Alles bleibt wie es ist, nur wird es neu oder: Wunderbad


Podiumsdiskussion des Schwimmverein "BSV Friesen 1895 e.V."

Podiumsteilnehmer*innen:

Moderation Lars Rauchfuß, SPD, Abgeordneter

Teilnehmer*innen

Angelika Schöttler, SPD, Stadträtin Tempelhof Schöneberg

Nicola Böcker Giannini, SPD, Staatssekretärin Sport

Jürgen Peters, stellvertretender Vorsitzender BSV Friesen e.V.

Der Größte Bäderbetreiber Europas hatte keine Person auf diese seit Monaten geplante Podiumsdiskussion entsendet.  Grund, auf meine Nachfrage, man nehme während Wahlkampfzeiten an keiner derartigen Veranstaltung teil.

Kein Schwimmbad Neubau in Mariendorf

Der fünftgrößte Schwimmverein Berlins hatte die Veranstaltung initiiert, weil 2022, nach  8 Jahren Ankündigungen, vom Senat mitgeteilt wurde, dass es in Mariendorf kein  neues Schwimmbad geben wird.

Die SIWANA Mittel (Sondervermögen Infrastruktur der wachsenden Stadt und Nachhaltigkeitsfonds) von 60 Millionen Euro würden für 2 Bäder nicht ausreichen, also für 2 Multifunktionsbäder.

Über den Bau zweier Standardbäder für die beiden Bezirke wird leider gar nicht erst nachgedacht?

Nun soll nur das in  in Pankow (geplante)  gebaut werden. Es soll (Stand 2023, Januar) 75 Millionen Euro kosten

J. Peters von den Friesen fasste die dringlichsten Fragen und Bedenken zusammen in der Eröffnung der Veranstaltung.

Der Moderator liess dann sowohl die Landesvertreterin als auch die Bezirksvertreterin zu Wort kommen und danach sollte es die Fragerunde geben.

Worum geht es?

Unter dem  Berliner Bäder (BBB) Vorstandsvorsitzenden Ole Bested Hensing(2013-2015) wurde ein Bäderkonzept erstellt, in dem es unter anderem geplant war, 2 Multifunktionsbäder (MUFTI) zu bauen.

Multifunktionsbäder sind keine Kombibäder, sind keine Spaßbäder!

In Pankow hat man seitdem 2 Bäder komplett zu Ende saniert, das Freibad soll saniert werden. Pankow hat 5 Schwimmhallen, darunter den jüngsten Neubau in Berlin, das privat sanierte, 2016 eröffnete ehemalige Stadtbad Prenzlauer Berg, 1 Freibad, 1 Strandbad, ca 413 Tsd Einwohner*innen

und

in Mariendorf, Bezirk Tempelhof Schöneberg, in dem kein Schwimmbad umfassend saniert wurde seit Jahrzehnten. Der Bezirk hat 4 Schwimmhallen, 2 Freibäder, ca 348 Tsd Einwohner*innen)

Das Mufti in Mariendorf sollte 50 Meter innen und ein 50 Meter Außenbecken haben, außerdem variabel nutzbare, kleinere Wasserflächen. (Das heutige Kombibad hat innen 1, außen 2 Wasserbecken a 50Meter, außerdem 1 Lehrschwimm- und 1 Sprungbecken)

Es gab dazu einige parlamentarische Sitzungen in BVV und AGH, außerdem Veranstaltungen zur Information.

Zuletzt wurde auf einer Infoveranstaltung 2019 am selben Ort quasi schon die Farbe der Türen und viele kleine Wünsche und Details besprochen.

Das Aus für den Schwimmbad Neubau hat viele überrascht, die nun in Aussicht gestellte, umfassende Sanierung freut viele Stammnutzer*innen, die seit Jahren und Jahrzehnten lieber das Hallenbad ihrer Kindheit behalten woll(t)en und den Neubau abgelehnt haben.

