Spoiler: Es wird der wohl kürzeste Rückblick auf die Berliner Bäderbetriebe den ich je geschrieben habe.
Der Rest des Textes beschäftigt sich mit dem Schwimmen.
Alles bleibt wie es ist
Im Rückblick 2020 hatte ich es befürchtet, die Hallensaison 2020/21 blieb kurz. Beendet im November 20, nicht mehr aufgenommen, außer für andere als die zahlenden Bäderbesucher*innen.
Am 21. Mai 21 begann die Freibad Saison. Mit Online Tickets, Tests und Zeitfenstern. Maskenpflicht, Abstand. Und "Doppelbahn" und "Kreisverkehr".
Theoretisch.
Jedes Gesundheitsamt der 12 Bezirke hatte (und hat) eine eigene Vorstellung von Vorschriften und deren Umsetzung und Einhaltung. Naja, und der Bäderbetreiber und natürlich einige der Mitarbeitenden vor Ort setzen ihre eigenen Vorstellungen um.
Die Hallensaison 2021/22 begann im August mit der sogenannten 3 G Regel. Im Gegensatz zu Freibädern, in denen zu diesem Zeitpunkt gar nichts mehr an Maßnahmen zur Pandemie Bekämpfung nötig war. Bereits im Juni wurden Massen an Tickets verkauft und um ehrlich zu sein, meine Tests wurden nie bis selten kontrolliert. Abstand hielten und Masken trugen nur die Anständigen, der Rest rückte so nah wie immer.
Dann kam sie endlich, die 2 G Regel. Das hieß, nur Quellcodes, ausgedruckt oder digital waren für den Zugang vorgesehen, ein Ausweis musste, laut Berliner Bäderbetriebe, vorgelegt werden. Das interessiert an Kassen einiger Bäder nicht. Man tat teilweise , was man schon immer so macht. Eigene Regeln aufstellen und wenn die Einhaltung von allgemeingültigen Vorschriften gefordert wird, steigt eben der Krankenstand oder, gegenüber den zahlenden Besucher*innen, die Aufmerksamkeit...oder auch nicht.
An den entsprechenden Kassen wurden auch zerfledderte, geknickte Impfbücher akzeptiert, genau wie die Aussage "kein Ausweis dabei, sorry".
Zugang bekamen dort dann alle. Auch die ohne Online Ticket. Sogar ganz ohne Tickets, wenn es beliebte. Insofern: alles wie in der Vergangenheit
Es waberten Sätze wie "Seid doch dankbar, dass überhaupt geöffnet ist" durch Bad und Becken.
Klar, ich war schon immer dankbar, dass ich mehrere hundert Euro bezahle und dann Einrichtungen der Daseinsvorsorge nutzen darf.
Ich dreh es mal um, wie wäre es mit ein wenig Dankbarkeit dafür, dass überhaupt noch jemand dafür bezahlt, dass Bäder betrieben werden und Menschen dort arbeiten dürfen. Dafür, dass bei Kurzarbeitergeld und Aufstockung auf 95% des Gehalts Jobs erhalten wurden.
Zurück zum Bäderbetrieb:
Derzeit sind wir bei 2G +
Also weniger Menschen in Bädern und Abstand, das ist das + in Berliner Ausführung.
Die Varianten in Berliner Bädern:
Kreisverkehr nicht nötig in einigen Bädern.Das Recht der Stärkeren gilt. (Wenn 12 Leute auf einer Fläche von 7.50 x25 machen was sie wollen, ist klar, was los ist)
In anderen werden aus 50 Meter Becken 2 jeweils 25 Meter Areale. In weiteren wird Kreisverkehr nur auf Bitten durchgesetzt. Es gibt Bäder, in denen das Personal mehrfach auf die Regeln hinweist und zahlende Besucher*innen machen, was sie wollen ohne dass es Konsequenzen hat. Die Begrenzung der Personenzahl wird ausgehebelt, wenn begleitende Erwachsene von Kindern, die an Schwimmkursen teilnehmen, sich in den Räumen aufhalten. Es gibt Mitarbeitende in Berliner Bädern, die Masken tragen und auf die Pflicht hinweisen. Leider untergraben andere Mitarbeitende diese pflichtbewußte Haltung mit ihrer Ignoranz.
