Schwimmen im See: Das Rasen Gespräch, Teil 1

Während ich in Schwimmhallen und Freibäder meist und auch gern allein gehe- Kacheln zählen kann ich am besten so- hat meine Rückkehr ins Freiwasser in Begleitung angefangen.

Inklusive guter Gespräche. Mal einfach Small Talk, so dies und das, chillig und genau richtig, wenn man leicht müdig ist nach dem Schwimm.

Mal ergaben und ergeben sich ernste Themen.

Klar, ich geh mittlerweile auch allein zu den wilden Welsen...äh..also  in den See, in den Fluss und sogar ins Meer. Wusstet ihr übrigens, dass auch in deutschen Meeren einen hoch giftigen Fisch gibt? "Petermännchen"- was für ein niedlicher Name für einen gefährlichen Fisch. Petermännchens Stacheln können erhebliche Vergiftungen bewirken,Schmerzen,  Schwellungen bis hin zum allergischen Schock. Und dieses Jahr scheint es eine Häufung von Stichen zu geben. Kann man mal sehen, wie mutig Freiwasserschwimmerinnen sein müssen.

Ok, das ist ein anderes Thema.

 

Gemeinsamen Schwimmausflüge an den See bleiben einfach noch schöner. Sie sind etwas Besonderes in meinem Schwimmerinnenleben.

Gerade auch weil es so   anders ist im Freiwasser. Die Anwesenheit einer vertrauten Person gibt mir Sicherheit- und Tee und Kekse...

In  der neuen   Reihe "Rasen Gespräch" werde ich in loser Abfolge einige der Gesprächsthemen aufgreifen. Weil sie spannend sind, weil sie zeigen, was die Pandemie mit uns macht, weil sie lustig sind, weil trotz Pandemie das Leben weiter geht.

Der Ort

Ok, unter Rasen stellt man sich was Grünes vor. So etwa

Die Wahrheit sieht dann eher so aus


Die Wiese an  der offiziellen Badestelle in der Nähe eines Ausflugslokals war mehr herunter gekommene, erdige, mit Getränkeflaschendeckeln gespickte Holperfläche als grüner, einladener Rasen. Teilweise zerbuddelt von Hunden, überwiegend aber einfach nur Liegefläche ohne Grün.

Der Bezirk hatte sich offensichtlich, an diesem sonst wirklich wunderschönen Fleckchen, nicht die Mühe einer Pflege gemacht. (Spoiler: und sollte es auch bis in den September nicht tun)

Der Rasen ist also recht tot, dafür sind die Gesprächsthemen um so lebendiger.

Am Ufer

Aus den Gegebenheiten am Ufer entwickelt sich schon das erste Gespräch. Die Umwelt und das Umfeld. Es ist Corona- ganz am Anfang des sich völlig verändernden Lebens.

Keine Restaurantbesuche, keine Schwimmbäder, keine Oper, keine Konzerte, keine Ausstellung. Man ist ganz auf sich  zurück geworfen und stellt fest, manches ist gar nicht so, wie man dachte.

Die Frage, warum ein Bezirk sich so gar nicht schert um eine ausgewiesene Europäische Badestelle ist nur eine, die aufkam an diesem Ort. Warum es keine Kontrollen gab von der durchaus anwesenden Polizei, beritten und in Autos, ist die, angesichts der Pandemie, wichtigere.


Seit der Sommer da ist, gibt es am Ufer des Sees Parkläuferinnen und Parkläufer.

Sie bemühen sich darum, dass wenigstens das Rauchverbot einigermaßen eingehalten wird und versuchen, Menschen dazu zu bewegen, ihren Müll nicht in die Gegend zu werfen.

Ich finde, sie sind ein Gewinn für unsere Parks und Grünflächen. Es müsste mehr und an allen Orten welche geben.  Mit mehr Befugnissen oder in Begleitung von Ordnungsamt oder/ und Polizei.