Dringliche Fragen

Sind die Mittel für eine umfassende Sanierung vorhanden (gesichert)

Wo schwimmt der Bezirk, also Schulen, Verein, Öffentlichkeit während der Sanierung?

Wird über eine Interimshalle nachgedacht?

Zusammenfassung der Aussagen

Die Staatssekretärin sagte, dass eine Sanierung voraussichtlich 2024-2027 erfolgen wird.

Die Mittel dafür werden priorisiert von den BBB in der Vorhabenplanung hinterlegt.

Auf die Frage, was passiert, wenn das Bad doch nicht sanierungsfähig ist, will man sehen, wie es weiter gehen kann.

Sie stellte ein Interimsbad (Zwischenlösung,z.B. Leichtbauhalle, keine Traglufthalle) in Aussicht. Genaue Zeitangaben wurden nicht gemacht.

Ein Standort müsse gefunden werden, da  eine Interimshalle auf dem Gelände des Kombibad voraussichtlich unmöglich sei, das würde aber noch mal genau geprüft.

 

Die Stadträtin sagte zu, dass man sich um Bebauungspläne kümmern werde, so dass der Standort als Schwimmbad gesichert sei.

Fragerunde

Unter den  etwa 30 Anwesenden waren unter anderem der CDU Abgeordnete C. Zander, der Sportausschussvorsitzende und CDU BVV Mitglied, H. Kliem, außerdem die BVV Verordnete der Linken,  K.Friedrich Marg und M. Zander Rade, BVV Verordnete der Partei Die Grünen.

Frau Zander Rade eröffnete die Fragerunde und machte auf eines der Hauptprobleme  aufmerksam durch ihre kurze Schilderung des Hergangs (Stand Planung Mufti). In der BVV gab es einen Beschluss April 2022. Erst Ende 2022 wurde das seitens BBB thematisiert und dann für erledigt erklärt. (Den Vorgang detailliert darzulegen, führt hier zu nichts)

Der Landesbetrieb ignoriert weitestgehend Anfragen, Beschlüsse aus den Bezirken. Fast alles wird schlicht abgewimmelt (ja, ich meine dieses Wort wie ich es schreibe)Verschafft man sich, z.B. nur zum Thema Bäder, einen Überblick, stösst man immer wieder auf diesen Umstand in allen Bezirken.

Die Staatssekretärin sagte zu, das Problem im Jour Fixe nächste Woche mit den BBB anzusprechen (Die BVV muss da nachhaken)

Die Herren vom Bezirkssportbund fragten nach der Absicherung der Finanzierung, machten darauf aufmerksam, dass es in einem (nun fast) 50 Jahre alten Bad immer unliebsame Überraschungen gäbe.

Ein Herr aus dem Publikum fragte, ob für die Interimshalle irgendwo "ein Loch gebuddelt gebaut und später wieder abgerissen würde" (Nein, so die Staatssekretärin, eine Interimshalle sei wieder verwendbar. Ich habe dem Mann gesagt, dass eine Leichtbauhalle keinen Technik Keller hat, Beispiel Kreuzberg)

H. Kliem fand die deutlichsten Worte für den Ist Zustand des Kombibad (und der anderen Bäder). Er merkte an, dass uns vor einigen Jahren am gleichen Ort (s.o.) quasi schon die Saunen Handtücher Farben vorgestellt wurden und nun eine Sanierung erfolgen soll eines Schwimmbads, dessen Sanierung "unmöglich" war 2015, dann zu teuer mit 15 Millionen und nun für weit über 30 Millionen doch saniert werden soll. Er fragte auch, was passiert, wenn das Bad vorzeitig vom Netz gehen  müsse. Dies sei durchaus realistisch angesichts des maroden Zustands.

