Rückblick 2022 -Das Gespenster Jahr

Die EU hatte das nun zu Ende gegangene Jahr zum "Europäischen Jahr der Jugend" erklärt.

Wenn ich mich so umschaue, passiert allerorts das Gegenteil und ich möchte rufen: "No Future"

Deshalb ist das hier auch eher kein Rückblick, eher ein kurzer Moment durch die Lupe, um dann wieder alles verschwimmen zu lassen. Was ist Gegenwart, was Vergangenheit, wo ist die Zukunft.

Im deutschen Fernsehen leben alte Sendungen von vor Jahrzehnten wieder auf.  Menschen, die schon vor 30 Jahren nervig altbacken waren mit ihren möchtegern Jugend Attitüden und nun hat auch Vivienne Westwood diese Welt verlassen.

Eine Frau, die so viel mehr war als "die Erfinderin der Punk Mode"- Ha. schon in diesen Worten liegt der Widerspruch.

Sie hat einen Look kreiert, der einer damaligen Welt genau das Kleid auf den Leib schneiderte, wie sie gesellschaftlich aussah, wie wir mit der Umwelt umgingen und was (nicht nur) Thatcherismus für die Gesellschaft bedeutete.

Sie hielt das Buch für das beste Accessoire und fuhr Rad, lebte trotz Welterfolg sehr lange weiter in einer kleinen Wohnung. Sie war klug genug, ihre Einstellung zu  Ereignissen zu überdenken. Zu ihnen zu stehen und sie zu korrigieren wenn nötig. Ihre Mode war einzigartig. Wie sie.

Und was hat das mit Berliner Bädern zu tun? Gar nix, ich schreib das, weil ich es kann.

Oder, doch. Die Berliner Bäder passen genau in dieses "Rollback" Ding, das überall aufzuploppen scheint und gefühlt wenige stören sich daran. Ich finde den Rollback gespenstisch.

Also: alles Gut?

Nein, nichts ist gut. Krieg in Europa.

Es ist nichts gut, alles trivial, was man zu anderen Themen sagt und schreibt?

Es ist ungut, Untergangstimmung in alle Lebensbereiche zu tragen. Der Geist kann das nicht ertragen.

Die Pandemie wird von (zu) vielen für beendet erklärt, Wissenschaftler äußern sich und es wird völlig aus dem Zusammenhang gerissen.

Reicht unsere Konzentration nicht mehr aus, um Zusammenhänge zu erfassen, sie begreifen zu wollen?

Und ja, auch für Bäderpolitik scheint das mehr zu gelten als je vorher.

Halbgares, dessen Recherche ein völlig anderes Bild ergeben würde. Leute in Bädern, die sich aufspulen, als gehören sie ihnen und sich dann beschweren, dass es ist wie es ist. Gruselig.

Gegenwart

Die Berliner Bäder legen die sogenannte "Aktionskarte"- aka Jahreskarte für einen unschlagbar günstigen Preis wieder auf. Ich finds toll, aber ich fände es besser, weil endlich verlässlich,  ein dauerhaftes Angebot daraus zu machen, statt sich in Wiederholungen zu ergehen.

Die günstige Jahreskarte war zum Jubiläum ausgegeben worden.

Warum das wiederholen und damit klein machen, statt etwas Neues aufzulegen?

Paradigmenwechsel in die Vergangenheit?

Vielleicht habe ich es überlesen? Ich jedenfalls weiß nicht, wo die BBB hin wollen, sagen wir die nächsten 10 Jahre.

Was genau ist die Vision des Managements, wenn gesagt wird, dass man nicht in einem Bad etwas verändern kann, weil dann erwartet wird, dies auch in einem anderen einzuführen?

Man stelle sich das vor. Bäder entwickeln sich. Oder sie bleiben Gespenster der Vergangenheit. Mir am Ende egal, ich geh nur schwimmen.

Die Bäder in Berlin haben sich seit 25 Jahren nicht großartig verändert.

Das fängt mit unmodernen Schließsystemen in unzähligen Varianten an und hört mit den absurd gestalteten Öffnungszeiten längst nicht auf.

