Back to the pools- welcome to Gropiusstadt

Bis 2019 war ich regelmäßig in Berliner Freibädern. Die Bedingungen 2020 in Berlin konnte ich mir nicht leisten.

Das Frühjahr, den Sommer 2020 habe ich genutzt, um Freibäder in Brandenburg und Sachsen Anhalt zu besuchen.

Ich habe für mich einige Freibäder neu entdeckt, andere wieder besucht.

Viele Schwimms habe ich auch im See gemacht. Die Rückkehr ins Freiwasser ist eine der besten Dinge in den letzten Jahren für mich als Schwimmerin.

In der Reihe 2021 "Back to the pools" beschreibe ich in loser Abfolge , ob und wie sich die Berliner Sommerbäder entwickelt haben. Ist Corona auch ein guter Motor für Veränderungen oder bleibt alles wie es war?

Am 01.06., also noch mit Test, war ich im "Lippi" (Lipschitz Bad),  Kombibad  Gropiusstadt. Das Freibad mit einer Kulisse, die man wirklich urban nennen kann. Für meinen 4. Besuch in einem Berliner Freibad sollte es eine alte Bekannte sein.

Spoiler: Und alles an Vorurteilen gegen das "Lippi" wurde wieder einmal widerlegt.

Bild 2019

1974 eröffnet von Klaus Schütz, damals Regierender in Berlin. Auf der 42.000 Quadratmeter großen Liegefläche fanden sich früher bis zu 5000 Menschen ein, um zu sonnen, baden und schwimmen.

Es wird so oft behauptet, dass die Bäder, als sie noch unter Bezirkshoheit verwaltet wurden, weniger Probleme hatten. Das ist falsch. Nur ein Beispiel: 3 Jahre nach Eröffnung, 1977,  musste das Sommerbad ab Mitte Mai geschlossen bleiben. Pfusch am Bau.


Die Corona Pandemie verlangt(e) einige Vorbereitung für den Besuch eines  der Sommerbäder in der Stadt. (Update: seit 04.06.21 wurde die Testpflicht leider abgeschafft. Mein Statement dazu)

  • Buchung eines Zeitfensters Online
  • Organisation Corona Test (Vollständige Impfung/ Genesene von Corona)
  • Maske auf
  • Abstand halten

Und erst dann konnte es los gehen.

Moment, das sollte jetzt alles an Organisation sein, das ist doch nun wirklich zu schaffen.

Ja, ist es, dennoch wurde ein Wahnsinnstheater von einigen darum gemacht.

Offensichtlich ist manchen Menschen, auch nach über einem Jahr einfach unklar, was es heißt, mit einer Pandemie umzugehen und das Beste heraus zu holen.

Und nun, Tests nicht mehr nötig und sämtliche Hemmungen (in anderen Freibädern, die ich besucht habe) fallen. Personal ohne Maske am Eingang, in Innenräumen trägt kaum eine Bäderbesucherin Maske, Reinigungspersonal ebenfalls nicht.

Schlangenbildung soll vermieden werden

Zeitfenster 9.15-12.15 Uhr, leider hatte ich mittags keine Zeit. Schlange habe ich selbst vermieden, indem ich erst um 10.30 Uhr am Schwimmbad war. Und dort kontrollierte eine Mitarbeiterin des Betreibers meinen Test, meine Bädercard und mein Ticket. Das ging ratz fatz, professionell und vor allem sehr zugewandt. "Viel Spass bei uns"

Hallo, Neukölln, dein schlechter Ruf ist in Gefahr...

Nein, im Ernst, nicht anders kenne ich die 'Tür' am "Lippi".

Hier an der Kasse erfuhr ich auch, dass Umkleiden und Duschen geöffnet sind. Die Föhne sind ebenfalls nutzbar.

Warum kommuniziert der Berliner Bäderbetreiber solch positive Umstände nicht? Das System der Kommunikation werde ich wohl nie durchschauen. Gute Sachen werden verschwiegen. Naja.