Gegenwart
Die Sanierungen verzögern sich. Wie immer. Werden teurer. Kennen wir.
Dachschaden. Wissen wir.
Die Kommunikation bleibt wie sie ist. Öffnungen nach Sanierungen werden beschönigt dargestellt in Zeit und Kosten. Mittlerweile wurde, das möchte ich positiv anmerken, auf Kritik reagiert in einem Sozialen Netzwerk. Dort uferten Kommentare ekelhaft und völlig fern vom Thema aus und ich habe auf die Option der Moderation, des temporären Abstellens der Kommentare etc. aufmerksam gemacht. Der Bäderbetreiber hat reagiert. Die Kommentarfunktion komplett abgestellt. Tja.
Vereine bekommen Zeiten, die der zahlenden Öffentlichkeit weg genommen werden. Das erhält die Konkurrenz, die seit Jahren nun künstlich befeuert wird. Ein Miteinander wird so natürlich verhindert und das, was schlecht läuft für alle, geht unter in dieser Nutzer*innendebatte. Kennt man in Berlin seit Jahrzehnten.
25 Jahre Bäderbetriebe und seit gut 15 Jahren die immer gleiche Kritik.
Es gäbe noch einiges zum Jahr 2021, aber es sind im weitesten Sinne Wiederholungen. Ok, bis auf eines: Noch nie gab es so wenig über die BBB in den Medien (außerhalb von Pressemitteilungen).
Gegenwart der Vergangenheit
Wie man in Rente geht und bleibt: Was als Vorstandsvorsitzender der BBB 2016 begann, 2019 aus Altersgründen beendet wurde, wird weiter geführt als Arbeitnehmerertretung vom ehemaligen Bäderchef Andreas Scholz-Fleischmann.
1996-2021
Jeder Rückblick endet bei mir mit etwas Positivem:
25 Jahre Bäderbetriebe und es gibt eine vergünstigte Jahreskarte. Ein Top Angebot!
299 Euro statt 495 Euro
175 Euro statt 275 Euro ermäßigt
Und für diejenigen, die bereits eine Jahreskarte haben, wird es Erstattungen geben. In einer Summe.
Happy New Year.
Für einige. Für andere eher nicht so.
Der kommunale Bäderbetreiber hat, nach eigener Aussage, ausschließlich positive Rückmeldungen dazu bekommen. Und sieht keine Veranlassung zu agieren:
Das heißt für alle mit Berlin Pass, die ALG II, Grundsicherung oder andere ergänzende Leistungen (Persönliches Budget bei Schwerbehinderung etc) bekommen: die Rückerstattung in Höhe von 139 Euro kann als Einkommen angerechnet werden und entsprechend von Transferleistungen abgezogen werden. Das heißt, diese Menschen werden die Summe der Erstattung möglicherweise drauf zahlen. Also konkret statt 275 Euro wird die Jahreskarte für Menschen mit wenig Einkommen, die die Jahreskarte schon hatten, 414 Euro kosten können. Man muss da auf Kulanz der Sozialämter/ Jobcenter etc setzen. Sämtliche politisch agierende, die ich angemailt habe, haben nicht reagiert bisher.
Und hier das Positive für alle
Zum ersten Mal in Berlin seit einigen Jahrzehnten wurden Freibäder bis Mitte Oktober geöffnet. Was für ein großartiger Schritt zurück in eine Weltstadt mit Bäderangebot.
Ja, ich weiß, es waren nur zwei und es war aus der Not heraus. Sicher mit dem Bad am Olympiastadion nicht ideal fürs Personal. Da muss natürlich eine adäquate Lösung her. Man kann Mitarbeitende nicht bei strömendem Regen unter eine Plane stellen. Da müssen Räume her. Oder, man verlegt solche Öffnungen auf die Bäder, die feste, mit Heizung nachrüstbare, Räume haben. Wie auch immer. Es war ein Anfang, der einer Stadt mit dem Größten Bäderbetreiber Europas würdig ist.