Btw, kann man eigentlich nun endlich ohne Probleme mit irgendeinem Zahl oder Buchungstool Tickets online kaufen?

Was genau ist der Sinn der "Berliner Bäderbetriebe"?

Anbindung im Kiez? Existiert nicht. Mir fallen drei Bäder ein, die im Stadtbild via ÖPNV sichtbar werden. Das ist lächerlich. Warum kann eine Ansage "zum Britzer  Garten" gemacht werden und eine "zum Kombibad Mariendorf" oder "zur Schwimmhalle Thomas Mann Straße" nicht?

The same procedure as every year...

2022 habe ich zwar wie immer ausgerechnet, wo welche Öffnungszeiten besser, schlechter und gleich sind wie in den letzten 5 Jahren, es führt aber zu nichts, das immer wieder aufs Tableau zu bringen. Die Stadt will es so. Diese "eingeschränkte Wasserfläche" kommuniziert man schwammig, damit nicht auffällt, wo was und wie viele Stunden schlicht eine Nutzung keinen Sinn macht. 

Zahlende Kundschaft erfährt erst nach dem Kauf des Tickets, ob man schwimmen kann oder mit einem Plansch vorlieb nehmen muss. Und ich meine Plansch, denn mehr ist es nicht, wenn sich 15 Personen auf einer Bahn rum drücken. Übrigens während die "reservierten" Flächen leer stehen. Aber auch das war schon immer so.

Und auch die völlig unfair verteilten Öffnungszeiten scheinen weiter so, als würden sie vor Ort gewürfelt. Wohnste in Spandau, arbeiteste in Reinickendorf und deine Großmutter wohnt in Tempelhof, darfst du auch weiter davon ausgehen, dass du, um die Öffnungszeiten zu kapieren, du erst mal studieren musst! Abschluss aber nur, wenn du auch noch die tatsächliche Nutzung und Zugang  herausfindest.

Die Stadt möchte auch für den Größten Bäderbetreiber Europas einen Arbeitnehmervertreter, der "in den Ruhestand" ging als Vorstandsvorsitzender , also Arbeitgeber. Ebenso wird, so war zu lesen, im Größten Bäderbetrieb Europas ein "Leiter Betrieb Bäder" zum zweiten Mal, nach seinem kurzen Einsatz 2014-2016, genau diese Position besetzen. Der nun 61 jährige ist offensichtlich der Mann der Zukunft der Bäder in Berlin.

Es scheint auch so, dass der Bäderbetreiber auch zukünftig verantwortlich ist für Sanierung und Bau. Was ist eigentlich mit der Schwimmhalle Kreuzberg? Wer hat da wem in die Handwerke gepfuscht und wer trägt den Ausfall? Was genau hat die Bauabteilung gemacht? Wann kann Kreuzberg mit Nutzung rechnen? Wie wäre es mit Sanitär Containern, wenn man das Becken nutzen kann oder ist das zu weit weg von "geht nicht, weil...?

Interessiert es noch irgendjemanden, dass die Sanierung Paracelsus Bad mit 7 Millionen avisiert war und nun bei über 20 Millionen gelandet ist (und das Bad ist noch nicht fertig). Fragt man noch, was genau zu welchen Kalkulationen führt, wenn die Schwimmhalle Ernst Thälmann Park nun, hoffentlich, Anfang Januar (man hört, am 09.01.23)  erst wieder öffnet und man für Tiergarten gar nix sagen kann? Btw, Kosten bisher? Mittlerweile Solar auf wie vielen Bäderdächern?


Auch 2022 blieb die häufigste Reaktion der BBB: Geht nicht, weil...

Hier nur das Beispiel eines Duschtarifs, der andernorts eingeführt wurde. Ich hatte das als Beispiel angeführt.

Am schlimmsten finde ich das Misstrauen. Vielleicht ist das berechtigt, wenn ich sehe, welche Teile der Hausordnung vollständig ignoriert werden.


Hier im konkreten Beispiel ist das einfach auch lächerlich. Aktionskarte, Mehrfach Sommerkarte, kein Teil des Tarifsystems. Es ist den BBB sehr wohl möglich, einen Duschtarif temporär einzuführen. Man will sich aber nicht bewegen.

