Schild. Bäder. Streich!

Wie viele Schilder kann man anhängen?

Berliner Bäderbetriebe: "Ja!"

Der größte Bäderbetreiber Europas (BBB) hat ein Faible für Schilder in und an seinen Einrichtungen. Teilweise alle paar Meter irgendeine Aufforderung an die Besucher*innen. Manches ist sinnvoll, anderes nur absurd.

Traum

Die Teilnahme am Schwimmverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.

Wer am Schwimmverkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.

Unvermeidbar= man könnte nass werden in einem Schwimmbad!

Realität

Überall, wo Menschen zusammen kommen, müssen Grundregeln eingehalten werden.

Eine Selbstverständlichkeit, dass mit Gemeinschaftseigentum- ja, die Bäder gehören allen, auch den gut 90 % die für die Nutzung bezahlen¹ - also dass damit ordentlich und respektvoll umgegangen wird.

Insbesondere in einem Schwimmbad, der Ort an dem Menschen mit wenig Bekleidung einander ziemlich nah kommen.  (Ja, sehr nah gibt es auch, vor einer Woche Sonntag war es mal wieder so weit.Ja,  ätzend, dass Leute ihre Intimitäten zur Schau stellen und man unfreiwillig Dinge sieht..bäh. Gibts da eigentlich auch was von Ratioph...äh...BBB Farm?)

Diese Grundregeln werden zu oft nicht eingehalten. Und das gilt sogar für das absolute Mindestmaß an Anstand: duschen vor Nutzung!

In allen Bädern hängen natürlich Hinweisschilder, wie man & frau zu duschen hat bevor man das Schwimmbecken nutzt.

Macht keine bis wenige. Selbst bei vom Bäderbetreiber ausgerichteten Schwimmkursen ist das Duschen nicht immer ein Teil den Kinder lernen.

Würde man es lehren, würden die Kinder wissen, dass durch eine kalte Dusche sich das Wasser wärmer anfühlt. Naja, stattdessen wird lamentiert, wie furchtbar kalt es geworden ist (Was übrigens auch bei 30 Grad Wasser der Fall war. Also das Lamentieren. Der erwachsenen (Begleitpersonen))

Auf gut zu lesenden Schildern wird darauf hingewiesen, dass man & frau sich nicht rasieren dürfen. Und Pediküre ist auch nicht erlaubt.

Die Damen, die quasi direkt unter dem Schild zum Rasierer greifen, denen, die den Hornhauthobel in der Umkleide bei geöffneter Tür- frau muss zeigen, wie nichtsdenkend sie sein kann-  die Schrunden bearbeitet, zeigen, es wird nichts geahndet. (Wie mir bekannte Herren berichten, ist es in ihren Bereichen nicht anders. Bis hin zum Zähne putzen in der Dusche)

Gut, Personal kann nicht überall sein, aber selbst Hinweise auf wirklich krasse Verstöße werden meist mit einem Achselzucken belegt. Beliebteste Reaktion: "Und was soll ich da jetzt machen".


Dieses Schild hat gar nichts gebracht. Die Dame, die Meter weise Papier zum abtrocknen genutzt hat,  sich Ganzkörper rasiert hat, macht einfach weiter.

(Bild aus Checkpoint Tagesspiegel, 02.07.2018)



Man könnte auf die Idee kommen, Verantwortliche für Schilder in den Berliner Bädern waren in ihrem vorherigen Arbeitsleben mit der Straßenverkehrsordnung beschäftigt.

So viele Schilder. Oft verwirrend, sich widersprechend.

Das ist in den Bädern der Stadt nicht anders. Und führt dazu, dass Schilder einfach unsichtbar werden.

Je mehr Hinweise, desto weniger werden sie wahrgenommen.

Schilder stehen im Dutzend in einem Freibad und interessieren nicht

Die anderen wuchern immer weiter zu.

 



Schilder, die darüber hinweg täuschen, dass wochentags meist nur 25 Meter zur Verfügung stehen

Hinweise, die keinen interessieren. Da fragt man sich,ob Zeichnungen nicht besser wären



Und wenn man dann die selbst gebastelten Schilder in einem neulich von mir aufgesuchten Kombibad sieht- "Vereinsbetrieb" steht drauf und ein Bild  mit Enten ist da aufgeklebt, dann weiß man, Schild und Schwimmbad scheinen einander zu bedingen, wenn selbst Mitarbeitende zu Pinsel & Papier greifen und Collagen erstellen.

Das Schild "Schwimmbahn ist  Hand gemalt. Macht nix, beide Schilder kamen gar nicht erst zum Einsatz, weil dort eh alle machten, was sie wollten. Immerhin hatten Mitarbeitende sehr viel zu besprechen, so dass man im Stuhlkreis während der gesamten Stunde meines Aufenthalts sich gegenseitig Dinge auf dem Handy zeigte. Vermutlich Grafiken für weitere Entwürfe neuer Schilder... Während der Typ auf dem T einfach mal überholte, andere (nicht mich) gefährdete und dann nicht von der Wand kam...

"The Berliners did not know aaaany pool rules" sagte mal jemand in einem Bad.

Doch, schon, aber sie werden halt, wie so vieles, einfach ignoriert.


Das stand mal kurzfristig in einem Schwimmbad und ist, trotz gut erklärter Regeln, völlig ignoriert worden. Ja, Leute haben am Anfang der weltweiten Pandemie versucht, sich nicht zu nah zu kommen. In  vielen Bädern war das jeweils kurz nach Wiedereröffnung Geschichte.