Reden wir mal kurz über das Schwimmen und nicht nur über Bäderbetreiber in Berlin
Wo im Schwimmsport- meinetwegen in der Schwimmkunst- gibt es den Begriff "Doppelbahn"? Also vor der Pandemie. Über Hinweise wäre ich sehr dankbar: info@schwimm-blog-berlin.de
Es gibt Bahnen. Kann man gut in Schwimmbecken sehen anhand der Vorrichtungen, Leinen einzuhängen. Markierungen, die nicht ohne Grund vorhanden sind. Kennt das noch jemand: T= man überholt nicht mehr.
Fähnchen über den Becken...(aber ach, das ist nun wieder ein Thema für sich. In Berlin. Kleiner Insider: hello Charlottenburg)
Also Bahnen, die mit Leinen abgeteilt sind. Das sind dann abgeleinte Bahnen. In vielen Schwimmbädern der Welt werden solche abgeleinten Bahnen sortiert (im Voraus durch Schilder)
Schnellschwimmerbahn- fast lane
Mittleres Tempo - mid tempo
Langsames Tempo - slow lane
Das heißt, das Schwimmbecken ist keine Begrenzung. Man schwimmt, wendet (Kippwende/ Rollwende), schwimmt, wendet, schwimmt...
"Bahnen ziehen" kennt man als Begriff.
"Sportbahn":
In Berlin nichts anderes als eine Leine, die eine Fläche begrenzt. Sortierung oder nach eigener, realistischer Einschätzung eine Selbsteinteilung, existiert zu oft nicht.
Es gibt seit der Pandemie einen Begriff, der erfunden und von tausenden Nutzer*innen von Schwimmbädern übernommen wurde. Auch von mir. Bis mich eine Schwimmerin darauf hinwies. Das hat mit "Bahn" so viel zu tun wie Fisch mit Chlorwasser.
"Doppelbahn":
Das meint eine Fläche, die mit einer Schwimmbadleine begrenzt wird.
25 Meter/ 50 Meter schwimmen, pausieren, weil man an der Wand einen Abstand laufend oder paddelnd überwinden muss, schwimmen, pausieren...
Man wendet nicht. (Btw, kennt jemand weitere als Kippwende und Rollwende? Nicht andere Bezeichnungen, andere Wenden)
Das heißt auch, aus der Geschwindigkeit, der Anstrengung heraus nach jeder 25/ 50 Meter Länge brüsk abbrechen müssen.
Ja, es gibt sie, diejenigen, die über die gesamte Breite rüberziehen. Ohne Rücksicht oder Umsicht.
Oft geht das gar nicht, weil in der Mitte dieser "Doppelbahn" Leute ihre eigenen Bahnen aufmachen. Meint, sie schwimmen mittig, so dass vier Personen nebeneinander schwimmen. Mit Abstand braucht da niemand kommen. Der ist, bei "Doppelbahn" Regeln zur Nachbar "Doppelbahn" auch nicht gegeben.(Zuletzt gestern eine ganz normale Brustschwimmerin, die mich, unbeabsichtigt, unter der Leine hindurch trat)
"Doppelbahn"- eine Kreation der Pandemie?
Wie auch immer. Ich weiß, dass es Bädernutzer*innnen gibt, die diese "Doppelbahn" gut finden. Das freut mich für euch. Ich habe echt versucht, dem Ganzen was Gutes abzugewinnen. "Mehr Platz"- brauch ich nicht. "Keiner grätscht mich"- doch, passiert weiter. "An der Wand ist mehr Platz, keiner steht mehr links am Start"- doch, da stehen gefühlt alle...
Für mich sind "Doppelbahnen" die Pest des Schwimmsports.
Ein Blick zurück nicht ohne die Aussicht auf das Neue:
Der Wunsch, dass der lang angekündigte "Paradigmenwechsel" auch im Schwimmbecken, an der Tür (Öffnung) ankommt ist noch vorhanden.
Freiwasser. Noch mehr im Freiwasser und noch länger.
Mein Blog ist nicht die Schweiz der Medien!
Das heißt, ich schreibe meine Meinung, mit meiner Verantwortung für die Richtigkeit der (objektiven) Schilderungen.
Die Auswahl des Bildes fiel dieses Mal auf ein einerseits die Situation darstellenden Schwimmmöglichkeiten, andererseits auf ein Schwimmbad, das der Öffentlichkeit nur selten zugängig ist.