Schwimmen im See: Sechs See Schwimms


"Yeah, sing the song, Bro'
If the sun refuse to shine,
I don't mind, I don't mind,
If the mountains fell in the sea,
Let it be, it ain't me.
Alright, 'cos I got my own world to look through,
And I ain't gonna copy you.
Now if 6 turned out to be 9,
I don't mind, I don't mind,"
(Quelle:"If 6 was 9" J. Hendrix)

1. Schwimm: Ich bin doch kein Eisbär


Seit sechs Wochen nun bin ich im See. Einmal die Woche und als Bonus an zwei Feiertagen zusätzlich. Das heißt, wenn man rechnen kann, sind es bereits 9 Schwimms.

Ich habe hier beschrieben, wie der erste Schwimm war. Im Moment der Wasserberührung dachte ich wirklich "ey, was mach ich hier eigentlich"

Ich hab beschrieben, wie kalt es vor allem im Gesicht war, von tausenden Fischen und dem Neopren, der so ungewohnt war.

In der Rückschau weiss ich, schon beim rausgehen  war klar, das mach ich wieder.Ich hab echt gefroren, zuerst im Wasser, das wurde aber wirklich besser im Neo. Dann beim Anziehen, es war windig, trotzdem, ich wusste, nichts kann mich aufhalten, wieder ins Wasser zu gehen.

Wenn ich es schaffe, meinen immer schwerer werdenden Rucksack zu tragen. Neo, Boje, Handtauch? Vergiss es. Zur Ausrüstung, die für sieben Tage Camping nicht mehrteiliger sein kann, ein anderes Mal.

2. Schwimm: Another Lake

"It's the only way to be
It's the only way to be"
(Quelle:" 2 became 1" Spice Girls)

Beim zweiten Schwimm, nur ein paar Tage später, wusste ich, was mich erwartet. Ich glaube, das war noch schlimmer, als beim ersten Mal. Und ich war leicht angeschlagen. Egal, ich musste ins Wasser.

Wir waren in einem anderen See.

Nix wusste ich... Mit Kälte hab ich gerechnet. Der See ist aber ganz anders.

Schlammig, Steine, Pflanzen. Hier sah ich nicht mal mehr am Ufer irgendwas. Trübes Wasser, allerdings ein paar Grad wärmer. Und das Ganze übersichtlicher. Ein anderes Ufer wäre hier leichter, weil kürzer, zu erreichen.

Dennoch, so hübsch er aussieht, nicht mein See. Dann lieber kälter (ja, unfassbar, dass ich das schreibe und meine)

Ich bin gespannt, was mich noch erwartet an Freiwasser Unterschieden.

Übrigens DER Unterschied zu meinen Kindheitserlebnissen im Wasser. Ich erinnere mich nicht an Unterschiede. Wasser, Fluss, See, Meer, Kanal, egal.

3.Schwimm: Es geht voran

Don't worry about a thing
'Cause every little thing gonna be alright
Singing' don't worry about a thing
'Cause every little thing gonna be alright
(Quelle: "Three little Birds" Bob Marley)

Vor allem ging es nach vorn. Also nicht mehr nur konzentrieren auf Atmung, sondern so etwas wie schwimmen war möglich. Das lag nicht nur daran, dass es mittlerweile etwa schon (hört ihr das? s c h o n) 2 Grad mehr waren, sondern dass ich wusste, es wird  gleich besser. Der Moment, in dem ich ins Wasser tauche um den Anzug zu fluten, ist es einmal ein kalter Schock, danach ist es relativ schnell wärmer (wärmer, warm ist Ingwer Tee, nicht See im April)

Das wichtigste, für mich, ist der Umgang meiner Begleitung mit mir- oder, ich bin die Begleitung,  das ist wohl völlig egal. Meine Begleitung, die mit See Schwimms erfahren ist, wenn auch nicht bei Kälte und im Neopren. Diese Person kennt die Fische, den See und fürchtet sich offensichtlich nicht vor der Dunkelheit des Wassers.

Ja, das ist echt ungewohnt. Ich will gar nicht übertreiben, ich seh nur immer noch nix. Das macht mich ganz durcheinander. Klar, im Schwimmbad hat man auch mal eine benebelte Schwimmbrille oder sogar Wasser in der Brille, by the way, was mach ich eigentlich, wenn die Brille mal undicht ist und ein kleiner Babywels...ok, nein, keine Albträume bitte...

