Back to the Pools- Ein Schwimmbad hinter Gittern

Vor rund 20 Monaten war ich das letzte Mal in einem Berliner Freibad.

Das Frühjahr, den Sommer 2020 habe ich genutzt, um Freibäder in Brandenburg und Sachsen Anhalt zu besuchen.

Ich habe für mich einige Freibäder neu entdeckt, andere wieder besucht.

Viele Schwimms habe ich auch im See gemacht. Die Rückkehr ins Freiwasser ist eine der besten Dinge in den letzten Jahren für mich als Schwimmerin.

In der neuen Reihe "Back to the pools" werde ich in loser Abfolge beschreiben, ob und wie sich die Berliner Sommerbäder entwickelt haben. Ist Corona auch ein guter Motor für Veränderungen oder bleibt alles wie es war?

Ich habe mich für das das Culle entschieden für meinen ersten Freibad Besuch in Berlin nach dem 29.09.2019, weil es das Freibad ist, das ich in der Stadt am längsten nicht besucht habe, zuletzt 2016.

Und, Spoiler, es war die absolut richtige Entscheidung.

Das Sommerbad Neukölln

von vielen noch „Culle“ genannt, wurde am 10.08. 1951 eröffnet. 

Ursprünglich sah das Freibad ganz anders aus.

Umgebaut m.M.n. zuletzt 1989- 1991 Mit Eingangsbereich, der einem Gefängniszugang ähnelt.

Hinter den Gittern allerdings wartet ein Paradies auf Schwimmerinnen und Schwimmer, Badewillige und Erfrischungshungrige.


Die Corona Pandemie verlangt einige Vorbereitung für den Besuch eines  der Sommerbäder in der Stadt.

  • Buchung eines Zeitfensters Online
  • Organisation Corona Test (Vollständige Impfung/ Genesene von Corona)
  • Maske auf
  • Abstand halten

Und erst dann kann es los gehen.

Moment, das soll jetzt alles an Organisation sein, das ist doch nun wirklich zu schaffen.

Ja, ist es, dennoch wird ein Wahnsinnstheater von einigen darum gemacht.

Offensichtlich ist manchen Menschen, auch nach über einem Jahr einfach unklar, was es heißt, mit einer Pandemie umzugehen und das Beste heraus zu holen.

Das Beste wurde in Medien gar nicht kommuniziert.

Es gibt die Option Online zu buchen und vor Ort zu bezahlen.

Es gibt die Möglichkeit, mit Jahreskarte, Sammelkarte¹ zu zahlen. Damit zeigt man den Stammnutzer*innen der Bäder eine Wertschätzung.

 

Schlangenbildung soll vermieden werden

Zeitfenster 12.45-15.45 Uhr, Ankunft 12.42 Uhr mit dem Bus- etwas später als geplant, aber was solls.

Es hatte sich bisher eine Schlange von nur rund 30 Menschen gebildet, es sollte also schnell gehen.

20 Minuten später stand ich im Sommerbad an den Schließfächern.

Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in Berlin so lange am Eingang eines Schwimmbads stehen musste, als Jahreskarteninhaberin (und früher nur mit Mehrfachkarten, davor auch mit Jahreskarte).

Was soll das werden, wenn es richtig voll wird? Die drei Kassen machen es dann auch nicht besser, wenn für jede Person so viel Zeit gebraucht wird. Noch sind die Bäderbesucher*innen freundlich, weil froh, dass es wieder los geht.

Mein Tipp an den Bäderbetreiber:

Eine Person geht schon mal auf die Menschen in der Schlange zu und kontrolliert die Corona Tests.

Die Kontrolle der Taschen muss dringend effektiver werden, eine Seite die Damen, die andere die Herren. Ich schrieb das schon vor 5 Jahren,  auf dem Rucksack rum quetschen  ist die richtige Methode um empfindliche Dinge kaputt zu machen, aber nicht, um nach Messern zu suchen. Und bitte, werter Bäderbetreiber, wenn die Person ohne Handschuhe in jede Tasche greift, ist das mit den Corona Regeln nicht vereinbar. Wir sollen nicht alles anfassen, wenn doch, möglichst nicht ins Gesicht fassen  und fremde Leute begrapschen die Schwimmbrille und, auch ohne Corona eklig, die Wäsche und öffnen die Brotbox?

Ich hab auch das vor Jahren vorgeschlagen: lasst die Bäderbesucher*innen ihr Zeug selbst auspacken. 

Maske auf gilt auch für Mitarbeiter*innen der Berliner Bäder am Eingang.

Das muss besser werden.  Die Maske muss Mund und Nase bedecken, das müssen die Berliner Bäderbetriebe dringend nachschulen. Es sind diese Leute, die dazu beitragen, dass wir die Masken schon so lange tragen müssen.