Es war April und noch nicht wirklich warm, aber die Menschen trieb es raus.  In den Wald, an die Seen, es schien, als hielten sie es nicht aus, so mit sich.

Und das zeigte sich auch am Ufer des Sees. Während es im See so 10 Grad Wassertemperatur hatte, wir uns fragten, was zur Hölle wir da machen und wir so gut wie allein waren  im Wasser, wurde es auf dem Rasen schon voller bei 15 Grad im Sonnenschein.

Und das wurde zu einem Problem.

Corona verlangte Abstand. Wir hielten und halten  ihn untereinander ein. Das ist und war gar nicht einfach. Als wir uns trafen, war der Impuls, sich zu umarmen da, und es war komisch, so auf Abstand bedacht zu sein.

Auch wenn man sich nach nun ein paar Monaten dran gewöhnt hat, besser fühlt sich das immer noch nicht an.

Wir zogen also unsere Neoprenanzüge an, je auf einer Decke. Den Platz auf dem Rasen hatten wir so gewählt,  dass eigentlich niemand näher als die geforderten 5 Meter Abstand heran musste.

Als wir frierend aus dem Wasser kamen,  hatte sich eine größere Gruppe, bestehend aus 5 Erwachsenen mit ihren 7 Kindern so nah an unsere Decken ran gesetzt, dass man nicht nur jedes Wort hören, sondern auch jede Pore der Gesichter sehen konnte. Man konnte aus ihren Worten gut vernehmen, dass sie nicht in einem Haushalt leben und das Kontaktverbot sie kein Stück interessierte.

Als ich kam, bat ich darum etwas weiter abzurücken. Ich wurde nur mit verständnislosen Blicken angeguckt und als meine Begleitung ankam, sass die Gruppe so, dass man regelrecht über deren Decke rüber staken musste.

Gesprächsthema

Abstand

Wir landeten also ganz schnell bei dem Thema Abstand. Es ging gar nicht so nur um den  erforderlichen Abstand während einer Pandemie. Auch in Zeiten, in denen keine Lebensgefahr besteht durch Aerosole oder sonstwas ist es äußerst unangenehm, wie sehr einem Fremde auf die Pelle rücken können.

Ob nun im Supermarkt, während man den Becher Joghurt aus dem Regal holt und hinter einem jemand so dicht ran rückt, dass man den Atem im Nacken spürt oder in der U Bahn, in der man genug Platz hätte, aber sich unbedingt da ausbreiten muss, wo schon jemand sitzt und fast auf dem Schoss der fremden Person landet. Und jetzt eben auf dem Rasen. Pandemie hin oder her, was  geht in Menschen vor, die sich an Fremde in Schwimmbekleidung derart ranwanzen? Ok, ich will es lieber nicht wissen, vermutlich geht gar nichts bis ekliges vor.

 

An diesem Tag auf dem Rasen sind wir mit unseren Decken immer weiter gerückt. Weil die  Bitte nichts gebracht hatte. Wenn man nun meint, ok, das war nur am Anfang so, Pustekuchen.

Was ist das?

Diese Distanzlosigkeit und der Mangel an Respekt gegenüber dem intimen Raum des Menschen?

Warum fällt es vielen so schwer, anderen 1,50 Meter Raum zu lassen? Arme ausbreiten und einmal um sich selbst drehen. Das sag ich manchmal zu diesen distanzlosen Menschen. Das ist der Raum, in den ohne Not  oder Einverständnis niemand eindringen sollte.  Dieser Abstand unter Fremden sollte normal sein, dazu braucht es keine Pandemie.

Wo sind sie, die  als diszipliniert, kühl geltenden Deutschen? Scheint es nie gegeben zu haben.

Noch immer, fast ein halbes Jahr mit Pandemie, rücken einem fremde Leute auf die Pelle und schaffen es nicht, einfach den Abstand zu halten.

Mittlerweile gibt es in Lokalen, in Supermärkten etc, gut sichtbare Abstandsmarkierungen. Und immer noch kapieren es so viele nicht.


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