Also, meine Begleitung. Sie nervt nicht, lacht mich nicht aus, weil ich- gefühlt- so gar nicht richtig schwimme.

Im Gegenteil, ich bin motiviert, wenn ich sehe, dass man im See echt (also ECHT) schwimmen kann.

Und Tee bekomme ich anschließend und einen Keks. Lach, jetzt denk ich, sie darf das nicht lesen, sonst liegt der Keks demnächst auf der gelben Boje und ich muss da hin schwimmen - seht ihr die, sie ist einen halben Kilometer entfernt 

4. Schwimm: Das Ufer bleibt mein Freund

"But you!
You're not searching, are you now?
You're not looking anyhow
You're never gonna ride that lonely mile
Or put yourself up on trial"

(Quelle: "Four horsemen" The Clash)

Das diesseitige Ufer, versteht sich.

Im Ernst, ich hab für mich entschieden, ich will erst die Sicherheit, die ich in Schwimmbecken habe, dann geht es an das andere Ufer.

Ich fange sogar schon an, Züge zu zählen, um in etwa zu wissen, was ich so vor mich hin schwimme.

Eine Strecke, im flachen Bereich, in dem ich tatsächlich den Boden sehe- und Fische, aber, sie sind ja nun mal da- die etwa 25 Meter ausmacht. Hin und her, ab und zu mit Bodentauchen, um mich daran zu gewöhnen, wie es ist, wenn der Boden hochwühlt und ich dann nichts mehr sehe.

5. Schwimm: Ich setze mir Ziele

"By now, think I've found
Things changed just don't look
That way to me. Or it just looks
That way to me."

(Quelle: "Five State Drive" Less Than Jake)

Bis Ende Mai will ich hier  an die Wand.

Und ich will zur Boje (nicht verraten, ihr wisst schon). Nicht heute, aber bald.

Ich will 40 Bahnen. Ich glaub es ja kaum.

Bei 10.6 Grad im Wasser gewesen und jetzt bei etwa 15 Grad fang ich an, so was wie Ehrgeiz zu entwickeln. Ich dachte ja, mir reicht es, einfach so ein wenig rum zu dümpeln.

Heute schwimm ich konzentrierter und das Ganze kommt wirklich echtem Schwimmen näher.

Allerdings ist meine Art mich nach vorn zu orientieren ein Nackenproblem.

Ich muss mir Tipps holen und dann üben, üben, üben. Ich schwimm nicht wirklich im zickzack, allerdings sind diese Boards auf denen Leute sind, die entweder völlig rücksichtslos sind oder es einfach nicht können, eine echte Gefahr.  Ich hab mich mittlerweile mal schlau gemacht, warum es so viele von denen gibt. Sie werden sehr günstig angeboten und wie bei vielen Dingen, glauben Leute,  das zu können ohne es zu lernen.

Ich fange an, mir bei gut 15 Grad die Kälte zurück zu wünschen, weniger Leute im Wasser.

6. Schwimm: An die Wand

"Are you on your way
Have you finally found some place
You can call your own"

(Quelle: "Six Weeks" James Morrison)

Bevor es an das andere Ufer geht,erst mal kleinere Ziele auch erreichen.

Heute geht es an die 'Wand'

Dunkel, nichts gesehen, die Idee im Kopf, dort an der Wand unter den Steinen sitzt der Wels und wartet nur auf Futter... Ist Quatsch, der frisst mich nicht. Hier die Story dahinter.

Im Ernst, ich dachte mein Blutdruck flippt gleich aus. So war es nicht und trotz Herzklopfen bin ich nicht in echte Panik geraten. Nicht mal der dumme Spruch von oben hat mich interessiert.  Geh du erstmal ins Wasser, du Blödmann, dachte ich.

Jaja, die Wand ist vielleicht 60 Meter von meinem Startpunkt. Für mich, mit Fischen, Kälte und einem noch immer ungewohnten Anzug, schon mal etwas sehr zufrieden stellendes. Ich hab mich getraut. Und bin danach weiter in meinem Umkreis am Ufer schwimmend geblieben.

Nächstes Mal schwimm ich 40 'Bahnen'

7. Schwimm: Vorteile im Neoprenanzug

Richtige Strecken Schwimmen war das noch nicht, wer im Becken mehrere Kilometer schwimmt und im See am Ufer rumdümpelt, darf trotzdem mit sich zufrieden sein.

