Back to the pools- Wedding kommt, Schwimmbad schon da

Vor rund 20 Monaten war ich das letzte Mal in einem Berliner Freibad.

Das Frühjahr, den Sommer 2020 habe ich genutzt, um Freibäder in Brandenburg und Sachsen Anhalt zu besuchen.

Ich habe für mich einige Freibäder neu entdeckt, andere wieder besucht.

Viele Schwimms habe ich auch im See gemacht. Die Rückkehr ins Freiwasser ist eine der besten Dinge in den letzten Jahren für mich als Schwimmerin.

In der Reihe 2021 "Back to the pools" werde ich in loser Abfolge beschreiben, ob und wie sich die Berliner Sommerbäder entwickelt haben. Ist Corona auch ein guter Motor für Veränderungen oder bleibt alles wie es war?

Für meinen dritten Freibad Besuch in Berlin habe ich mich für das Kombibad Seestraße entschieden. Pragmatisch, Termin in der Nähe und da der Wedding ja eh kommt, dachte ich, ich geh ihm mal entgegen.

Spoiler: Umziehen darf auch bei gesperrten Umkleiden praktisch und bequem sein.

Das Kombibad Seestraße war der letzte Kombibad Bau in Berlin. Das Sommerbad wurde 1981 eröffnet. Meines Wissens um 2010 herum wurde das Außenbecken saniert.

Edelstahl, der in der Sonne glitzert. Geschmackssache. Ich liebe Kacheln.

Deutschland weit Berühmtheit erhielt das Kombibad im Wedding, als die größte Traglufthalle über einem Schwimmbad in Deutschland dort errichtet wurde.

Seestraße, ohne See, aber mit Schwimmbecken.


Die Corona Pandemie verlangt(e) einige Vorbereitung für den Besuch eines  der Sommerbäder in der Stadt. (Update: seit 04.06.21 wurde die Testpflicht leider abgeschafft. Mein Statement dazu)

  • Buchung eines Zeitfensters Online
  • Organisation Corona Test (Vollständige Impfung/ Genesene von Corona)
  • Maske auf
  • Abstand halten

Und erst dann konnte es los gehen.

Moment, das soll jetzt alles an Organisation sein, das ist doch nun wirklich zu schaffen.

Ja, ist es, dennoch wurde ein Wahnsinnstheater von einigen darum gemacht.

Offensichtlich ist manchen Menschen, auch nach über einem Jahr einfach unklar, was es heißt, mit einer Pandemie umzugehen und das Beste heraus zu holen.

Das Beste wurde in Medien gar nicht kommuniziert.

Es gibt die Option Online zu buchen und vor Ort zu bezahlen.

Es gibt die Möglichkeit, mit Jahreskarte, Sammelkarte¹ zu zahlen. Damit zeigt man den Stammnutzer*innen der Bäder eine Wertschätzung.

Schlangenbildung soll vermieden werden

Zeitfenster 12.45-15.45 Uhr, Ankunft 13 Uhr, keine Schlange. Ich dachte, es ist besser, wenn ich dem Wedding zwar entgegen gehe, aber später aufbreche.

Keine Schwimmwilligen vor oder hinter mir, nur Mitarbeiter*innen ohne Mund Nasen Schutz.

Die Security Person kontrollierte meinen Test, an der Kasse muss man  mit einer zahlenden Bäderbesucherin, über Ticket scannen und Bädercard studieren, auch nicht weiter kommunizieren. Worte sind eh überbewertet. Danke, bitte. Altmodisches Zeug, und dieses Grüßen braucht eh keine*r...

In der Betonwelt der 1980 er Jahre war Stil ja auch nicht vorgesehen, praktisch musste es sein. Und das ist es. Schließfächer, so rein theoretisch unter der Aufsicht der Kassenkraft. Auf dem Betonplatz zwei Stoffgebilde, die sich als sehr praktische mobile Umkleiden herausstellten. Für Herren und Damen, für je vier Personen. Sehr nett gemacht, 4 Stühle in den Ecken, so dass auch jede kapieren müsste, dass 4 Personen Platz finden sollen.

Ich habe mich an einer der Bänke umgezogen, Wertsachen ins Schließfach, den Rucksack mit an den Beckenrand.

Wie schnell sich doch die Zeiten ändern. War es doch im Kombibad Seestraße, wo es den Menschen 2018 (oder war es 2017? Ich habe es abgespeichert als eine der Absurditäten der Berliner Bäderbetreiber) verboten wurde, sich im Freien umzuziehen. "Rücksicht" hieß es plötzlich, nachdem das knapp 40 Jahre völlig normal war. Als ob der Short View auf irgendwas irgendjemanden interessiert morgens um 7 Uhr..