Beweg halt ich mich. Raus aus Bädern.

Persönlich gefeiert habe ich meinen Entschluss, das jeweilige Bad zu verlassen, wenn mal  wieder Großvater Plauderhorst, Athlet Seitenschlag, Großmutter Rückenjesus oder andere Leute in sogenannten "Sportbahnen" rum dümpeln wenn sie mich nerven. Klar, man redet erst mal mit den Leuten. 98% sind allerdings bei "entschuldigung, es wäre nett, wenn sie..."  sofort auf "ist das ihre/ deine Bahn" (gern von Herren mit Tiernamen geschmückt).

Bevor ich gehe, nutze ich natürlich erst mal die nicht als Bahn geleinte Fläche. Krönung: Mitarbeiter sprach mich an, ich möge bitte die "Sportbahn" nutzen. Meine Frage "Wo ist die" wurde mit geblafften "können sie nicht lesen" beantwortet. Auf der Doppel "Sportbahn" befanden sich 4 Damen in Armada Formation nebeneinander- kein schwimmen möglich. Meine Reaktion war dann entsprechend: ICH schon, vielleicht übersetzen sie das mal den Damen.

Ich bin überhaupt nicht mehr bereit, Mitarbeitende zum X. ten Mal um Hilfe zu bitten (anders natürlich bei mir (noch) unbekannten neuen). Das führt zu gar nix.

Ich habe mittlerweile auch einen adäquaten Umgang mit dieser elendigen Unsitte von Badnutzer*innen, ihr 7 teiliges Equipement am Einstieg zu verteilen, gefunden- was glauben die, wie man auf Bahn 4 oder 5 kommt, quer tauchen? Bis zu 40 Teile am Bahneinstieg. Gehts noch? Ich hatte die Leute gefragt, ob sie (wo möglich), ihre Ausrüstung auf den Startblock legen können oder so stapeln, dass man vorbei kommt. Null Einsicht. Mitarbeitende zu fragen machte gar keinen Sinn, nur Schweigen.

 

Der Bäderbetreiber der Hauptstadt hat es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht, wie in so vielen Ebenen der Stadt, Regeln irgendwo hin zu pinseln, damit man sie hat. Kontrolle? Wozu. Da latschen Herren auf das Damen WC, fummeln beim rausgehen noch an ihrer Hose rum, während  frau nur mit Handtuch bekleidet aus der Damendusche kommt. Unzählige Male gebeten, darauf zu achten. Trägheit, Ignoranz oder  was weiß ich. Da werden Unisex Bereiche verweigert, weil, geht nicht, aber frau muss es im Stadtbad hinnehmen, dass Typen da rum geiern?   Bis es mal richtig knallt und so ein Typ auf die falsche Dame trifft.

Regionalleitung wurde in Bädermanagement umbenannt vor ein paar Jahren (6?) und ist jetzt wieder ...tadada...Regionalleitung. Aus "Freizeitbädern wurden "Sternebäder", dann ...Freizeitbäder...

Und wer für die Belange der Öffentlichen Nutzer*innen, also so um die 90% der Bäderbesucher*innen,  zuständig ist, wird immer noch nirgends kommunziert. (Ich lasse mich hier gern korrigieren, aber bitte mit konkretem Namen, Kontaktdaten und seit wann) 


Zurück für die Zukunft allerdings ist die Absenkung der Temperatur, teilweise  nur um ein oder gar ein halbes Grad, in zwei Bäder hat sich nichts geändert. Die meisten Schwimmhallen hatten vor dem Krieg gegen die Ukraine 27- 28 Grad.

26 Grad Wassertemperatur um Energie zu sparen. Ja, manche sind durch vorherige Temperaturen von 30 Grad in SCHWIMMbädern natürlich jetzt erschrocken. Aber mal ehrlich. Es brauchte eine Krieg um zu kapieren, dass Ressourcen endlich sind? 

Wie alle Rückblicke auf meinem Blog, auch solche, die keiner sein wollen, beende ich das hier mit etwas positiven.

Es gibt einen frischen Wind von neuen Mitarbeitenden.