Eine Dame fragte, warum das Bad Ostern 2023 geschlossen würde, wenn doch erst 2024 saniert würde (es handelt sich bei der Schließung um die jährliche Revision)

Meine Frage an die Friesen, ob man sich vorstellen kann, in einer Art kommunaler und gemeinnütziger Partnerschaft ein Bad (das Interimsbad) zu betreiben. Ja, so Herr Peters, das ist vorstellbar, die Friesen wären ganz grundsätzlich dazu bereit.

Meine Frage an die Staatssekretärin, wie sicher gestellt wird, dass hinterlegte Mittel auch wirklich für die Sanierung genutzt werden (ich habe an Sanierung Thomas Mann und andere erinnert). Dazu sagte sie, dass ihre Senatorin im Aufsichtsrat sitze und dort die Aufsicht darüber führt und dafür Sorge tragen wird, dass es so sein wird.

Die Staatssekretärin hat sich, meinen Aufzeichnungen nach, nicht konkret geäußert auf die Frage, was passiert, wenn das Bad vom Netz geht wegen des maroden Zustands (Der BBB Vorstandsvorsitzende hatte dazu gesagt, dass man das dann sehen werde). Sie sei zuversichtlich dann eine Lösung zu finden.

 

Sie merkte an, dass für (weitere) Fragen, man ihr eine Mail schreiben könne. Die Adresse sei ja den wichtigen Leuten bekannt.

Für die anderen nenne ich hier ein paar andere Optionen, an die man Fragen stellen kann zu Bädern:

StSSport@seninnds.berlin.de

rene.schuelzky@seninnds.berlin.de

https://fragdenstaat.de/anfrage-stellen/

Johannes.Kleinsorg@berlinerbaeder.de

Fazit

Siehe das Gedicht.

Ein Bäderbetrieb und eine Landesregierung  die nun eine Sanierung für rund 32 Millione für möglich halten, nachdem 15 Millionen (2015) zu viel waren.

Ein Senat, der Aufsicht über hinterlegte Mittel führt und ein Interimsbad in Aussicht stellt.

Das dann 50 Jahre alte Bad wird umfassend saniert. Wahrscheinlich für etwa 32 Millionen Euro. 2030 steht also der Betonkasten aus dem "Goldenen Plan" nach wie vor in der Landschaft

Bitte, ich persönlich kenne die Wege, die sich nicht grundlegend ändern werden (siehe Spandau und Gropiusstadt). Ich fände natürlich einen Neubau Standardbad besser, sowohl für Neukundschaft als auch für das Stadtbild. Es liegt auf der Hand, dass 2030 ein sanierter Bau aus den 1970 er Jahren ein sanierter Bau aus den 1970er Jahren sein wird. Am Ende ist es dann aber egal. Betonklotz hat Vorteile. Kein Umgewöhnen. Für das Stadtbild allerdings traurig. Mir stellt sich die Frage, wie viele Neukund*innen die BBB in den bereits (teil) sanierten Kombibädern gewonnen haben?

Die Sanierung soll nächstes Jahr beginnen. Wann und wo eine Zwischenlösung stehen wird ist unbekannt. (Der Bäderchef in einem Sportausschuss BVV 2022auf die Frage  wo Schulen, Vereine, Öffentlichkeit schwimmen: die Öffentlichkeit ist leider raus, aber Schulen und Vereine hätte man noch immer untergebracht (nein!))

Ein Bebauungsplan wird erstellt, falls es irgendwann da mal einen Anbau o.ä. geben soll/ muss.

Was mich am allermeisten beeindruckt hat, war die Fachexpertise der Staatssekretärin: Eine Sanierung geht schneller als jeder Neubau.

 

Klingt doch alles wunderbar.

Sanierung, Zwischenlösung,Kostensicherung, alles in Aussicht gestellt.

Bis alles neu ist im alten, freue ich mich über das tägliche Wunder im Kombibad Mariendorf trotz des dortigen Zustands schwimmen zu können.


Ich nutze "Staatssekretärin" "Stadträtin" etc, damit Menschen, die nicht so in der Bäderpolitik drin sind, wissen, welche Ebene was sagte.