.09. Wer Fragen zu Legionellen hat, kann das Gesundheitsamt anrufen. Wer sich über das Informationsfreiheitsgesetz informieren möchte, kann hier nachlesen. Hier nur so viel: Legionellen an sich sind nichts Ehrenrühriges, sie sind quasi überall.

Einige der Hallenbäder wurden dann bis Mitte September endlich,zumindest eingeschränkt, geöffnet. Geschlossen blieben noch

die Schwimmhallen

Mitte und die SSE (Sanierung) Märkisches Viertel, Hüttenweg, Finckensteinallee, Neukölln, Wilmersdorf I, Tempelhof, Alte Halle Charlottenburg (für die Öffentlichkeit) und die Neue Halle bleibt am Wochenende wieder zu. Stadtbad Spandau Nord ist bis heute an Wochenenden geschlossen.


Das heißt leider dennoch nicht, dass zumindest jetzt eine Öffnung wie in der Saison 2016/17 erfolgt. Viele der Schwimmhallen liefen bis Oktober mit "Sonderöffnungszeiten", das heißt, gekürzte Zeiten für öffentliches schwimmen, aber auch für Vereine. In einigen sah es so aus, als würde erneut dauerhaft die Wochen Betriebszeit geringer als schon in der letzten Saison.

Der Parallelbetrieb ohne konkrete Angaben, wie viel Wasserfläche der Vollzahler dann vorfindet nachdem er gezahlt hat, treibt derartige Blüten, dass es Bäder gibt, in denen es, z.B. früh von 6.30-7 Uhr uneingeschränktes schwimmen gibt. 30 Minuten. Und das auch noch in nicht abgeleinten Bahnen.

Na ja, die Sommerbäder brauchen ja mehr Personal, könnte mancher denken. Ist das so? Wie viele Besucher sind denn in den Freibädern bei Regen, unter 20 Grad? Zuletzt war ich z.B. im Kombibad Seestrasse Sommerbad. 10 Besucher in der Zeit, in der ich dort war. Für diese Besucherzahl reichen die Saisonkräfte. Zumal in den meisten Freibädern die Betriebsstunden gekürzt wurden, respektive die "verlängerte Saison" vorzeitig beendet wurde. Im Sommerbad Kreuzberg wird derzeit unter "Hochdruck" das Sportbecken saniert, so der Betreiber.

Mehrfache Hinweise in Sozialen Netzwerken zeigen, dass teilweise keine Bauarbeiten stattfinden.

Hier nur kurz: warum wird der Steuerzahler nicht informiert über Baufortschritte wie das unter anderem in Kleinmachnow sogar mit Besichtungsmöglichkeiten möglich ist?

Die Sommersaison im Kombibad Seestrasse wurde ohne Vorankündigung am 13.09. um 14 Uhr beendet-

Ich befürchte ein Desaster, wenn der Sommer 2018 ein Sommer wird.

Spätestens dann muss Tabula Rasa gemacht werden.

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01_SenV und HA_Berliner Bäderkonzept 202
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