Ein Jahr im Britzer Garten

Umgebung

Der Britzer Garten ist zu einem großen Teil von Kleingärten umgeben. Hunderte Quadratmeter Fläche, die man zu 50% für Wohnungsbau, zu den anderen 50% für Spiel, Sportplätze, Schwimmbad, Gemeinschaftsgärten nutzen könnte. Schaut man sich die Häuser an- Lauben sind viele einfach nicht- die als versiegelte Fläche heute da stehen plus die Parkplätze, halte ich es für möglich, dass Wohnungsbau weniger bis gleich viel Versiegelung wie heute bedeutet. Vor allem aber wäre das eine sinnvolle Maßnahme angesichts der Tatsache der prekären Situation für sehr viele Menschen.

Häuser in einer Kleingartenanlage neben dem Britzer Garten

Bundesgartenschau= BuGA

So nennt die Alt Berliner Bevölkerung das Gelände.

Der Britzer Garten wurde Anfang der 1980 er Jahre angelegt für die Bundesgartenschau (BuGa) 1985.

Auf den ehemaligen Acker und Kleingartenflächen für wenige entstand ein Areal für alle.

Das war innovativ, sind doch Kleingärten in Berlin geradezu sakrale, nicht antastbare Orte für einzelne privilegierte ohne  bis geregelten, seltenen Zutritt für den Rest der Stadt.

Vollständig verrückt klingt es, wenn man liest, dass vor 30 Jahren eine Autobahn geplant wurde durch das Gelände zu führen.

Oder halt, nein, das Verrückte gibt es auch 2021.

Ein Teil des heutigen Britzer Garten, der als Weidefläche genutzt wurde, fällt aktuell gerade zum größten Teil einer Einzelnutzung durch 60 (!) Kleingärten zum Opfer. Das ist so absurd, dass ich es zunächst nicht glauben wollte. Ein Zugeständnis wird gemacht. Es soll einen Gemeinschaftsgarten/ Lehrgarten geben.

Ich will hoffen, dass zumindest die rd 60 neuen Kleingärten denen zugeteilt werden, die beengt oder/ und in Gemeinschaftsunterkünften leben müssen. Im Newsletter des Tagesspiegel hieß es neulich, dass der Sachbearbeiter im Urlaub sei und man nicht wisse, wer die Gärten bekommt. Hauptsache keine weitere Beziehungsvergabe, Vererbungsmauschelei seitens irgendwelcher Kleingartengemeinschaften.

Teilweise wurde das für die Bundesgartenschau genutzte Gelände an Sport Vereine abgegeben. Zum Beispiel stehen am Sangershauser Weg Tennishallen.

Lage

Grob umrissen liegt der Britzer Garten zwischen der ehemaligen Golpa Leitung im Süden/ Buckower Damm und der Mohriner Straße im Norden. Westlich begrenzt durch zum Beispiel die Kleingartenanlagen Heimaterde, Kurt Pöthig, östlich unter anderem durch die Kleingartenanlagen Marienfelder Weg, Zur Windmühle, Friedland II und den Parkfriedhof Neukölln.

 

Quelle Google Maps


Zum Britzer Garten gehört, außerhalb des Gartens gelegen, die gerade fertig sanierte Britzer Mühle.

Der Britzer Garten hat 5 Eingänge.

Parkeintritt

01.11.-28.02

2 Euro/ ermäßigt 1 Euro

01.03.-31.10.

3 Euro/ ermäßigt 1,50 Euro

Kinder bis einschließlich 5 Jahren frei

Kita erhalten kostenfreien Eintritt

Schulklassen 15 Euro

Jahreskarte 30 Euro/ ermäßigt 15 Euro

70 Euro Familienkarte, bis zu zwei Elternteile und drei Kinder

Ermäßigungen für Grundsicherung und ALG II Bezieher*innen und Menschen mit Behinderungen ab Grad 50

Kurzum, der Britzer Garten ist nicht nur erschwinglich. Die Jahreskarten sind für vier Parkanlagen in Berlin gültig. Außerdem kann man damit in 12 weitere Parks in Deutschland. Zu dem Preis ein unfassbar gutes und unschlagbares Angebot. Wäre da nicht sowieso die Vielfalt der Angebote und Möglichkeiten allein schon im Britzer Garten.