Ich bin dabei meine Angst zu überwinden, ich trotze der Kälte, auch wenn es mittlerweile etwas mehr als 15 Grad sind, es ist nicht eben gemütlich.

Ich mache echte Armzüge und Beinarbeit, die bei mir natürlich im Kachelbecken herausragend... abwesend...ist, braucht man mit einem dicken Neo gar nicht.

Damit hab ich was gefunden, was mir echt gefällt.  Im 4/5 mm Neo wird Beinarbeit übernommen vom Anzug. Wie wunderbar ist das denn?

Mein vor ein paar Wochen lädiertes Sprunggelenk und der Bänderriss sind noch nicht ausgeheilt, besonders die Haltung der Füße ist noch nicht schmerzfrei beim Schwimmen. So kommt mir das liegende Bein dank Neoprenanzug echt entgegen. Und mal ehrlich, wo ein Bein liegt, kann auch das andere daneben liegen, nicht wahr.

8. Schwimm: 40 Bahnen im See

"Love you every day, lake
Always on my mind
One thing I can say, lake
Love you all the time"
(Quelle der nicht eigenen Dichtung "Eight Days a Week" The Beatles)

Auf die Frage: Have you finally found some place" (Hast du einen Platz gefunden): Ja.

Dieser See ist meiner.  Nicht weil ich die Fische mit Namen kenne oder weil es so toll, ist, von auf Boards und Boot ähnlichen Gebilden fast umgefahren zu werden. Nein, weil es die erste wieder entdeckte Seeliebe ist. Und ich heute die 40 Bahnen schwimme. Naja, es waren 38, aber mit entweder mehr Zügen als im Kachelbecken oder es sind doch mehr als die 25 Meter. Gezählte Züge pro Bahn im Schnitt 42 (Ja, lach nur, die Antwort ist...)

Ich will gar nicht kokettieren, ich bin mit Sicherheit seit dem fünften Schwimm bereits jeweils einen Kilometer geschwommen, aber der Kilometer, der sich auch so anfühlt, der steht noch aus.

Trotzdem schon mal Fotos machen. Professionell geht das immer noch nicht. Für das Titelfoto des Beitrags hab ich, unabsichtlich, erstmal die Boje geflutet. Na, Hauptsache ne Pose gemacht...

Schwimm 9: Der erste echte Kilometer im See

"Just for you here's a love song
Just for you here's a love song
And it makes me glad to say
It's been a lovely day
And it's okay"
(Quelle: "Love Song" The Damned)

Ja, wer aufmerksam gelesen hat, wird feststellen, dass der Titel des letzten Liedtext,  nach den Zahlen 1 bis..  keine 9 enthält.

Der Grund ist ganz einfach, ich beginne das Schwimmen im See echt zu lieben.

So wie im Kachelbecken, ist natürlich nicht alles super.

Hier stören mich die gleichen Verhaltensweisen anderer wie überall. Rücksichtslosigkeit, das wird wohl das Schwierigste im kommenden Sommer. Der sicher voller wird am See wie jeder andere vorher.

Nun weiss man, zumindest Eckpunkte, wie es in Freibädern sein soll.  Teurer, doppelt so viele Menschen im Bad wie in Zeitfenstern ins Wasser dürfen. Auf den Rest gehe ich vielleicht in einem Blogbeitrag ein.

Das wird viele  an die Seen in Berlin treiben. Das heisst, ich muss einen Platz finden, der nicht so frequentiert ist.

Bis dahin kann ich für heute sagen: Strecke am Ufer noch mal verlängert:  52 Züge, das sind definitiv mehr als 50 Meter und das 22 Mal. Damit mindestens der erste echte Kilometer im See.

Und ich hab heute mal gucken lassen, ob ich nicht doch zick zack schwimme. Nein, ein leichter Drall zu einer Seite, aber hey, ich schwimm, schwimm, schwimm echt im See.

 

In Kürze geht es an...und in.. die Havel. Anyone else? Dann meld dich gern, nur bitte ohne Leistungsdruck.

info@schwimm-blog-berlin.de

An der Havel war ich nun schon. Wellig war es und windig. Kurz, wegen eines plötzlich heranziehenden Gewitters. Schön war es dennoch.