Mit Sicht auf das Planschbecken also Badekappe auf und los ins Edelstahl Paradies mit 50 Meter Schwimmbecken und einem Mehrzweckbecken.

Was mir als erstes auffiel, war, dass im Mehrzweckbecken 2 ältere Frauen regelrecht belagert wurden in einer Doppelbahn von einer Gruppe Schwimmerinnen und Schwimmer mit allerlei Technik Equipement. Wie ich sehr schnell feststellen durfte, nicht die einzigen, die so offensichtlich ein Gruppentraining durchführten.

Ein sehr netter Mitarbeiter, die erste Person die hier grüsste,  beantwortet meine Frage nach der Wassertemperatur. 25 Grad, kuschlig warm also.

Die Wand ist zum plaudern da

Ich war auf der Doppelbahn ganz außen und hatte das Pech, in den Pausen mehrfach dem Rauch von Zigaretten ausgesetzt zu sein. Prickelnd ist das nicht, wenn man nach Luft schnappen will. Das Rauchverbot am Beckenrand (aus der Hausordnung) gilt offensichtlich nicht für Mitarbeiter. Nun, das muss ich wohl oder übel hinnehmen. Oder einfach dort schwimmen, wo man nicht am Beckenrand raucht.

Ich muss wegen der Rippenbrüche vor einigen Wochen noch immer mehr Pausen machen als sonst. Gelegenheit, den Trainingsanweisungen auf der Nachbarbahn zu lauschen. Vier junge Männer hatten die Bahn mit je zwei Männern nebeneinander schwimmend okkupiert. Mann stand zu viert an der Wand. Bewunderte und kritisierte sich und schwamm wo Mann mochte.

So what, wahrscheinlich Personal Training oder eine Vereinsbahn. Gemietet in der Zeit in der die Öffentlichkeit Zutritt hat.

800 Meter hatte ich echt Glück, störungsfreies Schwimmen, mit mir nur 7 Personen auf der Doppelbahn. Bis zwei Damen, vom Alter (und Themen her- wissen Leute eigentlich, dass andere im Schwimmbad hören, was frau sich so erzählt?) Mutter und Tochter, kamen und eben sich über dies und das unterhalten mussten während sie mittig nebeneinander in der Bahn paddelten. Zu ihnen gesellte sich ein Mann, der seitlich am Außenrand an der Wand hing um gegenüber im Becken springende Kinder zu beobachten. Idylle beendet, die 200 auf 1000 und dann raus. Es  wurde dann auch merklich voller im Schwimmbad.

Fazit

Der Driss mit Corona, also Leuten, deren Mund Nasen Schutz unter dem Kinn hängt bis gar nicht vorhanden ist, ist leider auch bis in den Wedding gekommen. Das erste Sommerbad 2021 für mich, in dem der Berliner Style, nebeneinander schwimmen, entgegen gesetzte Richtung und der obligatorische Rauch am Beckenrand trotz Pandemie Regeln sich fortsetzt.

So lange es nicht voll ist oder die typischen Damen und Herren ihren Egotripp fahren, ist das Schwimmen im Wedding schön. Sehr schön auch die "Schnellschwimmer Bahn", ausgeschildert. Ob dort die raus gebeten werden, die noch langsamer sind als ich, konnte ich nicht sehen. Waren  alle etwa gleich schnell. (Übrigens auch der Schwimmer,  Kopf oben, Brustgrätsche! Man muss einfach von Tempo weg, wenn man Unfall freies Schwimmen, sprich  frei von Tritten, will.)

Die Idee mit der Umkleide ist super bequem. Klar, ich  bin mittlerweile echt wieder in Übung mich in aller Öffentlichkeit umzuziehen- hallo Freiwasser.  Der nette Service, Stühle hinzustellen, so dass auch Menschen, die etwas unsicher auf den Beinen sind oder die einfach sitzen mögen, z.B. beim Schuhe anziehen, gefällt mir sehr. Mit gedacht, vor allem, dass es  nicht auf der Wiese ist, so hat man kaum Dreck unter den nackten Füßen.

Und natürlich habe ich mich vor Ort bedankt. Leider trug diese Person ihre Maske auch unter dem Kinn. Schade.

Das Sommerbad hat allerdings auch etwas verloren, was  wohl eher nicht vermisst wird. Die Flugzeuge aus und nach Tegel trüben den blauen Himmel nicht mehr!