Angebote

Eine wunderschöne, angelegte Seenlandschaft, Sportgeräte, Kneipp Plätze,  Kinderspielplätze, Umweltlabor, die Mühle, unterschiedliche Gastronomie, auch für den kleineren Geldbeutel. Für mich das das faszinierendste ist aber die Anlage selbst.

Klar, ich hab fast alle Sportgeräte ausprobiert. Abgehangen, gesprungen, Armkreiseln, vor allem schaukeln...

Es gibt Kunstangebote, Sportkurse.

Früher gab es mal die Parkbahn. Schon lange fährt sie nicht mehr. Schade, in der Wuhlheide hat man es geschafft, die kleine Bahn in Betrieb zu halten. Vielleicht findet sich ja eine Initiative?

Das Schönste im Britzer Garten ist die Natur.

Sie ist angelegt bis wild. Gepflasterte Wege bis Trampelpfade durch Büsche und Gestrüpp.

Bunte, duftende Blumen zu fast jeder Jahreszeit. Bäume, Sträucher, geformte Hecken, wildes Holz.


Berg rauf, am "Rodelberg", Berg runter Schlitten fahren im Winter. Der Kräutergarten, etwas versteckt. Der Gräsergarten, fast schon verwunschen.

Von 365 Tagen war ich gut 300 dort. Manchmal, besonders bei nicht so feinem Wetter, sind mir mehrere Stunden keine besuchenden Menschen begegnet auf dem riesigen Gelände.

Kaffee trinken am See und Wasservögel aller heimischen Arten beobachten.

Kita und Schulkinder am Umweltlabor, bei Aufgaben im Garten- wobei ich echt vorschlagen würde, zwischen etwa 14-17 eine Ausnahme zu machen und die Jugendlichen nicht in solche Parks zu zwingen. Es mag eine gut gemeinte Sache sein und sicher gibt es auch Jugendliche, die dazu Lust haben. Der Großteil hängt gelangweilt irgendwo versteckt ab. Kann ich gut nachvollziehen. Ich hatte mit fuffzehn auch andere Interessen als Regenwürmer und Maulwürfe betrachten...

Tiere, wie Füchse, Mäusebussard, natürlich unzählige Eichhörnchen, Mäuse, Fische. Schafe, Esel, Ziegen,Schmetterlinge, Schnecken. All das und viele mehr kann man beobachten.

 

Es gibt Kunst Objekte, tolle kleine Rätsel am Umweltlabor, verschiedene Veranstaltungen, die im Parkeintritt dann inbegriffen sind. Große Veranstaltungen (durch Corona seit 2020 ausgefallen).

Im Herbst darf man auf der Obstwiese kostenfrei ernten.

Ab November bis Februar kann man sogar Inline Skaten/ Rollschuh fahren im Britzer Garten. Kinder dürfen immer mit Roller, Laufrad und kleinen Rädern spielen. Dabei entstehen nur selten Konflikte. Nur dann, wenn ignorante Erwachsene den Kindern nicht erklären, dass sie nicht alles umfahren und nicht überall drüber mangeln dürfen. Rad und Hund dürfen nicht rein in den Britzer Garten.

Unzählige Gärtner*innen sorgen für ein ständig gut gepflegtes Areal zu jeder Jahreszeit. Der geregelte Zugang mit Videoüberwachung  sorgt  dafür, dass auch außerhalb der Kassenzeiten dort nicht Rad gefahren wird.

Und, erstaunlich, der Park ist fast frei von rumfliegenden Müll.

Kurzum, es ist wirklich für jede*n was dabei. Besser kann man sein Geld nicht anlegen, wenn man Natur in Ruhe geniessen möchte und sich auf wirklich jede freigegebene Fläche setzen kann.

Es bräuchte 500 Bilder und auch dann könnte man noch nicht erfassen, wie schön er ist, der Britzer Garten.

Auf 90 Hektar findet jede*r ein Lieblingsplätzchen

Ab 01.11.21 gibt es die Jahreskarte 2022.

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 0