Back to the pools- Wo der Bär Brunnen und Becken bewacht

Vor rund 20 Monaten war ich das letzte Mal in einem Berliner Freibad.

Das Frühjahr, den Sommer 2020 habe ich genutzt, um Freibäder in Brandenburg und Sachsen Anhalt zu besuchen.

Ich habe für mich einige Freibäder neu entdeckt, andere wieder besucht.

Viele Schwimms habe ich auch im See gemacht. Die Rückkehr ins Freiwasser ist eine der besten Dinge in den letzten Jahren für mich als Schwimmerin.

In der neuen Reihe "Back to the pools" werde ich in loser Abfolge beschreiben, ob und wie sich die Berliner Sommerbäder entwickelt haben. Ist Corona auch ein guter Motor für Veränderungen oder bleibt alles wie es war?

Für meinen zweiten Freibad Besuch in Berlin habe ich mich für das "Lochow" entschieden. Ich wusste, am Tag danach wird schwimmen nicht möglich sein, vielleicht sogar mehrere Tage nicht.  Ich wollte in ein Sommerbad, dass ich in sehr guter Erinnerung habe, sozusagen no risk, but fun.

Spoiler: Es war noch besser als erwartet.

Das Sommerbad Wilmersdorf, noch immer "Lochow" genannt. Eröffnet am 02.05.1956, mit 20.000 Quadratmeter Fläche eines der schönsten Paradiese im Berliner Sommer.

Und auch Corona kann diesem Freibad nicht die Show stehlen. Umkleiden, Duschen, Handföhne, alles nutzbar.

 


Die Corona Pandemie verlangt einige Vorbereitung für den Besuch eines  der Sommerbäder in der Stadt.

  • Buchung eines Zeitfensters Online
  • Organisation Corona Test (Vollständige Impfung/ Genesene von Corona)
  • Maske auf
  • Abstand halten

Und erst dann kann es los gehen.

Moment, das soll jetzt alles an Organisation sein, das ist doch nun wirklich zu schaffen.

Ja, ist es, dennoch wird ein Wahnsinnstheater von einigen darum gemacht.

Offensichtlich ist manchen Menschen, auch nach über einem Jahr einfach unklar, was es heißt, mit einer Pandemie umzugehen und das Beste heraus zu holen.

Das Beste wurde in Medien gar nicht kommuniziert.

Es gibt die Option Online zu buchen und vor Ort zu bezahlen.

Es gibt die Möglichkeit, mit Jahreskarte, Sammelkarte¹ zu zahlen. Damit zeigt man den Stammnutzer*innen der Bäder eine Wertschätzung.

Schlangenbildung soll vermieden werden

Zeitfenster 12.45-15.45 Uhr, Ankunft 12.35 Uhr. Es waren etwa sieben Leute, die unter dunklen Wolken auf Einlass warteten. Es kam, wie es aussah, ein Platzregen setzte ein und alle flohen unter das Raumschiff Dach. Fair ging es zu, ein Mann meinte zu mir, ich solle ruhig vor ihm stehen, schließlich sei ich ja vor ihm dort gewesen.

Um 12.41 Uhr kamen eine Mitarbeiterin der Berliner Bäder und eine Frau vom Sicherheitspersonal an den Eingang. Die Mitarbeiterin der BBB sprach mit der Sicherheitsdame ab, dass sie schon mal die Corona Tests  der in der Schlange stehenden kontrollieren könne. Gesagt, getan. Und mit was für einer Freundlichkeit.

Kurz umgedreht. Ja, Berlin. Ja, Sommerbad. Und ach, stimmt, ist ja das Lochow.  Schon immer special nice.

Die Mitarbeiterin der BBB kontrollierte dann mega pünktlich die Tickets. So konnten alle wirklich um 12.45 Uhr das Sommerbad betreten und  das gesamte Zeitfenster nutzen, wenn sie wollen. Was für ein Service!

Theoretisch hätte ich um 12.50 Uhr im Wasser sein können. Vor dem Bad war ein Mann, dessen Ticket sich online auf dem Handy nicht blicken liess. Oh, wie ich das kannte. Ich hatte bis vor kurzem ein Handy das dauernd ausging und mich für Eintritt irgendwo mit Ausdrucken aus dem Copyshop absichern müssen (kein eigener Drucker mehr). Ehrensache ihm zu helfen,  also schnell meine Mailadresse angegeben, sein Ticket vorgezeigt. Problem erledigt. Ein anderer Mann hatte ebenfalls ein Problem. Welches haben wir dann herausgefunden und die Mitarbeiterin der BBB hat es unkompliziert gelöst.