Für einen Euro Pfand ein Wertfach am Eingang, an der Hecke vorbei, am Durchschreitebecken umziehen, also Latschen an, Schwimmsachen natürlich drunter. Rucksack am Beckenrand abstellen und auf zum Personal, fragen, wie die Wassertemperatur ist.

Das hier ist das Schwimmbad, in dem ich vor ein paar Jahren Bekanntschaft mit Fußkrämpfen wegen zu kaltem Wasser gemacht hatte. Zu Saisonbeginn waren es damals 16 Grad. Ha, heute sind 16 Grad schon fast warm für mich, nach einem Herbst und Winter im Freiwasser.

Die sehr nette Mitarbeiterin, ganz allein übrigens, zumindest war sie die einzige Person in BBB Dienstkleidung, die ich außer der Kassenkraft die gesamte Zeit sah, antwortete auf die Frage "22 Grad, also echt schon richtig sommerlich". Ich war natürlich erfreut, das sagte ich ihr auch. Man konnte der Frau richtig anmerken, wie gern sie den Job macht und mit Bäderbesucher*innen kommuniziert. Keine Scheu, kein muffiges Gesicht, eine sehr nette, offene Art und ein "Viel Spass bei uns". Ich hätt sie umarmen wollen nach der Muffeligkeit in einem anderen Freibad ein paar Tage vorher.

Ich ging dann lieber das Wasser im Edelstahlbecken umarmen. Doppelbahnen, von deren Leinen ich tatsächlich eine nach nur 50 Meter schon im Arm, respektive am Arm hatte. So ist es, wenn man zu nah an der Leine lang schleicht, weil man sich noch so freut über die erlebte Szene. Mit mir war nur zeitweise eine weitere Person in der Doppelbahn, genau so sah es in den anderen auch aus, 1-3 Personen jeweils.

An der Wand kann ich auch

Nach ein paar hundert hörte ich ein leises "Bianca?". Und da war die erste Lieblings Mitschwimmerin die ich traf nach 7 Monaten. Eine Person, die ich sehr mag, sie reisst auch fast jeden Tag ihre 2 Kilometer und weil 'ihr' Sommerbad noch nicht offen war, trafen wir uns also hier wieder. Ein kurzer Plausch, dann wieder ab, in den Schwimmrausch. Wollen ja nicht übertreiben mit der Wand Steherei in der sonst leeren Bahn...

Fazit

Der Driss mit Corona, also Leuten in Innenräumen, existiert natürlich auch in diesem Schwimmbad. Scheint vorbei, die Pandemie, für Schwimmbadbesucherinnen. Keine trug ihre Maske  im Umkleidetrakt oder WC.

Schön, dass man und frau hier die Dusche nutzen kann. War doch  schon schön,  an einem eher kühlen Vormittag, eine heiße Dusche und den Föhn nutzen zu können.

Und dann ist da noch der Blick auf das Planschbecken.Das Kombibad Gropiusstadt Freibad  hat aus meiner Sicht das niedlichste Planschbecken in ganz Berlin.(Im Bild nicht gut einzufangen, die Stimmung) Ich bin jedes Mal kurz davor, mich rein zu setzen, so berührt mich der Anblick. Hier hat sich jemand wirklich Mühe gegeben


Das "Lippi" hat sicher seine Probleme an heißen Nachmittagen mit tausenden unter Hitze stehenden Leuten. Das will ich gar nicht leugnen.

Das "Lippi" am Vormittag, ohne das Generve von Trainer*innen, die ihr Zeug schon vor Nutzungsberechtigung in die Bahn schmeißen, ist einfach toll.

Eine in Berlin einzigartige Kulisse mit den Häusern der Gropiusstadt. Und aus anderer Perspektive bekommt man den Eindruck, das hier könnte auch in einem idyllischen Dorf sein.

Ins "Lippi" Freibad kommm ich immer wieder gern.