Eine Situation, die mir Hoffnung macht, dass dieses gespenstische "ham wa ja noch nie gemacht" und die Aufsichtsverweigerung "was soll ich da jetzt machen" ausstirbt.

Zwei geleinte Bahnen, auf beiden 1 Person mit extra langen Flossen.

Ja, die sind verboten, kümmert sich aber der Betreiber natürlich nicht drum.

Auf der Bahn, auf der ich schwimme, eine junge Frau. Recht langsam, dachte, das geht schon. Nein. Ich hätte es wissen müssen. 5 Teile kreuz und quer am Rand, plus Latschen & Getränk, so jemand passt nicht auf andere auf.

Ich gehe in die Rollwende, also Arme angezogen, Kopf neigt sich, da startet sie mit den Langflossen. Ich konnte eine Verletzung nur mit einer schmerzhaften Verdrehung in der Drehung verhindern.

Schluss. ich bin raus und zu Mitarbeitenden um zu bitten, das abzustellen. Schildere die Situation und ein Mitarbeiter hakt ein "gerade eben, ja" Ich: ja. "Mit den blauen Flossen? Das habe ich genau gesehen, das geht natürlich nicht. Ich werde die Person ansprechen"

Hurra. Es geht also. Und er hat sie angesprochen. Sie hat natürlich nichts gemerkt(angeblich,  was denkt man, wenn da andere schwimmen?).

Diese Mitarbeitenden, die von sich aus grüßen, freundlich auf Besucher*innen und ihre Fragen reagieren und agieren, braucht der Berliner Bäderbrtreiber dringend. Sie sind Hoffnung, dass es eines Tages wird wie in anderen Städten und Ländern. Bäder mit Pool Rules die auch beachtet und durchgesetzt werden. Bäder, in die man gern geht, weil schon die Mitarbeitenden an der Kasse freundlich sind und ganz offensichtlich Freude am Umgang mit Menschen haben.

(Und klar, der beschriebene Mitarbeiter gehört auch zu den mega freundlichen und natürlich habe ich das dem Betreiber (auch) geschrieben)

 

Ein absolutes Novum bei den Berliner Bäderbetrieben im Jahr 2022

Schwimmen im kalten Wasser auch im Herbst im Freibad Kreuzberg. 'Nur' runter bis ca 15 Grad, aber, so hoffe ich, ein Anfang.

Ok, doof, einen Slogan zu nehmen, der absurd war. "So cool schwimmt nur Berlin" Mir war nicht klar, ob das Arroganz, Ignoranz oder schlicht Unwissenheit geschuldet ist, so etwas zu behaupten.

Muss ich jetzt bei Goethe anfangen oder reicht es zu erwähnen, dass es Weltmeisterschaften im Eisschwimmen gibt. Winterbaden, Winterschwimmen, Dips und so weiter.

Die Entscheidung, in der größten Stadt im Land das endlich auch, zumindest für eine kurze Zeit zu versuchen, war überfällig. Damit ist auch der Größte Bäderbetreiber Europas endlich angekommen in einem Teil des Schwimmsports, der Badekultur, der seit Jahrhunderten Tradition hat.

Ich wünsche mir, dass es keinen Rollback gibt und man 2023 wieder mit Strandbad Wannsee anfängt statt endlich innerstädtisch ein Freibad bereits spätestens im März zu öffnen.

Bevor ich jetzt alles wieder verschwimmen lasse, eine kurze Aussicht auf das Neue.

Mehr über das Schwimmen schreiben.Und das, was im Bad so erlebbar ist.

Noch mehr ins Freiwasser.

Und erstmal in Geduld üben, bis die ganzen "ich mache mehr Sport" Vorsatz Schwimmis wieder auf dem Trocknen sind und, hoffentlich,  nur die netten bleiben.


Mein Blog ist kein neutraler Ort der Berichterstattung.

Ich kommuniziere gerne auf einem freundlichen Niveau mit Menschen die Bäderpolitik anders sehen. 2023 werde ich keine Mails, Tweets, Kommentare mehr beantworten, die dieses Mindestmaß nicht einhalten.