Auf ins Paradies

Hinter dem Bären, der Bank und Brunnen bewacht- zauberhaft beim Verlassen des Freibads badeten Vögelchen im Brunnen- liegen Pools in unendlichem Blau.

Erstmal aber in die Umkleide, picobello sauber. Nummer 77, wie immer, wenn möglich, Rucksack rein, Tasche mit Handtuch und Wäsche mit an den Beckenrand.

Sauberes Durchschreitebecken, da war er. Es. Das 50 Meter Schwimmbecken. Tiefer gelegt. Doppelbahnen, je etwa mit 6 Personen belegt. Entspanntes Personal. Kurze Frage, mit Gruß, danke und bitte, was für ein Genuss solche Kleinigkeiten sein können.

25 Grad Wassertemperatur. Schon ganz schön warm, wenn man die See Temperaturen von derzeit rund 15 Grad gewohnt ist.

Und immer noch alles erlaubt. Schwimmen mit Schnorcheln, Brettchen, Flossen, was immer das Schwimmerherz für die Technik nutzen möchte, hier geht alles.

Noch ist da ne Wand

Die wird da auch bleiben, doch schon beim zweiten Schwimm im Pool setzte die Gewöhnung ein. Was man einmal intus hat, ist schnell wieder das Normal für eine gelernte Beckenschwimmerin.

Wobei, "normal" ist ein Wort aus der Pandemie, das wirklich massiv überstrapaziert ist,

Was genau ist den dieses "Normal"? Warum will man dahin zurück? War es vorher ideal? Also jetzt mal abgesehen von der weiter bestehenden Kritik an der Bäderpolitik, was genau ist erstrebenswert an dem "weiter wie vorher"?

Der harsche Umgang in Bädern mit den zahlenden Besucher*innen? Oder das gegenseitige über den Haufen schwimmen, andere blockieren? Mal ernsthaft, ohne philosophisch zu werden, kann nicht eine Ausnahmesituation wie die Pandemie zu einem Wandel führen? What ever, ich will nicht "früher", ich will heute und morgen. Besser. Das will ich.

Wenn nun die Wand kein Problem mehr war, schafft frau sich ein neues. Sachen unter der Hecke, Starkregen und Graupel sind im Pool ok, für die Sachen, die in einer nicht wasserdichten Tasche am Boden liegen, nicht günstig. Alles nass. Naja, warme Dusche machte das nasse Handtuch und Co wieder wett und der warme Tee in der Thermosflasche schaffte den Rest. Auf der to shop Liste nun also ein weiteres Teil für den Schwimmschrank...

Fazit

Kein Driss mit Corona im Sommerbad Wilmersdorf. Alle trugen Maske, alle hielten Abstand, zumindest, was das Personal betrifft. Einige Damen in der Umkleide, alle gute 10 Jahre + X älter als ich,also keine "erlebnisorientierten Jugendlichen"  fanden "alles übertrieben" "schlimm, was man mit uns macht". Sorry, Madames,  bleibt zu Hause, wenn euch das nicht gefällt. Und, wenn ihr geimpft seid, ihr seid nicht allein auf der Welt. Mal danke für den Luxus der kostenlosen Impfung und das Glück, vom Virus verschont zu sein, würde euch gut stehen.

Das Sommerbad Wilmersdorf bleibt, was es ist. Eine durchgehende positive Ausnahme im Berliner Alltag.  Hier hat Corona nichts verändert, nur verfestigt.

Disziplin, Bahnenschwimmen gab es schon vorher, sauber war es immer. Ok, ein kleiner, nicht unerheblicher Umstand, der fehlt: die Schwimmkurse mit den immer fröhlichen Schwimmlehrer*innen, das aufgeregte Geschrei, Lachen der Kinder.

Auch das bald wieder im Lochow, hoffe ich.

Und ein "Danke" auch an die BBB, vor Ort und auch per Mail natürlich gleich danach erledigt.


Schwimmausrüstung- Folge 1: Schwimmuhr Test

 

Schwimmausrüstung- Folge 2: Bücher zum Thema Schwimmen

 

Schwimmausrüstung- Folge 3: Schwimmkappen