Vielleicht hilft es, wenn man vermittelt, dass die Nase über der Maske alles einatmet, was auf der Maske sitzt. Nur eine Person trug ihre Maske korrekt. Und nö, ich habe keine Lust mehr, erwachsene Leute darum zu bitten, die Maske aufzusetzen. Die Diskussionen nerven, sind nie erfolgreich. Ich schreibe grundsätzlich gleich den jeweiligen Betrieb an in dem das passiert und natürlich auch den Bäderbetreiber in Berlin. Ich habe Rückmeldungen aus 5 Sommerbädern, dass es dort ähnlich war.

Eine Mitarbeiterin, die Kindern, die aus Unkenntnis falsch gebucht haben, trotz neuer Buchung den Zutritt verweigert, ist eh nicht  zugängig für freundliche Bitten. Die Kinder waren ruhig, haben mit Hilfe anderer zahlender Bäderbesucher*innen versucht, den Fehler zu korrigieren. Wie kann man da nicht kulant sein und ihnen den allerersten Schwimmbadbesuch nach Monaten verweigern?

Umkleiden und Duschen gesperrt, ziehen sich einige eben in den Toiletten um.

Ich kann nachvollziehen, dass in diesem Sommerbad die Duschen gesperrt sind. Abstand halten ist hier unmöglich.

Die Umkleiden sollte man öffnen, das Gedränge in der WC Anlage ist nicht so prickelnd, wenn man das WC als WC aufsuchen muss.

Da ich die Kommunikation der BBB kenne, sollten entgegen der öffentlichen Aussagen die Umkleiden offen sein, bitte Hinweisschilder.

Das Paradies ist eröffnet

Die Sichtachse ist verheißungsvoll. Der 10 Meter Turm, der Fliedergang, die Bilderbuchwiese in sattem grün mit Gänseblümchen.  Leuchtend blaue Schwimmbecken, blitzeblanke Durchschreitebecken.

Ein kluges, einfach zu erkennendes "Einbahnstraßensystem" für den Zugang zu den Pools. Und doch, man muss dort Aufsichten hinstellen. Sowohl beim rein, als auch beim raus gehen kamen mir ausschließlich Erwachsene entgegen. Anstands- und Abstandslos.


22 Grad im 50 Meter Becken, 24 Grad im Multifunktionsbecken und 28 im Nichtschwimmbecken. Bäderbesucher*innen wird hier jeder Wassertemperaturwunsch erfüllt.

Woher ich das weiß? Ich habe das Personal gefragt. Freundlich, aufmerksam und ein Willkommen vermittelt mit "immer wieder gerne".

Doppelbahnen, deren Sinn sich mir nie erschließen wird. Sie verhindern das durchgehende Schwimmen und wenn auf der Nachbarbahn auch außen an der Leine geschwommen wird, ist der Abstand in der Mitte albern. Das einzige, was Doppelbahnen gut können, wenn  es voller ist: Leute schwimmen zu dritt und mehr nebeneinander oder eröffnen eine personal lane in der Mitte.

 

An diesem Tag waren es nur 6-12 Menschen pro Doppelbahn, absolut paradiesische Schwimmzustände.

Extreme Freundlichkeit (ja, ich war in Berlin) im Schwimmbecken.

Ganz das Gegenteil dessen, was ich beim letzten Besuch erlebt habe.

Und plötzlich ist da ne Wand

Mir war nie bewusst, wie kurz auch 50 Meter Schwimmbecken sein können.

Im Freiwasser  geht es einfach immer weiter, auch wenn es im Kreis geht.

Ich schwimme und schlage auf eine Wand. Kein Wels, keine Alge, eine Wand. Aua. Erst mal wieder dran gewöhnen.

An das  gechlorte, klare Wasser, das Blau der Kachelparadiese.

Fazit

Der Driss, der in Corona Zeiten um sich greift, also Masken verweigern/ falsch tragen, kein Anstand & Abstand,  macht auch vor einem Berliner Freibad nicht Halt. Das kann und muss nachgebessert werden.

Das Schwimmen und die Umgebung im Sommerbad Neukölln lohnen sich für weitere Besuche. Hier ist Corona definitiv ein Motor für positive Veränderung. War 2016 nur Chaos im Schwimmbecken, herrscht jetzt mehr Rücksicht von der Mehrheit.

Ich konnte mir nur schwer die Pommes verkneifen, die zu einem so schönen Schwimmbad eigentlich dazu gehören.

¹Vorsicht: Nur die Sammelkarten, die einen Einzelpreis von 3,50 €ausweisen lohnen sich. An den Bedingungen (Gutschrift o.ä.) sind die BBB dran.