In vielen Bädern Schilder mit dem Hinweis "Schuhe ausziehen",  ein Regal/ eine Ablage im Eingangsbereich suggeriert, dass man sie dort abstellen soll- warum eigentlich und wer garantiert, dass die nicht gestohlen werden?

Spoiler: niemand, als Argument "man kann sie ja mitnehmen und im Spind einschließen". Super Idee, mit zwei Kindern, Taschen, Kinderwagen und Co. Von Rollator erst gar nichts gesagt, auch noch die Schuhe in der Hand und vom Personal angeblafft werden, dass "der Gang geschlossen" ist, während sich im nächsten keine freie Kabine mehr findet. Aber das ist ein anderes Thema.

Ja, man kann dann prima Sockfuß durch den  von Badelatschen nassen Gang. Und nein, ich ziehe meine Schuhe nicht aus, ich nutze Überzieher. 1000 Stück habe ich gekauft.

Warum zum Teufel kann ein Bäderbetreiber, der mit über 100 Millionen Euro bezuschusst wird, den Nutzerinnen und Nutzern, die ein ordentliches Eintrittsgeld zahlen müssen, eigentlich keinen Service anbieten und diese wiederverwendbaren Dinger zur Verfügung stellen?

Vermutlich aus dem gleichen Grund, warum föhnen 5, teilweise sogar 10 Cent kostet.No Service please, wir sind ein Dienstleister.

Schildbürgerbäder?

Ich bin ja mittlerweile nicht mehr sicher, ob uns der größte Bäderbetreiber Europa nicht doch seit Jahren trollt mit seinen Schildern.

Ok, das Schild im Bild wurde dann auch bei den Bädern entdeckt als Quatsch.

Dennoch:

Keine Aussage, keine Ansage, kein Verbot wird wenigstens meistens durchgesetzt oder gar geahndet.

Du bist ungeduscht? Egal

Du springst vom Längsrand? Sieht keiner der gerade guckt.

"Schnellschwimmbahn"? Wer ist schnell: der Mann, den du auf der 25 er Bahn auf 100 Meter zwei Mal überholst ist schnell.(Reales Beispiel, erlebt in einem Lankwitzer Bad)

Noch schlimmer ist nur "Sportschwimmbahn". Da dümpeln ganze Armadas nebeneinander- erwähnte ich schon, dass so auch sogenannte 'Doppelbahnen' bezeichnet werden? Sieben Schritte um von einer auf die andere Seite zu kommen- wie macht man da ne  Rollwende? Selbst ne Kippwende ist unmöglich. Wandblockaden zum schwatzen und für Trainingsanweisungen bei illegalem Schwimmunterricht. "Müssen sie selbst regeln" Nein, ich muss mich nicht von renitenten Querpaddlern sexistisch beleidigen lassen  oder den Egoismus der Super Athlet*innen akzeptieren, die ihre Trainingspläne lesen, aber pool rules nicht respektieren.

Schilder, die so gestellt werden, dass neue Nutzer*innen denken, "das ist die Sportbahn", aber in der Relität gesagt werden kann, "nein, das Schild steht ja..." quer (mittig zwischen zwei Bahnen), blabla als Ausrede, nix sortieren zu müssen.

Und bitte, "wenden sie sich an das Personal vor Ort" bei Beschwerden, Fragen, Hinweisen an Verwaltung", ist keine Lösung. Wären Probleme vor Ort gelöst worden, würde kaum jemand sich die Mühe machen und Mails/ Briefe schreiben.

 


Und bevor jemand schreit: Sportschwimmen ist unabhängig vom Tempo. Man schwimmt rechts, überholt nicht ab dem T, steht an der Wand weder mittig noch links- wenn kein Platz ist, raus wenn es sein muss. Aber, was red ich...



Barfuß am Beckenrand? Gilt nicht für Spezis mit Schuhen. "Ham wa schon immer so jemacht, die Botten sind ja nicht dreckig" (Doch, sind sie)

Flossenverbot in der Hausordnung? Wer liest denn so was?

Rauchverbot? Wer will das durchsetzen wenn eine im Wasser raucht.

Und so könnte man weiter, unzählige Beispiele  bringen.

Die Schilder können alle weg

Im Ernst, Berliner Bäder. Hängt sie ab, stellt sie in die Keller oder legt sie auf den Grill als Anzünder. Ich helfe gern mit die "Sportbahn Schilder" zu entfernen. Die sind einfach nur lächerlich, wenn, statt schwimmende Menschen, dort Leute im Wasser senkrecht hängen und mit den Armen rudern. Und, wie im Fall zweier Frauen, auf andere versuchen einzuschlagen, aber das ist auch ein anderes Thema. Gewalt in Schwimbädern.

Schilder, die  niemand beachtet, weder Bädernutzer*innen noch Mitarbeitende,  braucht man nicht.

Oder, wie wäre es damit, Regeln durchzusetzen?

Schon mal ne Ladung Haarspray beim vorbei schwimmen eingeatmet?

Für den Anfang: Lasst ein Schild hängen und setzt durch, was drauf steht.

Anfangen könnt ihr am besten damit, dass Leute duschen müssen. Würde allen helfen.


¹In Berlin zahlen Vereine und Schulen nichts, weder für die Nutzung noch für das Fernbleiben von reservierten Flächen.